Bothe & Ehrmann
Die Möbelfirma "Bothe & Ehrmann" (5., Schlossgasse 10-14) ging auf den Zusammenschluss von Eugen Ferdinand Bothe (1842 Mailand – 12.10.1922 Wien) und Salomon Ehrmann († Februar 1920) am 15. September 1893 zurück.
Bothe war ein kroatischer Unternehmer, der sich 1861 auf den Handel von Gewürzen spezialisierte. 1872 verlagerten sich seine Geschäftsinteressen auf das Kunstgewerbe. 1889 eröffnete er die "Größte Möbelhalle und Polstermöbel Fabrik E. F. Bothe" in Zagreb. 1893 machte Bothe seinen Assistenten Salomon Ehrmann zum Geschäftspartner. Gemeinsam gründeten die beiden im Oktober 1895 die Möbelfirma "Bothe & Ehrmann" mit Sitz in Zagreb. Ab 1898 hatte das Unternehmen eine Niederlassung in Wien, wobei sie mehrmals den Standort wechselten. 1912/1913 wurde nach Plänen des Architekten Ernst Epstein (4.1.1881 Wien – 21.5.1938 Wien) und des Baumeisters Guido Gröger (20.4.1874 Berging bei Ybbs an der Donau – 23.12.1950 Wien) ein neues Firmengebäude in der Schlossgasse 14 im 5. Bezirk errichtet.
Der Betrieb konzentrierte sich auf die Erzeugung und den Handel von Tischlerwaren, Dekorations- und Tapeziererarbeiten. Am 6. Dezember 1915 wurde unter der Leitung von Salomon Ehrmann und Leopold Pilzer (1871–1959) das Wiener Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die neue Gesellschaftsform bewirkte ein unabhängiges Handeln vom kroatischen Unternehmen. Am 25. Oktober 1927 kam es zur Auflösung der Gesellschaft, die Firma wurde in die Aktiengesellschaft "Bothe & Ehrmann A.G." umgewandelt. Am 2. Oktober 2013 gab das Wiener Unternehmen seinen Konkurs bekannt.
"Bothe & Ehrmann" galt als einer der bedeutendsten Möbelproduzenten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie mit Sitz in Zagreb und Wien. Ihre Aktivitäten konzentrierten sich auf die Ausstattung von öffentlichen und privaten Einrichtungen wie Wohnungen, Büros, Banken, Hotels, Cafés und Restaurants. Zu ihren Arbeiten zählten unter anderem die erste kroatische Sparkasse in Zagreb (1899/1900), das Südbahnhotel am Semmering (1909), die Otto-Wagner-Wohnung in der Döblergasse 4 im 7. Bezirk (1912) und die Postsparkasse in Wien I (1912/1913). Die Firma exportierte ihre Stilmöbel unter anderem nach Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Italien und Ägypten und beteiligte sich an internationalen Ausstellungen wie den Weltausstellungen in Paris 1878 und 1900 sowie der Millenniumausstellung in Budapest 1896.
Literatur
- Stefan Üner: Bothe & Ehrmann. Chronologie eines Architekturjuwels, in: Steine sprechen. Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Denkmal- und Ortspflege, Nr. 154, Wien 2019, S. 52–56
- Stefan Üner: Bothe & Ehrmann. In: Eva B. Ottillinger [Hg.]: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten. Ausstellungskatalog Hofmobiliendepot, Wien 20. März - 7. Oktober 2018. Wien: Böhlau 2018. S. 138–140
- Wolfgang Mayer: V. Margareten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 5), S. 39