Wienerland
Als Wien zu Beginn der Ersten Republik von Niederösterreich getrennt und zum eigenen Bundesland wurde, gab es verschiedene Pläne und Vorschläge, wo die Grenzen zwischen den beiden Bundesländern verlaufen sollten.
Anfang 1920 wurde der Plan "Wienerland" in die Diskussion eingebracht, dessen Urheber nicht gesichert ist. Genannt werden die Sozialdemokraten Robert Danneberg, Anton Ofenböck (Bürgermeister von Wiener Neustadt) und Oskar Helmer (damals Mitglied des Gemeinderates von Wiener Neustadt und Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag).
Das Bundesland "Wienerland" sollte aus dem Stadtgebiet von Wien und dem südlichen davon gelegenen Industriegebiet bestehen. Im März 1920 stellte Anton Ofenböck auf einer Konferenz der sozialdemokratischen Parteiorganisationen des Industrieviertels diesen Plan vor, der dann von der Gesamtpartei übernommen wurde. Durch diese Lösung hätte Niederösterreich die steuerstärksten Gebiete verloren, weshalb die Christlichsozialen ihre Zustimmung verweigerten. Robert Danneberg brachte deshalb die Idee einer Volksabstimmung über die Landesgrenzen auf, an die auch in den obersteirischen Industriegebieten stattfinden könnte. Realpolitisch war eine derartige Volksabstimmung aber nicht durchzusetzen.
Literatur
- Barbara Steininger: Wie das Bundesland Wien entstand. In: Bernard Hachleitner/Christian Mertens [Hg.]: Wien wird Bundesland. Die Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich. Salzburg/Wien: Residenz 2020, S. 69-81