Wertheim
Im Jahr 1852 begann Franz Wertheim in Erdberg mit der Herstellung feuerfester Kassen. Er erhielt dabei Unterstützung seitens der Regierung und der technischen Forschung. Am 19. Februar 1853 fand auf der Sandgestätte auf der Landstraße eine erfolgreiche Probe statt, worauf die Steuerämter, die Nationalbank und die wenigen Geschäftsbanken Aufträge an Wertheim erteilten. Ab 1857 exportierte die Firma in das Osmanische Reich und nach und nach in südosteuropäische Länder, nach Russland, Italien, Persien und Japan. 1862 übersiedelte er auf die Wieden. Nach einer raschen Expansion wurde das Unternehmen 1872 zu nächst als Aktiengesellschaft, dann ab 1878 als offene Handelsgesellschaft geführt. Ab den 1880er Jahren wurden auch Aufzüge produziert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts 70.000 feuerfeste Kassen erzeugt, über 18.000 Sicherheitsschlösser und rund 1.000 feuerfeste Türen. Standort der Produktion war zunächst ein Mietobjekt in Erdberg, ab 1858 die neuerrichtete, einstöckige Fabrik in der Louisengasse 6. 1898 stand neben zahlreichen Spezialgeräten eine Dampfmaschine mit 30 PS zur Verfügung. Die jährliche Produktionskapazität lag bei etwa 2.000 Stück. 1902 wurde der gleichnamige Sohn von Wertheim Alleininhaber der F. Wertheim & Co. die ab 1911 wieder als Aktiengesellschaft firmierte. 1920 wurde die Budapester Fabrik des Unternehmens verkauft und mit der Marchegger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG fusioniert, diese jedoch 1935 wieder verkauft. Nach dem „Anschluss“ wurden von der Kassen-, Aufzugs- und Maschinenbau AG F. Wertheim & Comp. Produktionsstätten in Favoriten und Hernals errichtet. Jene in Favoriten wurde nach 1945 zum Hauptwerk. Dank der günstigen Konjunktur erreichte Wertheim Ende der 1950er Jahre die Dimension eines Großunternehmens und im Jahr 1974 einen Höchststand von 1.400 Mitarbeitern. Von Bedeutung für die Unternehmensgeschichte war der Verkauf von 42% der Aktien von der Creditanstalt an den Schweizer Aufzugshersteller Schindler im Jahr 1969. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Angebot auf Bank- und Objekteinrichtungen und die Lohnfertigung von Baugruppen erweitert. 2012 startete Wertheim mit dem Bau von Niedrigenergiehäuser mit Komfortwohnungen und präventiven Sicherheitseinrichtungen.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/1: Handelsregister E 1/1, Franz Wertheim 1863 - 1887
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/22: Handelsregister E 22/255, D. Flir vorm. Franz Wertheim
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/1: Handelsregister Ges 1/2, F. Wertheim & Comp. 1863-1872
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/12: Handelsregister Ges 12/207, Actiengesellschaft der erstem österreichischen Cassen-Fabrik; vormals F. Wertheim & Comp. 1872-76
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/20: Handelsregister Ges 20/203, Actiengesellschaft der ersten österreichischen Cassen-Fabrik (vormals F. Wertheim & Comp.); Actiengesellschaft der ersten österreichischen Cassen-Fabrik (vormals F. Wertheim & Comp.) in Liquidation 1876-83
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/22: Handelsregister Ges 22/241, F. Wertheim & Comp. 1878-86
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/33: Handelsregister Ges 33/200, F. Wertheim & Comp 1888-1902
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/35: Handelsregister E 35/305, F. Wertheim & Comp. 1902 ?? -
Literatur
- Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 352-353.
- Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 2, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 308-310.
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