Weinhaus (Vorort)

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Daten zum Objekt

Weinhaus (18.), Vorortgemeinde, 1890/1892 in den 18. Bezirk (Währing) als Katastralgemeinde eingemeindet.

Die Ortschaft soll, wie eine Sage überliefert, von einem sehr berühmten Wein(ausschank)haus ihren Ausgang genommen und danach zu einem Dörfchen angewachsen sein. Urkundlich wird Mitte des 13. Jahrhunderts in Wien ein Bürgergeschlecht Weinhauser erwähnt (ein Chunradus urkundete 1267, ein Marquard 1314), doch ist eine Verbindung unsicher. Die älteste urkundliche Nennung des Dorfs findet sich 1349; in der Folge sind einige Grundbesitzer bekannt. Der Ort lag zu beiden Seiten der Talenge des Währinger Bachs (der erst 1886 mit großem Kostenaufwand verlegt wurde) und konnte sich zwischen zwei langgestreckten Höhenrücken (von denen einer Hohenwarth hieß [1683 eine türkische Feldbefestigung; Türkenschanzpark]) baulich nur mühsam entwickeln (entlang des Bachs etwa bis zum heutigen Schubertpark).

Die Bewohner wurden durch den Weinbau teilweise recht wohlhabend, weil für das weiter außerhalb der Stadt gelegene Gebiet die mehrfach ausgesprochenen Beschränkungen hinsichtlich der Neuanlage von Weingärten nicht galten. 1529 und 1683 verwüsteten die Türken den Ort (Erste, bzw. Zweite Türkenbelagerung).

Nach einem langen Rechtsstreit ging die Grundherrschaft vom Stift Michaelbeuern auf die Pfarre Hütteldorf über (jedenfalls vor 1680). Leopold I. ließ für seine beiden Söhne ein Lustschlößchen errichten, das nach Joseph I. in verschiedene Hände kam und schließlich von Graf Hardegg 1817 in einer Lotterie ausgespielt wurde (1866-1868 wurde an seiner Stelle die niederösterreichische Landes-Zwangsarbeitsanstalt (Zwangsheilanstalt Weinhaus) erbaut).

Die Kirche "Zum heiligen Josef" (Weinhauser Kirche) war ursprünglich eine Filiale der Währinger Pfarre (wie Weinhaus überhaupt mit Währing eng verbunden war), wurde jedoch 1853 eine eigene Pfarre; auch die Schule war gemeinsam; Beerdigungen fanden am Währinger Friedhof statt.

1809 schlugen die Franzosen auf der Türkenschanze ihr Lager auf (die Offiziere wurden in Weinhaus einquartiert), 1830 trat der Währinger Bach aus den Ufern, 1844 brach eine Typhusepidemie aus, 1848 wurde eine Nationalgarde gegründet, am 24. Oktober1848 rückte die kaiserliche Artillerie in das konservativ-kaiserliche Weinhaus ein und begann vom Czartoryskipark aus die Stadt zu beschießen.

Ende der 1850er Jahre wurde die Gasbeleuchtung auf den Straßen eingeführt.

Siegel

Der Vorort Weinhaus führte ein Siegel, das einen halbrunden, seitwärts geschweiften, oben leicht ornamentierten Schild zeigt, darin auf einem Rasen zwei Männer, die an einer Stange eine große, an einem Blätterstiel hängende Weintraube tragen, rechts und links vom Schild eine Rose. In dem anderen Abdruck erscheint dasselbe Bild unmittelbar im Siegelgrund. Umschriften: a) † SIGIL : GEMEIN ZV : WEINHAUS. ̴ b) ҉ [Blütenblätter] GEMEINDE ҉ WEINHAUS.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Währing.

Häuser

  • 1543: 40
  • 1558: 40
  • 1564: 41
  • 1582: 38
  • 1590: 39
  • 1600: 42
  • 1643/58: 40
  • 1683: 24
  • 1690: 35
  • 1695: 40
  • 1745: 40
  • 1751: 40
  • 1787: 46
  • 1794: 42
  • 1819: 35
  • 1822: 41
  • 1830: 43
  • 1851: 46
  • 1869: 40
  • 1880: 51
  • 1890: 83

Einwohner

  • 1745: 450
  • 1783: 415
  • 1794: 327
  • 1824: 453
  • 1832: 504
  • 1837: 511
  • 1840: 523
  • 1846: 662
  • 1850: 796
  • 1860: 554
  • 1869: 988
  • 1880: 1.416
  • 1890: 2.192

Häuserschematismen

Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Bürgermeister

  • Leonhard Trummler (ab 1851)
  • Leopold Stock
  • Johann Ofner
  • Michael Grabmayer
  • Karl Ernst Mayer
  • Sebastian Mayer (ab 1879).

Quellen

Literatur

  • Helmuth Haas: Aus der Geschichte des Dorfes Waldhaus. In: Unser Währing 30 (1955), Heft 2, S. 3 ff.; Heft 3, S. 2 ff.
  • Unser Währing 2 (1967), Heft 4, S. 40 ff.
  • Unser Währing 30 (1995), Heft 2, S. 3
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 187 ff.
  • Robert Messner: Der Alsergrund im Vormärz. Historisch-Topographische Darstellung der nordwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verlag Notring 1970 (Topographie von Alt-Wien, 2), S. 75, 132, 235 ff., 252, 267
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 50
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 8), S. 110
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 357 ff.
  • Anneliese Rektenwald: Beitrag zur Geschichte von Währing und Wien für die Jahre von 1680 bis 1820, Dissertation Universität Wien, 1967
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 423
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVIII, Taf. L

Bevölkerungsgeschichte