Volksgarten

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Volksgarten, Plan, 1824
Daten zum Objekt
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48° 12' 28.69" N, 16° 21' 42.35" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Volksgarten (1.), am Areal der Hofburg. 1821-1823 angelegter, für den allgemeinen Publikumsverkehr bestimmter Park.

Vor ihrem Abmarsch aus Wien sprengten die Franzosen 1809 die Befestigungsanlagen vor der Hofburg, darunter die massive Burgbastei. Da ein Wiederaufbau als militärisch sinnlos erachtet wurde, gestaltete man das riesige Areal vor der Hofburg neu. Die Pläne dafür lieferte Ludwig Gabriel Rémy. Vor der Hauptfront der Hofburg zu den Vorstädten, also vor dem Schweizerhof und dem Leopoldinischen Trakt, wurde ein großer Platz angelegt, der später sogenannte Heldenplatz. Er wurde durch zwei Gartenanlagen flankiert, den Burggarten und den Volksgarten. Die drei Bereiche wurden 1817-1821 durch die Hornwerkskurtine vom Glacis sowie durch Erdwälle (Escarpe) die beiden Gärten vom Platz auch abgetrennt. Die Erdarbeiten nahmen die Truppen des Fortificationscorps unter der Oberleitung von Erzherzog Johann als Chef der „Geniedirektion“ vor.

Der Volksgarten wurde 1821-1823 angelegt und am 1. Mai 1823 für das Publikum geöffnet[1]. Er wurde nicht als Landschaftsgarten gestaltet, sondern in regelmäßigen Formen gepflanzt. Schon der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld hatte für Volksgärten diese Form empfohlen. Ein wichtiger Grund dafür lag in der polizeilichen Überwachung, die bei geraden Linien besser möglich war. Vom Heldenplatz führte ein Tor durch die Escarpe auf einen halbkreisförmigen Vorplatz mit einer Fontäne in der Mitte. Im Zentrum des Gartens errichtete Pietro Nobile 1820-1823 den Theseustempel. Dieser extra für die Theseusgruppe von Antonio Canova konzipierte Bau hatte den Charakter eines Siegesmals über Napoleon I. Seine unterirdischen Katakomben dienten als Aufstellungsort für antike Skulpturen aus der kaiserlichen Antikensammlung[2]. Sie erwiesen sich dafür bald als zu feucht, sodass die Skuplturen 1841 weggebracht werden mussten. 1820-1822 entstand in einer Ecke für Peter Corti nach Plänen von Pietro Nobile ein Sommerkaffeehaus, das so genannte Zweite Cortische Kaffeehaus (später erweitert und umgebaut, siehe Volksgartenkaffeehaus). Das auf der angrenzenden Befestigungsmauer gelegene Paradeisgartel wurde im Zuge der Neuanlegung des Volksgartens umgebaut und das dortige Gartengebäude zu einem ebenfalls von Corti betriebenen Kaffeehaus umgewandelt. Paradeisgartel und Volksgarten wurden durch eine Rampe verbunden.

Volksgarten Bastei.jpg
Volksgarten mit benachbartem Paradeisgartel-Kaffeehaus und Blick auf die Vorstädte, 1832

Vergrößerung in der Ringstraßenära

Als die Ringstraße angelegt wurde, vergrößerte man gleichzeitig den Volksgarten, indem man die ihn umgebenden Wälle schleifte. 1863 machte die Hornwerkskurtine dem großen Gartenparterre (mit dem Volksgartenbrunnen) zur Ringstraße hin Platz, wobei die massiven Eisengitter das gesamte Hofburgareal von der Ringstraße abgrenzten. Sie wurden von der Fürst Salm’schen Eisengießerei im mährischen Blansko (Blanz) hergestellt und teilweise vergoldet. 1872 wich die restliche Befestigung dem Gartenteil zur Löwelstraße. Hier war zunächst geplant, eine Häuserfront zu errichten zu errichten, was durch Bürgermeister Cajetan Felder verhindert wurde. Daher wurde der Gartenteil erst 1883 gestaltet. Die Fontäne bei Engang des Volksgartens vom Heldenplatz wurde 1880 mit dem Triton-und Nymphen-Brunnen von Viktor Tilgner geschmückt, die erste große Brunnengruppe des Künstlers. 1904-1907 errichtete man im Parkbereich gegen die Löwelstraße das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal nach Plänen von Friedrich Ohmann (Statue von Hans Bitterlich). Vor dem Theseustempel steht die von Josef Müllner 1921 geschaffene Bronzefigur eines jugendlichen Athleten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Volksgarten ein Rosarium angelegt.

Der Volksgarten mit dem Theseustempel, um 1870
Erweiterung des Volksgartens zur Ringstraße, um 1875

Denkmäler

Der Volksgarten beherbergt einige Denkmäler:

Bilder

Quellen

Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer/Reinhold Sahl (Hg.): Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien 2018.
  • Hellmut Lorenz/Anna Mader-Kratky (Hg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 3; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 14; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 445), Wien 2016.
  • Werner Telesko (Hg.) Die Wiener Hofburg 1835–1918. Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des „Kaiserforums“ (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 4; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 15; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 446), Wien 2012.
  • Beschreibung des k. k. Volksgartens in Wien. 1824, S. 149
  • Felix Czeike: Ein Vergnügungsort für die gebildete Welt. In: Wien aktuell 8 (1973), S: 32 f.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 189 f.
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 86 f.
  • Hubert Kaut: Wiener Gärten. 1964, S. 40 f.
  • Neue Architektur in Österreich 1945-1970. (1969), S. 86 (Restaurant)
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991,
  • Artur Rössler: Von Wien und seinen Gärten. 1909, S. 24 ff.

Einzelnachweise

  1. ANNO: Abend Zeitung, Dresden, 23. Juli 1823
  2. Zwar ist in den Katakomen eine erst 1827 datierte Inschrift für Kaiser Franz erhalten, doch ist die Aufstellung von Skulpturen schon früher belegt.