48° 12' 14.99" N, 16° 20' 19.53" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gründung und frühe Jahre
Das Admiral Kino in Wien 7., Burggasse 119, wurde 1913 gegründet. Von 1913 bis 1917 hatte die Lizenz für das Kino Emilie Sperl, von 1917 bis 1924 Rudolf Schenk, 1924 übernahm die Lizenz Rudolf Weiß. 1925 kaufte Anna Maria Blandine Rosenzweig das Kino und übernahm auch dessen Lizenz. 1926 verkaufte sie das Kino ihrerseits an die Familie Ebner. Rosenzweig selbst leitete ab 1927 das "Felber Kino". Das Admiral Kino wurde von diesem Zeitpunkt an bis zum "Anschluss" von den Eigentümern, der Familie Ebner, persönlich geführt.
Die Konzession hatte ab 1926/1927 Salomea Ebner, von 1927 bis 1932 ihr im Jahr 1900 in Czernowitz geborener Sohn Ludwig Ebner, der 1933 starb, und ab 1932 Margaret(h)e Ebner mit ihrem Mann Berthold, der im Juli 1967 64-jährig in England starb.
1931 wurde der Tonfilm eingeführt.
"Arisierung" und Zerstörung
Die jüdische Familie Ebner, die auch selbst im Haus wohnte, wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten enteignet. Margaret(h)e Ebner gelang die Flucht nach London und von dort aus nach Guilford, Surrey. NSDAP-Mitglied und NS-Funktionär Alois Dworsky (* 1902) nahm im Zuge der "Arisierung" ihre Stelle ein. Während des Krieges wurde das nunmehr "ostmärkische Kino", das zu diesem Zeitpunkt fünf MitarbeiterInnen hatte, ausgebombt und fast völlig zerstört.
Öffentliche Verwaltung nach 1945 und Restitution
Alois Dworsky flüchtete 1945 an einen unbekannten Ort, und das Kino kam als "arisierter" Betrieb in öffentliche Verwaltung. 1947 wurde Margarete "Grete" Mandl als Cousine der Vorbesitzerin von der amerikanischen Kontrollstelle zur öffentlichen Verwalterin des Kinos bestellt. Wie aus einem Schreiben Mandls von 4. November 1947 sowie aus einem Prüfbericht im darauffolgenden Jahr hervorgeht, hatte diese das zerstörte Kino wieder instand setzen lassen und zahlreiche Investitionen getan, sodass Mandl um eine Erhöhung ihrer Bezüge ansuchte, da sie zudem nach dem Tod ihres Mannes alleinverantwortlich für den Betrieb tätig war. (Mandls Gatte war 1944 bei einem Bombenangriff getötet worden). 1950 heiratete Margarete Ragendorfer-Mandl erneut und leitete das Kino von nun an unter ihrem neuen Namen, Pfosser, weiter.
Da Margaret(h)e Ebner auch nach Kriegsende in England blieb, wurde sie für das bald eingeleitete Rückstellungsverfahren von ihrem Wiener Anwalt vertreten. Das Rückstellungsverfahren zog sich über mehrere Jahre und wurde erst 1951 abgeschlossen. Dworsky, zu diesem Zeitpunkt in den Akten als "Reisender in Attnang-Puchheim" bezeichnet, verpflichtete sich mit Rückstellungsvergleich von 18. Mai 1951, "das mir zugehörige Unternehmen Admiral Kino im Standort Wien 7., Burggasse 119, mit dem Stichtag 1.5.1945 zurückzustellen […]", hieß es in Ebners Antrag auf die Enthebung Mandls.
Mit dem Ende des Verfahrens wurde so auch die öffentliche Verwaltung aufgehoben und Grete Mandl-Pfosser als öffentliche Verwalterin abberufen. Da Ebner jedoch nicht mehr zurückkehrte, einigte sie sich schließlich mit Mandl-Pfosser und verkaufte dieser den Betrieb, die diesen auch in den kommenden Jahrzehnten persönlich weiterführte.
2007 übernahm Michaela Englert das Admiral Kino, um es so vor der Schließung zu bewahren.
Erinnern
2018 wurde vor dem Haus ein "Stein der Erinnerung" gesetzt, der an die einstigen Besitzer, Berthold und Margaret(h)e Ebner, erinnert.
Fassungsraum
Siehe auch: Kino
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11: 7. Admiral-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27 - ÖV Kino: K34 Admiral-Lichtspiele
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A3/3: 7. Burggasse 119 Admiral-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 – Kinoakten: 2 Admiral-Kino
Literatur
- Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 227
Weblinks
- Angela Heide: Website Kinthetop [Stand: 20.11.2019]