Anna Lesznai
Anna Lesznai, * 3. Jänner 1885 Alsókörtvélyes (heutiges Slowenien), † 2. Oktober 1966 New York, Schriftstellerin, Textilkünstlerin, Malerin, Kunstpädagogin.
Biografie
Amália J. Moskowitz wurde in der damaligen ungarischen Reichshälfte der k.u.k. Monarchie geboren und wuchs auf dem Landgut Lesznai auf. Sie war die Tochter des geadelten Gejza Moskowitz v. Zemplen, dem persönlichen Sekretär des Reichskanzlers Gyula Andrássy, und Hermine, geb. Hatvany-Deutsch. Literarisch und künstlerisch begabt, wurde sie früh in Budapest von Károly Ferenczy und Simon Hollósy und in Paris von Lucien Simon unterrichtet. Mit 17 heiratete sie überstürzt ihren ersten Ehemann Károly Garai, mit dem sie jung den Sohn Kari hatte, und von dem sie sich bald wieder scheiden ließ.
Ihre literarischen Arbeiten erlangten ebenso viel Aufmerksamkeit wie ihre künstlerischen. Ab 1908 erschienen im literarischen Journal "Nyugat" ihre frühen literarischen Schriften wie Essays, Gedichte und Märchen. Sie wurde Mitglied im "Ungarischen Sonntagskreis", einer intellektuellen ungarischen Diskussionsgruppe, die von den Schriftstellern Georg Lukács und Béla Balász gegründet worden war. 1909 trat sie der expressionistisch-konstruktivistischen Gruppe ungarischer Künstler "Nyolcak" bei, bei deren Ausstellungen sie mit ihren künstlerischen Arbeiten, die von ungarischer Folklore beeinflusst waren, vertreten war. Zudem war sie bekannt für ihre folkloristisch-secessionistischen Stickereien. Die Wiener Werkstätte übernahm 1911 elf bestickte Leinenkissen.
1913 heiratete sie ihren zweiten Ehemann, den Soziologen und Historiker Oszkár Jászi, mit dem sie drei Söhne hatte. Die Ehe ging zwar 1918 in die Brüche, sie blieben jedoch lebenslänglich freundschaftlich miteinander verbunden. Nachdem die Ungarische Räterepublik 1919 zerschlagen wurde, emigrierte sie gemeinsam mit ihrem neuen Lebensgefährten und späteren Ehemann, dem 15 Jahre jüngeren Grafiker Tibor Gergely, den sie aus dem Budapester Sonntagskreis kannte, nach Wien, um dort Funktionen im Volkskommissariat für Unterrichtswesen zu übernehmen. Mit Gergely stattete sie ab 1924 Aufführungen der jüdischen Theatergruppe "Die gildene Pawe" mit Bühnen- und Kostümentwürfen aus. Um wieder als Malerin Fuß fassen zu können, wurde sie 1930 Mitglied im Hagenbund und der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs, in deren Ausstellungen sie regelmäßig vertreten war. 1931 kehrte sie gemeinsam mit Gergely zunächst nach Budapest zurück, emigrierte allerdings bereits 1939 in die USA, wo sie in Ungarischer Kunst und Design Unterricht gab und 1946 sogar eine eigene Kunstschule eröffnete. 1965 erschien ihr autobiographischer Roman "Spätherbst in Eden" in deutscher Sprache und im folgenden Jahr in ungarischer Originalfassung. Sie starb im gleichen Jahr in New York City. Postum wurde 1976 in der Ungarischen Nationalgalerie Budapest 1976 eine große Ausstellung ihrer Werke gezeigt.
Quellen
- ANNO: Ausstellung Anna Lesznai. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 14.01.1926, S. 6
- ANNO: Anna Lesznai-Jaszi oder Die Geburt der Malerei aus dem Geist des Lebkuchens. In: Der Tag, 04.01.1926, S. 3
- ANNO: "Der goldene Pfau". Premiere bei der "Gidenen Pawe" In: Die Stunde, 10.01.1925, S. 6
- ANNO: Bilderausstellung Anna Lesznai. In: Die Bühne, 1925, S. 16
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hrsg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 238
- Wikipedia: Anna Lesznai [Stand: 15.01.2024]
- Wikipedia en: Anna Lesznai [Stand: 15.01.2024]
- Universität Klagenfurt: Lesznai, Anna [Stand: 15.01.2024]
- Ungarisches Institut München: Lesznai, Anna [Stand: 15.01.2024]
Weblinks
Anna Lesznai im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.