Broschürenflut

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Zeitgenössisches Verzeichnis der Broschüren, erstellt durch Anton Ferdinand von Geusau
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Sonstiges Ereignis
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1781
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1795
Thema
VeranstalterVeranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  64746
GNDGemeindsame Normdatei
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Letzte Änderung am 3.01.2020 durch DYN.tantner
BildnameName des Bildes Geusau VerzeichnisBroschueren 1782.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Zeitgenössisches Verzeichnis der Broschüren, erstellt durch Anton Ferdinand von Geusau

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Broschürenflut. Abwertender Begriff für die große Menge an Druckschriften geringen Umfangs (nach Norbert Bachleitner 2000 bis 3000 Titel), die in Wien im Zuge der 1781 erfolgten Lockerung der Zensur unter Joseph II. ("erweiterte Preßfreiheit" auf Grundlage der "Grund-Regeln zur Bestimmung einer ordentlichen künftigen Bücher Censur" vom Februar 1781 und der Zensurverordnung vom 11. Juni 1781) bis zu ihrer Verschärfung in den Jahren 1792-1795 erschienen. Schon zeitgenössisch wurden die "Überschwemmung von Broschüren" (Alois Blumauer), das "aus den öden Köpfen selbstgefälliger Müßiggänger [emporgehobene] … Broschürenheer" (Johann Pezzl) kritisch gesehen, zugleich aber die positiven Auswirkungen auf das Leseverhalten hervorgehoben; Zeitschriften wie Friedrich Nicolais "Allgemeine Deutsche Bibliothek" richteten eigene Rubriken zur Rezension der "Wiener Schriften" ein.

Nachdem bereits anlässlich des Tods von Maria Theresia etliche Schriften erschienen waren, gilt als Auftakt der "Broschürenflut" Friedrich Schillings "Über die Begräbnisse in Wien" (1781), wie Joseph Maria Weissegger von Weißeneck "Beyträge zur Schilderung Wiens" (1781) und Joseph Valentin Eybels "Was ist der Pabst?" (1782) eine kirchenkritische Schrift. Den ersten großen Erfolg hatte Johann Rautenstrauch mit "Ueber die Stubenmädchen in Wien", das eine große Fülle von weiteren Publikationen nach sich zog und dem Genre der "Stubenmädchenliteratur" seinen Namen gab. Weitere Genres waren Projektantenschriften, Nonsens-Broschüren, die von Leopold Alois Hoffmann begründeten Predigtkritiken ("Wöchentliche Wahrheiten für und über die Prediger in Wien", 1782-1784), sowie Publikationen zur Freimaurerei. Ein Abflauen der "Broschürenflut" wurde bereits ab Mitte der 1780er Jahre konstatiert.

Die Publikationen der "erweiterten Preßfreiheit" übten in bis dahin ungewohnter Weise Kritik an den etablierten Einrichtungen, wurden aber auch zur Propaganda im Sinne des Josephinismus instrumentalisiert. Neben der Kirche wurden auch der Adel sowie Joseph II. selbst und nicht zuletzt (ab 1788) sein Krieg gegen das Osmanische Reich zu Zielscheibe von Satire und Polemik. Mit ihren vielfältigen Themen (wie "Ueber die Kaufmannsdiener", "Ueber die Bäcker", "Ueber das Nationaltheater", "Ueber die Kleidertracht", "Ueber die Universität in Wien") galten die Broschüren bereits Blumauer als ein "Repertorium über Wien", zugleich wurde aber ihr Quellenwert in Zweifel gezogen, da sie zumeist weniger mit aufklärerischen als mit kommerziellen Absichten – "blos des Geldes wegen" – von einer binnen wenigen Jahren neu entstandenen Schicht freier Schriftsteller verfasst wurden.

Die Schriften der "erweiterten Preßfreiheit" zählen zu den Sammlungsschwerpunkten der Wienbibliothek im Rathaus, eine Bibliographie hat Ferdinand Wernigg ("Bibliographie österreichischer Drucke während der 'erweiterten Preßfreiheit' 1781-1795", 1973/1979) zusammengestellt.

Literatur