Burggartenbühne
48° 12' 17.99" N, 16° 21' 55.72" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Burggartenbühne (1., Rampe zur Hofburg im Burggarten) etablierte sich nach der Öffnung des Burggartens für die Öffentlichkeit während der heißen Sommermonate. Geboten wurde ein tägliches Veranstaltungsprogramm mit Opern- und Operettenaufführungen, Orchester-, Instrumental- und Gesangskonzerten, Tanzveranstaltungen sowie Kabarettabenden, unter anderem mit Hermann Leopoldi und Karl Farkas. Dahinter stand die Idee, die für Künstlerinnen und Künstler finanziell belastende Sommerpause zwischen den Konzert- und Theatersaisonen mit Auftritten zu füllen. Wichtige Unterstützung erfuhr dieses Projekt auch durch die politischen Verantwortlichen des Roten Wien, die die Veranstaltungen als Volksbildungsauftrag verstanden. Als Bühne diente ein Stück der Rampe zur Hofburg, welche zwischen zwei Steintreppen von Efeu dicht umrankt wurde. Davor fügte sich der Zuschauerraum mit 1.400 Sitz- und 1300 Stehplätzen in den Rahmen des historischen Baumbestandes ein. Zwischen 1921 und 1938, mit Einschränkungen bis 1944 und sporadisch sogar noch bis hinein in die 1960er Jahre wurde somit allsommerlich künstlerische Sommerfrische zelebriert – nicht immer zur Freude aller PassantInnen, denen der kostenlose Zugang zur Parkanlage abends verwehrt blieb.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden neben sportlichen Events, wie etwa Boxturniere, auch wieder musikalische Aufführungen statt. Bereits wenige Wochen nach dem Krieg warben Flyer für einen Jekami (Akronym für "Jeder kann mittun"). Nach Jahren der Unterdrückung und des Terrors stand nun symbolisch eine Bühne für alle Interessierten offen, sozusagen als erste Castingshow nach dem Krieg. Wie groß der Andrang war und wie spektakulär sich die Aufführungen gestalteten, ist nicht mehr nachvollziehbar, mehr als der genannte Handzettel hat sich nicht erhalten. Dieser befindet sich in einem umfangreichen Konvolut von mehreren hundert Programmzetteln der Burggartenbühne aus dem Zeitraum von 1922 bis eben 1945, die das abwechslungsreiche Programm eindrucksvoll belegen.
Quellen
Literatur
- Andrea Amort: "Bewegungskunst" war ein Unterrichtsfach. Zur Ausstellung Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne im Theatermuseum. In: gift. Zeitschrift für freies Theater 1 (2019), S. 28-41, hier S. 41
- Franziska Ernst: Hermann Leopoldi: Biographie eines jüdisch-österreichischen Unterhaltungskünstlers und Komponisten. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 2010, S. 105
- Angéla Molnári: Das russische Theater im Wien der 1920er Jahre. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 2008, S. 102 und 116