Antonie Kreiml-Baumberg, * 24. April 1857 Linz, † 15. April 1902 Wien, Schriftstellerin.
Biografie
Kindheit und Jugend
Antonie Baumberg wurde als Antonia Anna Stadlbauer in Linz geboren. Sie war das uneheliche Kind einer Hausbesitzerstochter und wurde bei einem Gutsbesitzer in Baumgartenberg in Oberösterreich in Pflege gegeben, wo sie auch ihre frühe Jugend verbrachte. Die Erziehung, die sie dort erhielt, war für den literarischen Beruf, dem sie später nachgehen würde, nicht geeignet. Jahre später gelang es ihr, die Lücken ihrer Bildung zu füllen und sie begann autodidaktisch zu schreiben.
1879 heiratete sie den Offizier Anton Kreiml, der bald seinen Dienst quittierte und Bahnbeamter wurde, jedoch auch diese Stelle rasch aufgab. Die Ehe blieb kinderlos. Der Pflegevater Baumbergs ermöglichte dem Ehepaar, sich in Kroatien ein kleines Gut zu kaufen, von dessen Erträgen die beiden leben wollten. Doch 1884 sah sich das Ehepaar dazu gezwungen, das Gut wieder zu verkaufen und noch im selben Jahr nach Wien zu ziehen.
Leben in Wien und Wirken als Schriftstellerin
Um an Geld zu kommen, produzierte Baumberg in Wien zunächst Trikotleibchen. Die spätere Schriftstellerin saß hierfür oft bis in die Nacht vor der Nähmaschine. Die Kundschaft wuchs nach einer Weile so stark an, dass sie eine Anzahl von Arbeiterinnen beschäftigen konnte, um der Nachfrage gerecht zu werden. Zu dieser Zeit gründete sie am 4. November 1888 den "Frauenwohltätigkeitsverein in Donaufeld", den sie bis 1896 leitete. Baumbergs Geschäft florierte, doch mit dem baldigen Modewechsel sank die Nachfrage nach ihren Produkten, der Verdienst brach ein und sie sah sich erneut mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.
Zu diesem Zeitpunkt entdeckte Baumberg ihr literarisches Talent. Im Freundeskreis hatte sie zuvor kleine, dramatische Skizzen vorgelesen, die viel Beifall fanden und so schrieb sie für die Festveranstaltung des deutschen Schulvereins einen Einakter, der großen Anklang fand. Auch debütierte sie literarisch im Feuilletonteil verschiedener Zeitungen. Die Hoffnung, durch Literatur ihr Geld zu verdienen, trieb sie vollständig auf das dramatische Gebiet. Ab dem Vereinsjahr 1899/1900 bis zu ihrem Tod gehörte sie dem "Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen" an.
Ihr erstes größeres Werk war "Trab-Trab" (Uraufführung am 15. Mai 1897 am Raimundtheater). Der Erfolg, den sie durch "Trab-Trab" erfuhr, wurde noch durch ihr Lebensbild "Eine Liebesheirat" überboten. Doch nach und nach gingen die Ticketverkäufe für die Inszenierungen ihrer Stücke zurück und die materiellen Verhältnisse der Schriftstellerin wurden immer schlechter. Die folgenden Produktionen ihrer Stücke floppten schon mit der Premiere. Ihre letzte Hoffnung setzte sie nun auf die drei Einakter "Der Nachtwächter von Schlurn", "Max Wiebrecht" und "Nur aus Trutz", welche die Direktion des Deutschen Volkstheaters zur Uraufführung angenommen hatte. Als die Direktion des Theaters die Uraufführung verschieben wollte, reagierte die Schriftstellerin mit einem Brief, in dem sie ihren seelischen Zustand beschrieb und in den Raum stellte, dass sie im Falle der Verschiebung des Aufführungstermines den Tag der Aufführung wohl nicht mehr erleben würde. Dadurch fand die Premiere wie geplant am 12. April 1902 statt. Baumberg wohnte den Proben bei und sprach sich nach der Generalprobe über die Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler ungemein befriedigt aus. Doch ihre zuversichtliche Stimmung wich am Tag der Premiere, die nicht im Ansatz ausverkauft war, und auch der Vorverkauf für den nächsten Tag stockte. Schuld hierfür könnte sein, dass die Uraufführung, ohne Baumbergs Zustimmung, zugunsten einer antisemitischen Schriftstellergenossenschaft stattfinden sollte, wodurch große Teile des Publikums ihre Karten zurückgaben. Nach dem Premierenwochenende ist die Schriftstellerin nicht mehr im Theater erschienen und die Direktion gab an, mit Einvernehmen der Schriftstellerin, alle drei Einakter am folgenden Tag wieder abzusetzen.
Am Nachmittag des 15. April 1902, nur wenige Tage nach der Premiere, erschoss sich die Schriftstellerin in ihrer Wohnung in der 9., Fuchsthallergasse 12 mit einem Revolver. Antonie Baumberg, die völlig verarmt war, hatte zuvor mehrfach Suizidgedanken geäußert. Begraben wurde sie zunächst im Lichtentaler Friedhof, ihr Leichnam wurde später auf den Zentralfriedhof übergeführt und erneut beigesetzt. Ihr Grabdenkmal wurde am 15. April 1903 enthüllt.
Themen ihrer Dramen
Antonie Baumberg befasste sich in ihren Stücken mit komplizierten familiären Beziehungen, dem Kindeswohl und damit verbundenen rechtlichen Fragen, was paradigmatisch an ihrem Stück "Das Kind" ersichtlich wird. Das Werk handelt vom Heranwachsen der Hauptfigur Lola, die aufgrund von familiären Problemen von ihren Eltern aufs Land geschickt wird und dort über die Jahre eine neue, liebende Familie findet. Als die bei ihren Zieheltern sehr glückliche, mittlerweile 18-jährige Lola sich verlobt, tauchen ihre biologischen Eltern wieder auf und es kommt zu einem Konflikt um das Sorgerecht. Im vierten und finalen Akt wird gerichtlich um Lolas Zukunft gekämpft. Die Handlung kulminiert in einem emotionalen Moment, in dem Lolas biologischer Vater sein Fehlverhalten, seine Tochter nach über elf Jahren zurückzufordern, eingesteht und seine elterlichen Rechte aufgrund von Schuldgefühlen aufgibt. Er möchte Lola glücklich wissen. Das Stück endet damit, dass Lola bei ihren Zieheltern und ihrem Verlobten bleiben kann.
Werke
- Antonie Kreiml-Baumberg: Trab-Trab. Lokalposse mit Gesang in drei Akten. Wien: M. Täncer 1897 (Wien, Uraufführung 15. Mai 1897)
- Antonie Kreiml-Baumberg: Eine Liebesheirat. Lebensbild in drei Akten und einem Vorspiel, ehemaliger Titel: "Um jeden Preis". Wien: K. Könegen 1900
- Antonie Kreiml-Baumberg: Das Kind. Volksstück in vier Akten. Wien: Konegen 1901 (Wien, Uraufführung 21. November 1899)
- Antonie Kreiml-Baumberg: Familie Bollmann. Volksstück in vier Akten. Wien: A. Entsch 1900
- Antonie Kreiml-Baumberg: Nur aus Trutz. Charakterskizze in einem Akt, kleine Bauernkomödie im oberösterreichischen Dialekt. Wien: K. Könegen 1900 (Wien, Uraufführung 12. April 1902)
- Antonie Kreiml-Baumberg / Maria Goswina von Berlepsch: Der Nachtwächter von Schlurn. Drama in zwei Akten. Wien: C. Konegen 1901
- Antonie Kreiml-Baumberg: Max Wiebrecht. Komödie in einem Act. Wien: C. Könegen 1902
- Antonie Kreiml-Baumberg: Kleine Erzählungen und Skizzen. Wien: C. Konegen 1902
Quellen
- Arbeiterkammer für Wien Dokumentation: Arbeiterzeitung, Nr. 105, 17.04.1902
- Arbeiterkammer für Wien Dokumentation: Neue Freie Presse, Nr. 13521 16.04.1902
- Arbeiterkammer für Wien Dokumentation: Arbeiterzeitung, Nr. 104, 16.04.1902
- Matricula Online: Taufen (Duplikate) der Stadtpfarre Linz, Signatur: 106/1857, fol. 62
- Wienbibliothek Digital: Kreiml-Baumberg, Antonie
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 225
- Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938). Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015, S. 356
- Raimund Hinkel: Donaufeld. Heimatkundliche Betrachtungen. Hg. anläßlich des Hundertjahr-Jubiläums der Theodor-Körner-Schule. Wien: Selbstverlag 1984, S. 166
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Walter A. Tschol: Antonia Kreiml-Baumberg. Monographie. Diss. Univ. Wien. Wien 1960
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Frauen in Bewegung 1848–1938: Baumberg, Antonie [Stand: 19.02.2024]
Antonie Kreiml-Baumberg im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.