Andreas Johann Streicher

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Streicher, Andreas Johann
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Streicher, Johann Andreas
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20965
GNDGemeindsame Normdatei 11731711X
Wikidata Q500837
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. Dezember 1761
GeburtsortOrt der Geburt Stuttgart
SterbedatumSterbedatum 25. Mai 1833
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Klavierfabrikant, Pianist, Komponist, Erfinder
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 5.11.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  7. Oktober 1891
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 30
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
  • 3., Landstraße 33 (Sterbeadresse)
  • 3., Ungargasse 45 (Wohnadresse)
  • 3., Ungargasse 46 (Wohnadresse)
  • 3., Landstraße 301 (Wirkungsadresse)
  • 3., Apostelgasse 12 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Streicher Andreas Johann (Johann Andreas), * 13. Dezember 1761 Stuttgart, † 25. Mai 1833 Landstraße 383 (3, Ungargasse 45; ursprünglich wurde das Ehepaar Streicher auf dem St. Marxer Friedhof begraben [dort sind noch die Grabsteine von beiden erhalten]; seit 7. Oktober 1891 Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32A, Nummer 30 [Gemeinderats-Beschluss vom 2. August 1889; Grabmal Familie Hauser]), Klavierfabrikant, Pianist, Komponist, Gattin (1793) Nanette Stein (* 2. Jänner 1769 Augsburg, † 16. Jänner 1833 Wien 3, Ungargasse 46; Tochter des berühmten Klavier- und Orgelbauers Johann Andreas Stein in Augsburg [† 29. Februar 1792]), Sohn eines Baumeisters. Kam nach dem Tod des Vaters (1765) ins Waisenhaus, wo er nur schlecht ausgebildet wurde; erst 1778 erhielt er von einem alten Schullehrer Klavierunterricht. Streicher, ein Freund Friedrich Schillers (er lernte ihn, offenbar bei einem öffentlich zugänglichen Konzert, in der Karlsschule kennen), begleitete diesen 1782 auf seiner Flucht von Stuttgart nach Mannheim und beschrieb diese Flucht in einer Broschüre („Schillers Flucht aus Stuttgart und Aufenthalt in Mannheim 1782-1785"). Streicher bildete sich zum Pianisten aus, war in Mannheim und München als Klavierlehrer tätig und lernte bei Besuchen in Augsburg seine spätere Gattin Nanette (eine berühmte Pianistin und Sängerin, die auch mit Ludwig van Beethoven befreundet war und diesem später in Wien des öfteren bei der Wohnungssuche auf der Landstraße behilflich war) kennen. 1794 übersiedelte das Ehepaar mit dem Bruder Nanettes, Matheus Andreas Stein, nach Wien; das gesamte Fabrikszubehör wurde mit einem Donaufloß nach Wien befördert. Mit Hofdekret vom 17. Jänner 1794 wurde die Bewilligung zur Niederlassung in Wien und zur Erzeugung von Instrumenten genehmigt und daraufhin die Firma „Frère et sœur Stein" im Haus „Zur roten Rose" (Landstraße 301; 3, Apostelgasse 12) gegründet; der Firmenname „Stein", der damals schon in aller Welt bekannt war, erlangte in Wien einen noch besseren Ruf. Streicher selbst wandte sich wieder dem Klavierunterricht zu und unterrichtete unter anderem Mozarts Sohn Wolfgang. 1802 löste Nanette (die als unentbehrliche Helferin ihres Vaters mit allen Einzelheiten des Klavierbaus vertraut geworden war) die Verbindung mit ihrem Bruder unter unerfreulichen Umständen (er hatte versucht, sie aus dem Geschäft zu drängen) und übersiedelte mit ihrem Mann in das von Josef Tschernich erworbene Haus „Zum Hl. Florian" (Landstraße 334; 3, Ungargasse 46; Alter Streicherhof); über Fürsprache Streichers erhielt Nanettes Bruder eine eigene Konzession und eröffnete auf der Wieden einen Betrieb. Die Klavierfabrik wurde unter dem nunmehrigen Namen „Nanette Streicher, née Stein" bald zu einer der bekanntesten Erzeugungsstätten Wiens. Erst jetzt widmete sich Streicher, der sich bis dahin nur um geschäftlichen Belange gekümmert hatte, auch dem Klavierbau; er entwickelte die Steinsche (sogenannte deutsche) Mechanik weiter und bemühte sich um die Ausweitung des Klangvolumens und die Vergrößerung des Tonumfangs (auf sechs Oktaven); er gilt als Erfinder der „Wiener Mechanik" des Hammerklaviers („Hammerschlag von oben"). Bei den sonntäglichen Matineen beim Ehepaar Streicher, zu denen Adelige und Bürger geladen wurden, kam es unter anderem zur Aufführung der jeweils neuesten Klavier- und Kammermusikwerke Beethovens. Unter den Interpreten und Zuhörern befanden sich häufig Erzherzog Rudolf, Beethoven, Haydn, Salieri und Czerny. 1812 erbaut Streicher (offenbar im Hoftrakt des Hauses 3, Ungargasse 46) einen Saal, der sich zu einem der beliebtesten Konzertsäle für Kammermusik und Solisten entwickelte und das Haus Streichers zu einem Zentrum des Wiener Musiklebens im Vormärz werden ließ (er wurde mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre eröffnet). Zu den Mitwirkenden zählten Beethoven und Czerny sowie die Pianistinnen Kurzböck und Pereira. Nanette Streicher war auch als Kunstsammlerin bekannt, wogegen Streicher schriftstellerisch wirkte. Er gehörte 1812 auch zu jenen, die die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde anregten. Streicher betätigte sich ferner aktiv für die evangelische Gemeinde und setzte sich für die Pflege der evangelischen Kirchenmusik ein. Die Reste der bei der Demolierung des Hauses zerschlagenen Gedenktafel (3, Ungargasse 46) befinden sich im Landstraßer Bezirksmuseum. Die Klavierfabrik, die 1823 Streichers Sohn Johann Baptist übernommen hatte, bestand bis 1896; dieser ließ sich 1837 den „Neuen Streicherhof" (3, Ungargasse 27) erbauen und verlegte die Fabrik dorthin. Am Tag des Todes seiner Frau Nanette übertrug Streicher das Unternehmen auf seinen Sohn Johann Baptist Streicher, der bereits 1823 in das Unternehmen seiner Mutter eingetreten und an der Weiterentwicklung der „Wiener Mechanik beteiligt war („Nanette Streicher und Sohn").

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Uta Goebl-Streicher: Biographisches zur Familie Streicher. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 48 (1993), S. 32 ff.
  • Wilhelm Lütge: Andreas und Nanette Streicher. In: Der Bär. Jahrbuch von Breitkopf und Härtel. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1927, S. 69
  • Hans Pemmer: Das alte Streicherhaus (Ungargasse 46). In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 14 (1959), S. 36 ff.
  • Theodor Bolte: Die Musikerfamilien Stein und Streicher. Wien: Schönberger 1917
  • Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 120 f.
  • Theodor Frimmel: Beethoven und das Ehepaar Streicher. In: Alt-Wiener Kalender für das Jahr 1925. Wien: Amalthea-Verlag 1925, S. 92 ff.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 210
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 147, S. 149
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 149
  • Landstraße. Blätter des Bezirksmuseums. 7 (1990), S. 17
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 199
  • Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 36 (1981), S. 7
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 146 f.
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 93