Tafel Rudolf Holowatyj
48° 10' 37.18" N, 16° 16' 23.27" E zur Karte im Wien Kulturgut
Am 28. September 2012 wurde in der Gemeindebausiedlung Lockerwiese im Bezirk Hietzing die Freiluftausstellung "Geschichten aus der Lockerwiese" präsentiert. Die Ausstellung – bestehend aus 21 Informationstafeln – thematisiert unter anderem das Schicksal der hier lebenden Personen während des Zweiten Weltkrieges. Eine der Tafeln befindet sich in der Wolkersbergenstraße und ist dem Gewerkschafter Rudolf Holowatyj gewidmet, der während des Austrofaschismus mehrmals verhaftet wurde, ins Exil nach Norwegen ging und nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach Schweden floh.
Der Text der Tafel lautet:
"Geschichten aus der Lockerwiese
Rudolf Holowatyj – Der Gewerkschafter an Kreiskys Seite
Bis zu seiner Verhaftung im September 1935 wohnte Rudolf Holowatyj (geb.
1904) in der Faistauergasse 50. Seine Eltern konnten sich die Mittelschule für
ihn nicht leisten. Er wurde Tischler und engagierte sich in der sozialistischen
Arbeiterjugend und der Gewerkschaft. Nach der Niederschlagung der organi-
sierten Arbeiterbewegung im Februar 1934 durch den Austrofaschismus wurde
Holowatyj im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Nach seiner Freilassung
arbeitete er weiter für die illegale Gewerkschaftsbewegung. Mit gefälschten
Papieren reiste er auch nach Brünn, Amsterdam und Paris. Im September 1935
wurde er abermals verhaftet. Seine journalistische Tätigkeit und die Heraus-
gabe von illegalen Flugblättern wurden als ‚Hochverrat’ ausgelegt. Sein
Anwalt, der Hietzinger Heinrich Steinitz, konnte nicht verhindern, dass er in
einem ‚Terrorurteil’ am 14. Februar 1936 zu zehn Jahren verurteilt wurde. Im
Juni 1936 wurde das Urteil auf sechs Jahre reduziert, im Juli desselben Jahres
wurde er begnadigt. Um einer weiteren Inhaftierung zu entgehen, floh er mit
seiner Frau über Brünn nach Oslo. Als die deutschen Truppen Dänemark und
Norwegen eroberten, flüchtete er im April 1940 nach Schweden. Im Klub
österreichischer Sozialisten traf er Bruno Kreisky. Dieser Klub ist es auch, der als
erste sozialistische Emigrantengruppe – wie bereits die Kommunisten – für
eine Wiederherstellung eines freien und unabhängigen Österreichs eintrat.
Im Februar 1946 kehrte er nach Österreich zurück und arbeitete wieder in der
Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter, deren stellvertretender Vorsitzender
er wurde. Er übernahm die Leitung der Zeitschrift ‚Welt der Arbeit’. Mit nur 46
Jahren starb er."
Das Projekt "Geschichten aus der Lockerwiese" ist ein Kooperationsprojekt der VHS Hietzing und dem wohnpartner-Team 13_23. Für Recherche und Text zeichnete Robert Streibel, Historiker und Direktor der VHS Hietzing, verantwortlich. Eröffnet wurde die Ausstellung vom damaligen Bezirksvorsteher Heinrich Gerstbach, dem damaligen Bezirksvorsteher-Stellvertreter Reinhard Feistritzer und Gemeinderat Gerhard Schmid.
Literatur
- Geschichten aus der Lockerwiese. URL: https://www.vhs.at/fileadmin/uploads_vhs13/downloads/pdf/vhs_13_lockerwiese_zeitung-low1.pdf [Stand: 16.11.2017]
- VHS Hietzing und wohnpartner laden zur Freiluftausstellung Siedlung Lockerwiese. URL: https://www.wien.gv.at/presse/2012/09/26/vhs-hietzing-und-wohnpartner-laden-zur-freiluftausstellung-siedlung-lockerwiese [Stand: 16.11.2017]