Armenier

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Armenier. Seit Ende 17. Jahrhundert wurde Wien zu einem wichtigen Zentrum für Armenier; besonders Leopold I. zeigte infolge der Türkenkriege Sympathie und Verständnis. Die meisten Armenier waren armenisch-katholisch (1687 war Vardapest Nerses aus Eriwan Titulatur-Hofkaplan und 1701 auch Domherr zu St. Stephan; er erschloß durch Übersetzungen wichtige Quellen).

Viele Armenier betätigten sich als Dolmetscher oder Händler, wurden vom Hofkriegsrat aber auch als Nachrichtenübermittler und Spione angeworben; auch Angehörige anderer Berufe (Ärzte, Handwerker, Geistliche und so weiter) betrieben meist daneben noch Handelsgeschäfte (das armenische Kernland, ein Zankapfel zwischen Osmanen und Persern, liegt im Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen). Auch die ältesten Kaffeesieder in Wien waren Armenier (Johannes Diodato, Isaac de Luca). In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mehrten sich die Klagen der Wiener Kaufleute wegen zunehmender Konkurrenz (tatsächlich lassen die Mautlisten 1663-1668 einen Anteil von etwa 65-75 Prozent erkennen). 1767 wurden in einer Conscription 21 männliche Armenier erfaßt (neben 82 Griechen). 1810 entstand in Wien eine Zweigniederlassung der Mechitaristen, die sich 1773 unter dem Schutz Maria Theresias in Triest niedergelassen hatten. Damit entwickelte sich in Wien ein Kulturzentrum des Armeniertums. Die Mönche widmeten sich von Anfang an der Pflege der armenischen Sprache, Geschichte und Literatur und gründeten die noch heute bestehende Buchdruckerei. 1866 verfaßte Aydinian eine armenische Grammatik, Garagaschian (1818-1903) eine vierbändige Geschichte Armeniens. Seit 1887 kommt in Wien das Organ der armenischen Sprachwissenschaften "Handes Amsorya" heraus. Die Bibliothek verwahrt eine Spezialsammlung armenischer und orientalischer Handschriften.

Die Niederlassung der armenenischen Kolonie in Wien (Johannes Deodat [Diodato; Johannes-Diodato-Park, Georg Thomas Michaelowitz Michalowitzgasse (5, 12)) steht in engem Zusammenhang mit der Bedeutung, die die Armenier für den Hofkriegsrat besaßen, der im Osmanischen Reich ein dichtes Spionage- und Nachrichtennetz unterhielt.

Am 18. November 2002 wurde in 3, Kolonitzplatz 11, das Denkmal "1700 Jahre armenisches Christentum" enthüllt, am 20. November stattete Seine Heiligkeit Karekin II., oberster Patriarch und Katholikos aller Armenier, dem Wiener Rathaus einen Besuch ab und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Armenierplatz.


Literatur

  • Karl Teply: Johannes Diodato. Der Patriarch der ersten Armenier in Wien. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 28 (1972), S. 31 ff.
  • Karl Teply: Die erste armenische Kolonie in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 28 (1973), S. 105 ff.
  • Karl Teply: Die Einführung des Kaffees in Wien. Georg Franz Koltschitzky, Johannes Diodato, Isaak de Luca. Wien [u.a.]: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1980 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 6) S. 35 ff.
  • Mari Kristin Arat: Die Wiener Mechitharisten. Armenische Mönche in der Diaspora. Wien [u.a.]: Böhlau 1990