Anitta Müller-Cohen

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Plakat für eine Ausstellung von Anitta Müllers Arbeitsschule (1917), Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung, Signatur: P-35367
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Müller-Cohen, Anitta
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Müller, Anitta; Cohen, Anita; Rosenzweig, Anitta
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42892
GNDGemeindsame Normdatei 188052747
Wikidata Q94517
GeburtsdatumDatum der Geburt 6. Juni 1890
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 29. Juni 1962
SterbeortSterbeort Tel Aviv
BerufBeruf Kommunalpolitikerin, Journalistin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Freiheitlich-Bürgerliche Partei, Jüdischnationale Partei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Jüdische Geschichte, Frauenbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Tiberias
Grabstelle
BildnameName des Bildes SchuleAnittaMüller.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Plakat für eine Ausstellung von Anitta Müllers Arbeitsschule (1917), Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung, Signatur: P-35367

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse (Übernahme: 7. März 1918)

Anitta Müller-Cohen, * 6. Juni 1890 Wien, † 29. Juni 1962 Tel Aviv, Sozialarbeiterin, Kommunalpolitikerin, Journalistin, Zionistin.

Biografie

Anitta Müller-Cohen, geborene Rosenzweig, kam am 6. Juni 1890 in Wien als Tochter des Kaufmanns Salomon Rosenzweig und seiner Ehefrau Sofie, geborene Schnabel, auf die Welt. Sie wuchs in einem wohlhabenden, bürgerlichen und jüdisch-assimilierten Umfeld auf. Die Informationen über ihren Bildungsweg sind spärlich. Vermutlich besuchte sie nach der Bürgerschule für kurze Zeit das Pensionat "von Hoeniger" in Breslau und absolvierte anschließend eine zweijährige pädagogische Ausbildung zur Volksschullehrerin am städtischen Pädagogikum in Wien. Ob sie die Ausbildung abschloss oder diese durch die Eheschließung ein Ende fand, ist unklar. 1909 heiratete sie den Kaufmann Arnold Müller, Sohn eines Geschäftspartners ihres Vaters. Das Paar hatte eine gemeinsame Tochter, Blanka. Nach der Scheidung von Müller im August 1921 heiratete sie im Oktober desselben Jahres den Kaufmann Samuel Cohen, der zwei Kinder in die Ehe mitbrachte. Die gemeinsame Tochter Ruth wurde 1928 geboren. 1929 übersiedelte die Familie nach Luxemburg und 1932 nach London. 1934 ließ sich Anitta Müller-Cohen gemeinsam mit ihrer Familie dauerhaft in Palästina/Erez Israel nieder. 1948 trennte sie sich von ihrem zweiten Ehemann.

Anitta Müller-Cohen war zu ihren Lebzeiten für ihr außerordentliches soziales Engagement bekannt. Während des Ersten Weltkriegs baute sie eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Wien auf, deren Aktivitäten sie auch nach Kriegsende weiterführte. Zudem setzte sie sich auf politischer Ebene für Frauenrechte, soziale Themen und jüdische Anliegen ein. Im Lauf der Jahre entwickelte sie eine umfassende zionistische Tätigkeit.

Bereits ab 1908/1909, im Alter von 18 Jahren, brachte sich Anitta Müller-Cohen in der bürgerlichen Frauenbewegung im Rahmen des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins (AÖF) ein, dem sie 1917 auch als Vorstandsmitglied angehörte. Waren ihre Aktivitäten zu Beginn noch überkonfessionell ausgerichtet, konzentrierte sie sich später auf jüdische Sozialarbeit. Die Bekanntschaft mit Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, könnte zu dieser thematischen Fokussierung beigetragen haben. Die beiden Frauen lernten sich vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kennen und pflegten zunächst ein enges Verhältnis, ehe um 1920 Anitta Müller-Cohens Engagement für den Zionismus dazu führte, dass der Kontakt abkühlte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits Samuel Cohen kennengelernt. Ihr zweiter Ehemann stammte aus einer orthodoxen Familie, war religiös und ein engagierter Zionist. Während der Beziehung zu Samuel Cohen wurden die Themen Zionismus und Religion auch für Anitta Müller-Cohen wichtiger.

Die Soziale Hilfsgemeinschaft Anitta Müller

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs arbeitete Anitta Müller-Cohen zunächst im Rahmen der Kriegsfürsorge in der "Zentralstelle der Fürsorge für die Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina", innerhalb der sie die Abteilung für Wöchnerinnen, die Säuglingsfürsorge, ein Mutterheim und einen Kinderhort leitete. Parallel dazu gründete sie bereits im September 1914 unter Mitarbeit von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten im Rahmen einer eigenen Hilfsorganisation ein Heim für Wöchnerinnen. Rasch dehnte sie ihre Aktivitäten weiter aus und errichtete beispielsweise ein Mütterheim, eine Säuglingsfürsorge, einen Kinderhort, Suppen- und Teeanstalten, Arbeitsschulen für Frauen und Mädchen, eine Kinderheilstätte sowie ein Sozialarchiv zu Ausbildungs- und Dokumentationszwecken. Die Angebote wurden ständig erweitert und umfassten neben Sozialarbeit auch das Sammeln von Spenden sowie die Verbreitung und das Sichtbarmachen der Initiativen. Zunächst unter dem Namen "Wohlfahrtsinstitutionen der Frau Anitta Müller für Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina" geführt, bündelte sie die zahlreichen Tätigkeiten im April 1918 in einem Verein namens "Soziale Hilfsgemeinschaft Anitta Müller".

Politisches Engagement

Ihr soziales Engagement machte Anitta Müller-Cohen rasch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Im März 1918 erhielt sie von Kaiser Karl I. für ihre Wohltätigkeitsarbeit das Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse. Ihre Expertise und ihre zunehmende Bekanntheit prädestinierten sie für politische Agenden. 1918 wurde sie Mitglied in der Kommission für Frauenarbeit innerhalb des neugegründeten Ministeriums für soziale Fragen. Als man im November 1918 den für circa zwei Jahre existierenden "Jüdische[n] Nationalrat für Deutsch-Österreich" ins Leben rief, übernahm Anitta Müller-Cohen die Leitung des Organisationsamtes für soziale Angelegenheiten. Vom 3. Dezember 1918 bis 22. Mai 1919 vertrat sie die Freiheitlich-Bürgerliche Partei im Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien. Anitta Müller-Cohen war somit eine der insgesamt zwölf ersten weiblichen Gemeinderätinnen und zudem die jüngste Abgeordnete. Die Sozialexpertin wurde in den Ausschuss für die städtische Wohnungsfürsorge gewählt. 1919 gründete sie gemeinsam mit Erna Patak den Jüdischen Frauenbund Österreichs. Am 17. Oktober 1920 kandidierte sie bei den Wahlen zum Nationalrat an zweiter Stelle für die Jüdischnationale Partei, konnte allerdings kein Mandat erringen. Einhergehend mit ihrem politischen Engagement trat sie verstärkt bei Wahlauftritten und als Journalistin in Erscheinung. Sie publizierte unter anderem in der deutschsprachigen jüdischen Tageszeitung "Wiener Morgenzeitung".

Ihre politische Tätigkeit gewann eine zunehmend stärkere internationale Ausrichtung. Anitta Müller-Cohen übernahm die Leitung des Krankenressorts der österreichischen Sektion des "American Jewish Joint Distribution Committees" (gegründet 1919 in Wien) und nahm ab 1920 regelmäßig an den Jüdischen Welthilfskonferenzen teil, wo sie mehrmals auch in den Vorstand gewählt wurde. Dasselbe gilt für die ab Mitte der 1920er Jahre stattfindenden Weltkongresse Jüdischer Frauen und Zionistischer Frauen. Die zunehmende internationale Vernetzung ging mit einer umfassenden Reisetätigkeit innerhalb Europas, in die USA sowie mit zahlreichen kürzeren und längeren Aufenthalten in Palästina/Erez Israel einher.

Nach ihrer Übersiedlung nach Palästina 1934 unterstützte sie in ihrer neuen Heimat zionistische, teils nationalistische Organisationen zur israelischen Staatsgründung, beispielsweise 1945 die militärische Untergrundorganisation "Etzel" unter Menachem Begin. Im Zuge der Staatsgründung schloss sie sich der Herut-Partei an, innerhalb der sie eine Frauenbewegung aufbaute. Auch ihr soziales und (frauen-)politisches Engagement setzte sie fort. Viele ihrer Aktivitäten wiesen einen Österreichbezug auf. Unter anderem reorganisierte sie 1934/1935 die österreichische Einwanderungsorganisation Hitachdut Olej Austria (HOA), der sie als Vorstandsmitglied und später als Vorsitzende angehörte. Nach dem sogenannten "Anschluss" 1938 verstärkte sie ihren Einsatz für Flüchtlinge aus Österreich. Sie gehörte 1954 dem Vorstand des neu gegründeten "Council of Jews from Austria" in Tel Aviv an. 1956 wurde sie in den Vorstand der Freundschaftsgesellschaft Israel-Österreich gewählt.

Literatur


Weblinks