Alois Mock
Alois Mock, * 10. Juni 1934 Euratsfeld, † 1. Juni 2017, Beamter, Politiker.
Biografie
Alois Mocks Vater war noch vor seiner Geburt an den Folgen eines Unfalls gestorben. Die Mutter führte mit ihrem zweiten Mann den väterlichen Molkereibetrieb weiter. Nach Besuch der Volksschule in seinem Geburtsort ging er in die Hauptschule in Amstetten, wechselte wegen ausgezeichneten Schulerfolgs aber bald an das Stiftsgymnasium Seitenstetten, wo er 1952 maturierte.
Anschließend begann Mock an der Universität Wien ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1957 mit der Promotion abschloss. Danach erhielt er ein Stipendium am Europäischen Zentrum der John-Hopkins-Universität in Bologna, wo er vor allem mit europäischen Themen konfrontiert war. 1958 trat er in den Dienst des Unterrichtsministeriums und wurde für hochschulpolitische Fragen zuständig. Diese Tätigkeit unterbrach er 1960/1961 für einen Studienaufenthalt an der Université Libre de Bruxelles in Belgien.
Wieder in Wien wechselte der Niederösterreicher zunächst in das Bundeskanzleramt und 1962 zur Österreichischen Delegation bei der OECD in Paris. 1966 holte ihn Bundeskanzler Josef Klaus in sein Kabinett, wo er noch im gleichen Jahr zum Kabinettchef aufstieg. Im Juni 1969 avancierte der Jurist im Alter von erst 35 Jahren als damals jüngstes Regierungsmitglied zum Unterrichtsminister. In dieser Funktion verblieb er bis zum Regierungswechsel im Frühjahr 1970. In seiner Amtszeit wurde unter anderem die Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt geschaffen und ein Kunsthochschul-Organisationsgesetz verabschiedet.
In der Oppositionszeit der ÖVP zunächst einfacher Abgeordneter zum Nationalrat und 1970/1971 auch Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Euratsfeld, übernahm Mock im Mai 1971 die Leitung des Österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes (ÖAAB) und profilierte sich in den Folgejahren auch in familien- und sozialpolitischen Fragen. Nachdem im Jänner 1978 Stephan Koren zum Präsidenten der Österreichischen Nationalbank avanciert war, wählte der ÖVP-Parlamentsklub Mock zu seinen Obmann. Rund eineinhalb Jahre später, im Juli 1979, stieg der Jurist zum Bundesparteiobmann der größten Oppositionspartei auf. Im gleichen Jahr wurde er auch zum Präsidenten der Europäischen Demokratischen Union (EDU), einem transnationalen Bündnis christdemokratischer und konservativer Parteien, gewählt. Ihr stand er bis 1998 vor; von 1983 bis 1987 hatte er auch das Präsidentenamt der Internationalen Demokratischen Union (IDU) inne.
Bei der Nationalratswahl 1986 verfehlte Mock als Spitzenkandidat seiner Partei nur knapp den ersten Platz und trat in die im Jänner 1987 gebildete SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierung als Vizekanzler und Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten ein. Zum einen zentralen Anliegen wurde ihm der Beitritt Österreichs zur (damaligen) Europäischen Gemeinschaft, für die er im In- und Ausland Überzeugungsarbeit leistete, so dass 1989 das Antrittsansuchen gestellt werden konnte. Zu einem weiteren Höhepunkt seiner Ministertätigkeit wurden die Entwicklungen rund um den Fall des Eisernen Vorhangs sowie der mittel- und osteuropäischen kommunistischen Diktaturen. Ein Foto, das ihn mit seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn beim Durchschneiden des Stacheldrahts an der Grenze zeigt, wurde zum Symbol der Befreiung dieser Länder vom Kommunismus. 1991 drängte er im Jugoslawien-Konflikt auf rasche Anerkennung der Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens.
Innenpolitisch hatte Mock schon 1989 nach einer Reihe regionaler Wahlniederlagen der ÖVP die Parteiführung und das Amt des Vizekanzlers abgegeben. Außenpolitisch führte er die Beitrittsverhandlungen zur (nunmehrigen) Europäischen Union weiter, die nach einem Verhandlungsmarathon in Brüssel, bei dem Mock an die Grenzen seiner physischen Möglichkeiten ging (was ihm unter anderem den Titel “Mr. Europe” eintrug), im März 1994 abgeschlossen werden konnten. Nach erfolgreicher Volksabstimmung trat Österreich mit 1. Jänner 1995 der Union bei.
Alois Mock, der schon in den Jahren zuvor von den ersten Anzeichen einer Parkinson-Krankheit gekennzeichnet war, trat im Mai 1995 von seinem Amt als Außenminister ab und verblieb die folgenden vier Jahre noch als Abgeordneter zum Nationalrat in der österreichischen Politik. Danach zog sich der zunehmend in seiner Mobilität und beim Sprechen behinderte Politiker aus der Öffentlichkeit mehr und mehr zurück. Er verstarb nach langer Krankheit am 1. Juni 2017 in Wien.
Der Jurist erhielt höchste in- und ausländische Ehrenzeichen, darunter das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande sowie das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, aber auch mehrere Ehrendoktorate vor allem südosteuropäischer Universitäten. Schon zu Lebzeiten wurde er auf der kroatischen Insel Brač mit einem Denkmal geehrt. Ihm zu Ehren wurde die “Dr.-Alois-Mock-Europa-Stiftung” ins Leben gerufen, die seit 2002 einen jährlichen “Europapreis” an engagierte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verleiht.
2021 wurde die Alois-Mock-Gasse nach dem Politiker benannt.
Quellen
Literatur
- Alois Mock. Visionen im Spiegel der Zeit. Hg. vom Alois-Mock-Institut, Forum für Zukunftsfragen. Bad Traunstein: Steinverlag 2014
- Martin Eichtinger/Helmut Wohnout: Alois Mock – Ein Politiker schreibt Geschichte. Wien/Graz/Klagenfurt: Styria 2008
- Hubert Wachter: Alois Mock – Ein Leben für Österreich. St. Pölten: NÖ Pressehaus 1994
Alois Mock im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.