1., Bauernmarkt 9 (Konskriptionsnummer 580), Wildpretmarkt 6.
Dieses Gebäude trug früher den Namen "Zum weißen Lamm". Es wird erstmals im Jahr 1438 urkundlich erwähnt. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es nach seinem Besitzer auch "Grünersches Haus" genannt, wobei der Name auch noch nach einem Besitzerwechsel gebräuchlich blieb. Nach dem Tumult beim Oppenheimerschen Haus (Zur Brieftaube) kam es immer wieder zu antisemitischen Ausschreitungen. Um die Situation zu beruhigen, versuchte der Staat, Juden und Christen so weit als möglich zu trennen. Am 28. Dezember 1723 verbot der Kaiser, dass Juden in "Christenhäusern" wohnten. Das Haus Bauernmarkt 9 wurde infolge dessen (neben anderen Häusern) als "Judenhaus" deklariert.
Im 19. Jahrhundert stand das Gebäude im Besitz der Familie Neilreich (der Botaniker August Neilreich starb hier), durch Vererbung zersplitterten die Besitzverhältnisse zunehmend und durch Verschwägerung kamen auch weitere Familiennamen hinzu. In dieser Zeit wurde es auch "Neilreichsches Haus" genannt.
Im Jahr 1900 wurde das Haus abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt, der 1920 von der Firma "Adolf & B. Hofbauer" erworben wurde. Am 8. April 1945 wurde das Gebäude von einer Brandbombe getroffen und brannte vollkommen aus. 1953 wurde das heutige Haus nach Plänen von Rudolf Sorgo errichtet.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 707ff.