Wirtschaftliche Nutzung von Fäkalien
In den Jahresberichten des Wiener Stadtphysikates werden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder Anträge von Ökonomen diskutiert, welche die städtischen Fäkalien für ökonomische Zwecke nutzen wollten. Fäkalien enthalten sehr viele Nährstoffe, die dem Pflanzenwachstum dienen und eignen sich somit hervorragend zur Herstellung von Düngemitteln. Bereits im Jahr 1863 veröffentlicht der Beamte August Al. Fürst eine Denkschrift, in der er die Verwertung der städtischen Fäkalien zu Düngezwecken propagiert.
Unter anderem wurden auch Projekte angedacht, in denen die Abfallwässer der gesamten Stadt der Berieselung des Marchfelds zugeführt werden sollen. Bereits bei der Planung für die Sammelkanäle entlang des Donaukanals schloss das Stadtphysikat eine zukünftige Verwertung der Abfallwässer für die „Bodenkultur“, wie sie das in ihrem Bericht vom Jahr 1892 auf Seite 97 nennen, nicht aus. Ein weiteres Projekt in diese Richtung wurde von Bauingenieur Wilhelm Wodicka vorgeschlagen. Keines dieser Projekte wurde je umgesetzt.
Literatur
- August Al. Fürst: Auch eine Lebensfrage von Wien! Wien: Selbstverlag.
- Sylvia Gierlinger: Food and feed supply and waste disposal in the industrialising city of Vienna (1830-1913). A special focus on urban nitrogen flows. Regional Environmental Change 2015: 2.
- Emil Kammerer / Gregor Schmid / Adolf Löffler: Bericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amtsthätigkeit und über die Gesundheitsverhältnisse der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1891-1893. Wien: k.k. Hof- und Universitätsbuchhändler Braumüller 1892.
- Wilhelm Wodicka: Die technischen Grundlagen des Projectes für die Verwerthung der Wiener Abfallwässer durch Berieselung des Marchfeldes. Wien: im Selbstverlage des Verfassers 1900.