Béla Guttmann

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Guttmann, Béla
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  45263
GNDGemeindsame Normdatei 118699563
Wikidata Q361027
GeburtsdatumDatum der Geburt 27. Jänner 1899
GeburtsortOrt der Geburt Budapest
SterbedatumSterbedatum 28. August 1981
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Fußballspieler, Fußballtrainer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Es ist wohl nicht übertrieben, wenn behauptet wird, dass Béla Guttmann in seiner Person die Weltgeschichte des Fußballs im 20. Jahrhundert verkörpert. 1899 wurde er in Budapest als Sohn des jüdischen Tanzlehrerehepaars Abraham und Eszter Guttmann geboren und wuchs in der liberalen und freizügigen Atmosphäre der Bohème der boomenden ungarischen Hauptstadt auf. 16-jährig erwarb er das Diplom als Lehrer für klassische Tänze. Die dabei ausgebildeten künstlerischen Fähigkeiten brachte er im Jahr darauf bei seinem ersten Fußballverein Törekvés ein und wechselte 1919 zum MTK Budapest, mit dem er 1920 und 1921 ungarischer Meister wurde.

Fußballsektion der Hakoah

Vor dem Hintergrund eines Schwarzgeldskandals in der ungarischen Liga wechselte er 1922 zur zionistischen Wiener Hakoah. Dieser war damals der weltweit prominenteste jüdische Sportverein, dessen explizites Ziel der Nachweis der Gleichwertigkeit des Judentums auch in körperlicher Hinsicht war.

Gewinn der österreichischen Profimeisterschaft

Der begnadete Techniker und Organisator führte die Fußballsektion der Hakoah, in deren Kader nicht weniger als sieben ungarische Internationale standen, zum Gewinn der ersten österreichischen Profimeisterschaft. Er kannte seinen Wert und bezog eine Gage, die nicht weniger als ein Viertel des gesamten Saisonetats der Hakoah ausmachte. Guttmann wurde zum überzeugten Wiener, seine Vorliebe, ja Leidenschaft für die Kaffeehauskultur, die omnipräsente (Selbst-)Ironie, die wienerische Lebenslust waren offenkundig. Häufig, so werden seine Biografen schreiben, wenn er in Sao Paulo, New York oder Lissabon an der Arbeit war, träumte er vom Genuss einer Melange in einem Wiener Kaffeehaus und davon, mit seinen engen Freunden aus der Wiener Zeit im angeregten Diskurs die Philosophie eines modernen Weltfußballs zu entwickeln. Guttmanns Wiener Erfahrungen haben ihn ein Leben lang geprägt.

Mit der Hakoah auf Tournee

Zur Finanzierung ihres Profibetriebs ebenso wie zur Propagierung der sie leitenden Idee unternahm die Hakoah ausgedehnte Tourneen nach England, Osteuropa, Ägypten, Palästina. 1926 wurde die USA besucht. Guttmann war begeistert und sprang mit einem Großteil der Mannschaft ab, um in New York zu bleiben. Er heuerte bei den New York Giants an (wo er wesentlichen Anteil an der einsetzenden Popularisierung des so europäisch anmutenden Spektakels Soccer nahm), organisierte Varietéauftritte seiner Hakoah-Kollegen und betrieb am Broadway eine gut gehende Bar. Als unter dem Druck der Wirtschaftskrise der Versuch, den europäischen Fußball in den USA heimisch zu machen, spektakulär scheiterte, arbeitete Guttmann für kurze Zeit als Eintänzer in seiner Bar, um 1933 erneut die Hakoah Wien, diesmal als Trainer für zwei Saisonen, zu übernehmen. Nach einem auf Vermittlung seines väterlichen Freundes Hugo Meisl zustande gekommenen Zwischenspiel beim SC Enschede kam er ein weiteres Mal nach Wien zurück. Im Sommer 1938 spielte er in Budapest beim Ùjpestí FC, mit dem er Meister wurde und 1939 den Mitropacup gewann. Den Zweiten Weltkrieg erlebte Béla Guttmann laut eigenen Aussagen in Budapest, wo er bis 1949 lebte. Am 21. November 1945 heiratete er in Budapest Maria Moldovan (geboren 28. Juli 1912 in Budapest).[1] 1945 war er als Trainer bei Vasas Budapest tätig.

Weltkarriere als Trainer

Guttmann startete nun eine Weltkarriere. Er ging nach Italien zum AC Mailand, mit der Exilmannschaft von Honvéd Budapest (mit den Topstars Puskas, Czibor, Koscics, Lorant) 1956 nach Brasilien, wo er den FC Sao Paulo übernahm. 1956 erwarb der laut eigenen Aussagen 1949 aus Budapest geflohene und seither seiner Ansicht nach staatenlose Guttmann die österreichische Staatsbürgerschaft, die ihm als im Interesse des Staates gelegen verliehen wurde, da er den zum Erwerb erforderlichen mindestens 4-jährigen Aufenthalt nicht nachweisen konnte. Schließlich ging er nach Portugal, wo er mit Benfica Lissabon 1961 und 1962 den Europapokal der Landesmeister gewann und die über ein halbes Jahrzehnt währende Hegemonie Real Madrids durchbrach. Guttmann war der weltweit innovativste und erfolgreichste, auch psychologisch versierteste und bestverdienende Fußballtrainer seiner Zeit. Als er völlig unerwartet mit Peñarol Montevideo 1963 in der Copa Libertadores scheiterte, kehrte er nach Wien zurück. Im Jahr darauf wurde er österreichischer Nationaltrainer, trat aber auf Grund mangelhafter Unterstützung durch den Verband und antisemitisch gefärbter Pressekampagnen bald wieder zurück. Nach eher erfolglosen Engagements bei einer Reihe europäischer Clubs (darunter Austria Wien) beendete er seine einzigartige Karriere. 1981 verstarb er, etwas in Vergessenheit geraten, in Wien und fand im jüdischen Sektor des Zentralfriedhofs seine letzte Ruhestätte.

Quellen

Literatur

  • David Bolchover: The Greatest Comeback. From Genocide to Football Glory. The Story of Béla Guttmann. Biteback Publishing: London 2017
  • Die Eleganz des runden Leders: Wiener Fußball 1920-1965. Informationsblatt zur Ausstellung im Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien: 2008, Text: Wolfgang Maderthaner, Wien (Eine Kooperation zwischen Wiener Stadt- und Landesarchiv und der Wienbibliothek im Rathaus)
  • Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Die Wiener Schule. Eine Geschichte des Wiener Fußballs in elf Porträts. Wien: 2008, S. 11-12

Weblinks

Einzelnachweise