Benedikt Fantner
Benedikt Fantner, * 9. Juni 1893 Wien, † nach dem 19. Jänner 1942 Konzentrationslager Schloss Hartheim bei Linz, Arbeiterschriftsteller.
Biografie
Benedikt Fantner kam als Sohn eines Handwerkers und einer Dienstmagd zur Welt. Schon als Jugendlicher wandte er sich der Sozialdemokratie zu, wobei es ihm zum Schlüsselerlebnis wurde, dass er 1911 einer Rede Viktor Adlers im Zentralverein kaufmännischer Angestellter beiwohnte.
Als Soldat im Ersten Weltkrieg geriet er in russische Gefangenschaft, schloss sich dort der Roten Armee an und kämpfte in der Russischen Revolution 1917. 1918 nach Wien zurückgekehrt, war er politisch aktiv am Aufbau der Ersten Republik beteiligt und wurde als Dichter Mitglied verschiedener kommunistischer, sozialdemokratischer und anarchistischer Versammlungen und Diskutierklubs.
1925 verlor Fantner seine Stellung als Bankbeamter und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten als Vertreter, Schreiber und Aushilfsbeamter durch. Er war in erster Ehe bis 1930 mit Antonia Schalda/Falda verheiratet, ab 1933 mit der aus Prag gebürtigen Josefine Bauer. 1937 kämpfte Benedikt Fantner im Spanischen Bürgerkrieg bis zum September 1938. Danach Flucht nach Frankreich, wo er sich am 3. September 1940 den deutschen Behörden in Chalon stellte, die ihn mit einem Sammeltransport nach Wien überstellten. Ab 20. Oktober 1940 zuerst in Schutzhaft der GESTAPO-Leitstelle Wien, dann mit 13. November 1940 in Untersuchungshaft im Landesgericht für Strafsachen wegen Verdachts des Hochverrates. Das vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof in Berlin angestrebte Verfahren wurde Anfang Dezember 1940 eingestellt. Nach Aufhebung der Untersuchungshaft wurde neuerlich die Schutzhaft verhängt. Fantners Deportation in das Konzentrationslager Dachau erfolgte am 22. Februar 1941. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 23.979. Mit 19. Jänner 1942 deportierte man ihn in das Vernichtungslager Hartheim. Fantner starb in der Gaskammer. Die vom Standesamt Dachau am 2. März 1942 ausgestellte Sterbeurkunde nennt als Todestag den 26. Februar 1942. Der Sterbeort Dachau ist nachweislich falsch. Die Aschenurne wurde an seine Schwester Albertine geschickt. Sie ließ die Urne am Baumgartner Friedhof beisetzen.
Sein wichtigstes Werk ist der autobiografische Roman "Lazarus. Die Geschichte eines Menschen unserer Zeit" (1929). Die "Geschichten aus der grauen Masse" (1931) sind den Unzufriedenen, Revolutionären, Empörer und Kellerkinder des Lebens gewidmet.
Quellen
- Meldezettel von Benedikt Fantner (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Arolsen Archives: Zugangsbuch KZ Dachau: Häftlingsnummern 022433–028435 [Stand: 18.06.2024]
- Arolsen Archives: Akte von Benedikt Fantner, Sterbeurkunde [Stand: 18.06.2024]
- Arolsen Archives: Liste so genannter "Invalidentransporte" aus dem KZ Dachau [Stand: 18.06.2024]
- Bundesarchiv Berlin, Akte Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof, Verfahren 7 J 403/40, BArch R 3017/26852
Literatur
- Herbert Exenberger: Benedikt Fantner. Ein österreichischer Arbeiterschriftsteller. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Band 26. Wien: Institut für Österreichkunde / Graz: Stiasny 1982, S. 206 ff.
- Theodor Kramer Gesellschaft: Benedikt Fantner [Stand: 18.06.2024]
- Wiener Friedhöfe, Verstorbenensuche: Fantner, Benedikt [Stand: 18.06.2024]
Benedikt Fantner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.