Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen (VSKW). Der Verein wurde am 1. April 1885 in Wien gegründet. Neben Vertretung der Standesinteressen bezweckte der Verein die zeitweilige Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder und ihrer Waisen und sah die Gründung eines Pensionsfonds zur Unterstützung von Mitgliedern vor, die aufgrund von Alter, Krankheit oder sonstiger Gründe nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnten. Andere Vereine, wie der 1859 gegründete Schriftsteller- und Journalistenverein "Concordia", der seinen Mitgliedern Kranken- und Pensionsleistungen bot, schlossen Frauen von der Aufnahme aus – im Fall von "Concordia" noch bis 1920. Neben dem eigentlichen Vereinszweck bot der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien ein Umfeld, in dem literarisch und künstlerisch tätige Frauen ihre Arbeiten öffentlich sichtbar und Netzwerke aufbauen und nutzen konnten. Vereinsaktivitäten wie Lese- und Vortragsabende wurden zunächst ausschließlich von und mit Frauen bespielt. Ab 1908/09 traten dabei auch männliche Künstler auf, die bald darauf das Programm dominierten.
Die Historikerin Marianne Baumgartner, die die Geschichte des Vereins von seiner Gründung bis ins Jahr 1938 erforschte, konnte 151 ordentliche Mitglieder – Schriftstellerinnen, Journalistinnen, Malerinnen, Bildhauerinnen und Musikerinnen – namentlich erfassen, die dem Verein bis 1920 beigetreten waren. Sie mussten sich unter ungleich schwereren Bedingungen als ihre männlichen Kollegen als Künstlerinnen behaupten und viele von ihnen waren auch in anderen Vereinigungen aktiv. Es handelte sich um eine äußerst heterogene Gruppe von Frauen. Sie waren unterschiedlicher Konfession und Herkunft – wobei viele aus nobilitierten Familien stammten–, praktizierten verschiedenste Arbeitsweisen sowie künstlerische Stile und vertraten unterschiedliche politisch-weltanschaulichen Ansichten. In den Reihen der Mitglieder fanden sich in den 1930er Jahren Sympathisantinnen für die Sozialdemokratie ebenso wie deutschnational oder nationalsozialistisch Gesinnte. Die Grundausrichtung des Vereins kann von Beginn an als gemäßigt bezeichnet werden, radikal-emanzipatorische Vorstöße kamen nicht vor. Neben den "Ordentlichen Mitgliedern" gab es auch unterstützende Mitglieder, Ehrenmitglieder und Stifter*innen. 1898 wurde zudem die Kategorie "Auswärtiges Mitglied" eingeführt, 1912 jene der "Außerordentlichen Mitglieder".
Der Pensionsfonds, ein Kernanliegen des Vereins, konnte 1896 realisiert werden, als das notwendige Stammkapital von 20.000 Gulden vorhanden und die behördliche Genehmigung durch die k. k. Statthalterei Wien erfolgt war. Der Fonds, der seinen Mitgliedern ohnehin nur ein Zubrot und keinen Lebensunterhalt bieten konnte, hatte nach der Jahrhundertwende mit der steigenden Teuerung zu kämpfen und verlor mit der Inflation in den 1920er Jahren sein angespartes Kapital. Endgültig aufgelassen wurde er erst 1933.
Das Vermögen des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien wurde im Februar 1939 von den nationalsozialistischen Machthabern eingezogen und die Organisation in die Reichsschrifttumskammer integriert. Während die letzte Präsidentin Dora von Stockert-Meynert mit dem neuen Regime sympathisierte, mussten andere Vereinsmitglieder ins Exil flüchten oder wurden Opfer der Shoah. Der Verein wurde nach dem Krieg unter völlig anderen Voraussetzungen aber unter demselben Namen wiederbelebt.
Im Wien Geschichte Wiki gibt es derzeit 38 Einträge von Personen mit Bezug zum Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
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Hermine Ascher | Malerin | 14 März 1847 | 29 Januar 1924 | |
Maria von Augustin | Schriftstellerin Malerin | 23 Dezember 1810 | 12 Februar 1886 | |
Ida Barber | Schriftstellerin Journalistin Frauenrechtlerin | 4 September 1842 | 5 Oktober 1931 | |
Gisela von Berger | Schriftstellerin Journalistin | 12 Dezember 1878 | 26 Januar 1961 | |
Goswina von Berlepsch | Schriftstellerin | 25 September 1845 | 9 April 1916 | |
Johanna von Bischoff | Schriftstellerin Wohltäterin | 4 August 1798 | 28 August 1891 | |
Ernestine Bix | akademische Malerin | 16 April 1848 | ||
Marie von Ebner-Eschenbach | Dichterin Schriftstellerin | 13 September 1830 | 12 März 1916 | |
Marie Egner | Malerin | 25 August 1850 | 31 März 1940 | |
Amalie Falke von Lilienstein | Schriftstellerin Übersetzerin | 18 August 1868 | 8 November 1956 | |
Hermine Frankenstein | Schriftstellerin Übersetzerin | 22 März 1842 | 19 August 1904 | |
Marie Franzos | Übersetzerin Frauenrechtlerin Bibliothekarin | 17 September 1870 | 6 August 1941 | |
Hedwig Friedländer | Malerin | 13 Februar 1863 | 9 Dezember 1945 | |
Marianne Frimberger | Malerin Grafikerin Illustratorin | 14 Juni 1877 | 14 Juli 1965 | |
Helene Gegenbauer | Schriftstellerin Volkskundlerin | 29 Mai 1861 | 18 Dezember 1928 | |
Josefine Geppert | Malerin | 28 März 1846 | ||
Elisabeth von Grotthuß | Schriftstellerin Dramatikerin | 10 November 1820 | 4 Februar 1896 | |
Fanny Gröger | Schriftstellerin Schauspielerin | 12 Januar 1873 | 7 April 1936 | |
Friederike Hertzka | Schriftstellerin Essayistin Frauenrechtlerin | |||
Marie Herzfeld | Schriftstellerin Übersetzerin Herausgeberin Literaturkritikerin | 20 März 1855 | 22 September 1940 | |
Emilie von Hoerschelmann | Schriftstellerin Kunsthistorikerin | 6 September 1844 | Juli 1916 | |
Louise Jenisch | Lyrikerin Schriftstellerin | 5 November 1847 | ||
Ellen Key | Schriftstellerin Reformpädagogin | 11 Dezember 1849 | 26 April 1926 | |
Marie von Kliment | Schriftstellerin | 19 März 1857 | 13 Juni 1899 | |
Antonie Kreiml-Baumberg | Schriftstellerin Erzählerin | 24 April 1857 | 15 April 1902 | |
Selma Lagerlöf | Lehrerin Schriftstellerin | 20 November 1858 | 16 März 1940 | |
Margarete Langkammer | Schauspielerin Schriftstellerin Dramatikerin Journalistin | 18 August 1866 | 5 Oktober 1922 | |
Helene Migerka | Schriftstellerin | 13 September 1867 | 26 März 1928 | |
Isabella Nowotny | Schriftstellerin Komponistin | 31 Januar 1828 | 9 Mai 1899 | |
Betty Paoli | Schriftstellerin Journalistin Übersetzerin | 30 Dezember 1814 | 5 Juli 1894 | |
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Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Jahresbericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Wien: Selbstverlag
- ANNO: Jahresbericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Wien: Selbstverlag
Literatur
Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.