Wilhelm Pressel
Wilhelm Pressel, * 28 Oktober 1821 Stuttgart (Württemberg), † 16. Mai 1902 Konstantinopel/Istanbul (Türkei), Eisenbahntechniker.
Nach Absolvierung einer Lehre als Steinmetz und längerer Wanderschaft in England und Frankreich unterrichtete er ohne formale Ausbildung seit 1841 als Dozent am Polytechnikum Stuttgart die Fächer Mathematik und darstellende Geometrie. Unter dem Einfluss des württembergischen Baudirektors Karl von Etzel wandte er sich dem Bau von Eisenbahnstrecken zu. Erste praktische Erfahrungen sammelte er beim Bau der schwierigen Strecke Geislingen-Ulm (1844–1850) und bei der Errichtung der Geislinger Steige. Sie gilt als die erste Gebirgsquerung einer Eisenbahn in Kontinentaleuropa. Anschließend arbeitete er 1853-1858 bei der Schweizer Zentralbahn, für die er den 2,7 Kilometer langen Hauensteintunnel bei Basel ausführte. Auf Empfehlung Etzels wechselte 1862 Pressel zur österreichischen Südbahn-Gesellschaft und baute die Brennerbahn von Innsbruck nach Bozen. Seit 1865 war er Direktor der Gesellschaft. 1869 ging Pressel in die Türkei als technischer Leiter der europäischen-türkischen Eisenbahnen von Bosnien bis Konstantinopel. Danach war er 30 Jahre lang fast ausschließlich mit der Projektierung von Bahnen in Anatolien beschäftigt. Ab 1872 Generaldirektor der ottomanischen Eisenbahnen. Er entwarf ab 1873 ein 6 800 Kilometer langes Eisenbahnnetz in Anatolien. Seine Planungen dienten als Grundlage für die Bagdadbahn (1903-1940).
Werke
- Der Bau d. Hauensteintunnels auf der Schweizer Centralbahn, 1860 (mit J. Kaufmann)
- Ventilation und Abkühlung langer Alpentunnel, 1881
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.. Bd. 8. S.268
- Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Zum fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner kaiserlichen und königlich-apostolischen Majestät Franz Joseph I. 2. Band. Wien [u.a.]: Prochaska 1898, S. 212