Victor Léon (Pseudonym für Victor Hirschfeld), * 4. Jänner 1858 Senica, Slowakei (laut Meldezettel vom 11. Mai 1937; nach anderen Unterlagen 1. Jänner 1860 Wien), † 23. Februar 1940 Wien, Schriftsteller, Dichter, Librettist.
Biografie
Victor Hirschfeld war der Sohn des Rabbiners Jakob Heinrich Hirschfeld. Nach Studien der Philosophie in Augsburg und Wien besuchte er das Wiener Konservatorium und wurde zunächst Journalist.
Bereits während seiner Gymnasialzeit verfasste Hirschfeld Bühnenstücke und im Jahr 1878 gab er sein erstes Theaterstück ("Falsche Fährte" bzw. "Postillon d’amour") unter dem Pseudonym Victor Léon in Druck.
Er war mit Hermann Bahr befreundet und stand dem Literatenkreis im Café Griensteidl nahe. Außerdem war er Dramaturg am Theater in der Josefstadt, am Carltheater, am Theater an der Wien und am Deutschen Volkstheater.
Victor Léon schrieb zahlreiche Dramen, Volksstücke und Essays sowie (zum Teil gemeinsam mit seinem Bruder Leo Hirschfeld, Pseudonym Leo Feld, sowie mit seinem Freund, den Librettisten Leo Stein) eine große Zahl von Operettenlibretti für prominente Komponisten, darunter Richard Heuberger (Der Opernball, 1898), Johann Strauss Sohn (Simplicius, 1887, Wiener Blut, 1899; arrangiert von Adolf Müller den Jüngeren), Franz Lehár (Der Rastelbinder, 1902; Die lustige Witwe, 1905; Das Land des Lächelns, 1930) und Leo Fall (Der fidele Bauer, 1908).
Ab 1938 durfte Victor Léon aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht mehr arbeiten, konnte aber durch den Einsatz von Franz Lehár zumindest in seiner Villa in Hietzing verbleiben, wo er 1940 verstarb. Victor Léon war mit Ottilie Popper (1869–1942) verheiratet und ist in einem Ehrengrab auf dem Hietzinger Friedhof begraben. 1955 wurde die Viktor-Leon-Gasse nach ihm benannt.
Victor Léons Nachlass befindet sich in der Handschriftensammlung und der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Nachlass Victor Léon
- Wienbibliothek im Rathaus: Musikalischer Nachlass Victor Léon
- Wienbibliothek Digital: Victor Léon
Literatur
- Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 279 ff.
- Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986
- Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 02.01.1958 und 30.01.1965
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 256
- Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Bern: Francke 1949 - 1958
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr 1953 ff.
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
Victor Léon im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Wikipedia: Victor Léon
- Stefan Frey: Victor Léon, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2009
- Nachlässe in Österreich - Personenlexikon: Victor Léon
- Wienbibliothek im Rathaus – Blog: Im Lesesaal mit Barbara Denscher: Eine detektivische Ader