Burggarten

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Der Burggarten nach dem Ende der Monarchie. Für seine Öffnung für die Allgemeinheit wurde der Park mit einer entsprechenden Bestuhlung ausgestattet. Fotografie, 1919
Daten zum Objekt
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48° 12' 16.42" N, 16° 21' 57.48" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Burggarten (1., im Areal der Hofburg, Bezeichnung im Vormärz zunächst „Neuer k.k. Hofgarten", Hofburggarten, Hof- oder Kaisergarten, 1919 vorübergehend Garten der Republik), dann Burggarten.

Plan des Burggartens, 1824

Vor ihrem Abmarsch aus Wien sprengten die Franzosen 1809 die massive Burgbastei. Da ein Wiederaufbau der Befestigungsanlagen als militärisch sinnlos erachtet wurde, gestaltete man das riesige Areal vor der Hofburg neu. Vor der Hauptfront der Hofburg zu den Vorstädten, also dem Schweizerhof und dem Leopoldinischen Trakt, wurde nach einem Entwurf von Ludwig Gabriel Rémy ab 1817 ein großer Platz - der später sogenannte Heldenplatz – angelegt, der von zwei Gartenanlagen flankiert wurde, nämlich dem Kaisergarten (Burggarten) und dem Volksgarten. Die drei Bereiche wurden durch die 1817-1821 errichtete Hornwerkskurtine vom Glacis begrenzt. Zusätzlich trennten Erdwälle (Escarpe) die beiden Gärten vom Platz. Die Erdarbeiten nahmen die Truppen des Fortificationscorps unter der Oberleitung von Erzherzog Johann als Chef der „Geniedirektion“ vor.

Der Kaisergarten war 1820 vollendet. Er blieb als Privatgarten dem Kaiserhaus vorbehalten und wurde von den Familienmitgliedern gerne aufgesucht. Er war nach Plänen von Hofbaudirektor Ludwig Gabriel Rémy durch den Hofgärtner Franz Antoine de Paula in weitgehend regelmäßigen Formen angelegt worden (1818 Geländeanschüttung mit Anlage von Bassins, 1819 Planierung des Grabens). Am Nordende des Gartens erbaute Rémy 1818- 1820 mit weitgehender Anwendung von Eisenkonstruktionen und mit Benützung eines Rests der alten Festungsmauern als Rückwand ein großes Glashaus, das ebenfalls über den Gang erreichbar war (Remy’sches Glashaus). Da der Garten durch die öffentlich zugängliche Kurtine der Stadtbefestigung von der Hofburg getrennt war, wurden die beiden durch einen unterirdischen Gang (Laternengang) verbunden, der vom Augustinergangtrakt der Hofburg zum Glashaus führte.

1819 wurde die frühklassizistische Reiterstatue von Franz Stephan von Balthasar Moll (1781) vom Paradeisgartel, in dem sie seit 1797 gestanden war, in den Kaisergarten versetzt. Es ist das älteste monumentale Reiterstandbild Wiens.

Burggarten, um 1850

1863 wurde der Burggarten nach Demolierung der Hornwerkskurtine in Richtung Goethegasse und Burgring vergrößert und wie Heldenplatz und Volksgarten auch mit gusseisernen Gittern umgeben. Diese wurden von der Fürst Salm’schen Eisengießerei im mährischen Blansko (Blanz) hergestellt und teilweise vergoldet. Der Bau der Neuen Burg (1881-1913) verkleinerte den Garten zwar nicht wesentlich, veränderte aber durch die Massivität des Baukörpers den Charakter des Gartens. 1901-1905 wurde das Remy’sche Glashaus durch das heute so genannte Palmenhaus von Friedrich Ohmann ersetzt.

Die 1919 in Burggarten unbenannte Parkanlage ist seither Besitz der Republik Österreich und öffentlich zugänglich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1948 die Bleiskulptur des Herkules mit dem steinernen Nemeischen Löwen (um 1800, zuvor im Esterházypark [6]), die auf einem Felssockel inmitten eines flachen Wasserbeckens steht, 1953 das Mozartdenkmal (von Viktor Tilgner, enthüllt 1896 auf dem Albertinaplatz) und im August 1957 ein Franz-Joseph-Denkmal (von Josef Tuch, enthüllt 1903 in Wiener Neustadt) im Burggarten aufgestellt. Unmittelbar außerhalb des Burggartens stehen das Abraham-a-Sancta-Clara-Denkmal und das Goethedenkmal.


Protestbewegung Burggarten

Ende der 1970er-Jahre forderten Jugendliche mit dem Slogan "Freiheit für den Burggarten" das Ende des "Rasenverbots" in den öffentlichen Parks Wiens und nahmen ab Mai 1979 mit samstäglichen Rasenbesetzungen den Burggarten symbolisch in Besitz. Wurden die Besetzungen zunächst geduldet, so eskalierte der Konflikt zwischen den BesetzerInnen und der Polizei im September 1979; einzelne BesetzerInnen wurden verhaftet. Teile der "Burggarten-Bewegung" forderten nicht nur ein Ende des Verbots, öffentliche Rasenflächen zu betreten, sondern traten - nach dem Vorbild der Arena-Bewegung 1976 - für die Einrichtung von alternativen Kultur- und Kommunikationszentren ein. Die "Burggarten-Bewegung" war bis zum Frühjahr 1981 mit Demonstrationen aktiv, Teile der Bewegung waren auch an der kurzfristigen Besetzung der ehemaligen Markthalle in der Phorusgasse 13 am 20. Oktober 1979 beteiligt.

Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer/Reinhold Sahl (Hg.): Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien 2018.
  • Hellmut Lorenz/Anna Mader-Kratky (Hg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 3; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 14; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 445), Wien 2016.
  • Werner Telesko (Hg.) Die Wiener Hofburg 1835–1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des „Kaiserforums“ (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 4; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 15; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 446), Wien 2012.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 22 f.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 55 f.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Harry Kühnel: Die Hofburg. Wien [u.a.]: Zsolnay 1971 (Wiener Geschichtsbücher, 5), S. 93 ff.
  • Wiens Verschönerung besonders durch das neue Burgthor, den Kaisergarten und den Volksgarten. 1824
  • Hubert Kaut: Wiener Gärten. 1964, S. 40
  • Alfred Auer: Wien und seine Gärten. 1974, S. 63
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 289
  • Andreas Suttner: Die Wiener Hausbesetzungs-Bewegung der 1980er-Jahre. In: Martina Nußbaumer/Werner Michael Schwarz (Hg.): Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 1970ern (Ausstellungskatalog Wien Museum). Wien: Czernin Verlag 2012, S. 140-145.
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846
  • Die k.k. Burg in Wien. 1867, S. 89 ff.
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 351, 460
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 84 f.