Cortisches Kaffeehaus
48° 12' 23.79" N, 16° 22' 3.27" E zur Karte im Wien Kulturgut
Cortisches Kaffeehaus (1., Josefsplatz 5, Paradeisgartel und Volksgarten).
Das Stadtkaffeehaus am Josefsplatz
Nachdem Peter Corti für kurze Zeit das Café Milani besessen hatte, dieses aber aufgeben musste, bezog er ein Lokal beim Paillertor im ersten Stock, wo er aber das Pech hatte, nach einem Jahr schon wieder ausziehen zu müssen. Daraufhin ließ er sich in einem Lokal am Kohlmarkt im ersten Stock nieder. Von dort zog Corti wieder um, und zwar in das Palais Fries, heute Pallavicinipalais am Josefsplatz. Diese Lage sollte sich als durchaus erfolgsversprechend und gewinnbringend herausstellen. Zunächst gab er sich recht bescheiden, aber als er dann auch die Ochsenmühle des Johann Evangelist Milani übernahm und nach deren Abbruch an dieser Stelle seine berühmten Sommerkaffeehäuser im Paradeisgartel und im Volksgarten errichtete, wurde aus ihm ein allbekannter und reicher Mann. Das Kaffeehaus am Josefsplatz stattete er um 1828 derart prächtig und prunkvoll aus, wie es zuvor nirgends gesehen wurde. Es wurde mit dem berühmten Café des Mille Colonnes in Paris verglichen. Nachts wurde das Café Corti glänzend beleuchtet, was durch die vielen Spiegel prachtvoll verstärkt wurde.
Die Sommerkaffeehäuser im Paradeiesgartel und im Volksgarten
Nicht nur das Stadtcafé machte den Ruhm Cortis aus, sondern vor allem die Ausgestaltung seiner Sommerkaffeehäuser im Paradeisgartel und im Volksgarten, die in den Jahren 1822 und 1823 errichtet wurden. 1820-1822 gestaltete er das Lustgebäude des Paradeisgartels (das im Stil von Louis Montoyer errichtet worden war) zu einem Sommerkaffeehaus aus. 1822/1823 wurde ein zweites Lokal mit halbkreisförmiger Wandelhalle durch Pietro Nobile im Volksgarten erbaut (Volksgartenkaffeehaus). 1823 erreichte Corti, dass seine Paradeisgartel-Befugnis auch auf seine Erben übertragen werden durfte und 1827 bekam er die Erlaubnis, dass auch das Gebäude im Volksgarten auf die Erben übertragen werden konnte. Die Unternehmungen in den beiden besagten Gartenanlagen wurden tonangebend in der Wiener Gesellschaft und dieser Ruhm wurde kaum wieder durch etwas Ähnliches erreicht. Jeden Donnerstag fanden im Paradeisgartel die sogenannten Donnerstagsreunionen statt, bei denen sich eine große, aber ausgewählte Gesellschaft in dem Lokal versammelte, um Feste zu feiern.
Das besondere an Cortis Sommerkaffeehäusern war, dass sie nicht mehr nur Erfrischungszelte, sondern stabile Häuser waren, die auch bei Schlechtwetter den Aufenthalt ermöglichten. Durch die erhöhte Lage war den Gästen ein Ausblick auf die Vorstädte und der Hügellandschaft um Wien geboten. Auch der höchste Adel gesellte sich zu dem bürgerlichen Stand. Joseph Lanner und Johann Strauß hielten hier Konzerte ab. 1855 wurde das Kaffeehaus im Paradeisgartel vollständig renoviert. Fast täglich fanden dort nun Konzerte statt, wodurch die Tradition der alten Ochsenmühle durchaus weiter getragen wurde. 1872 musste das Häuschen im Paradeisgartel aber abgetragen werden, da das neue Burgtheater an dieser Stelle errichtet werden sollte. Über das Kaffeehaus im Paradeisgartel soll noch lange nach seinem Verschwinden in der Mitte des 19. Jahrhunderts gesprochen worden sein. Das Volksgartengebäude blieb aber länger erhalten, wurde 1956 renoviert und diente weiterhin als Kaffeehaus unter dem Namen Volksgartenkaffeehaus.
Die Etablissements unter Johann Baptist Corti
Am 4. August 1833 starb Peter Corti. Sein Sohn Johann Baptist Corti übernahm die Lokalitäten des Vaters. Das Stadtkaffeehaus am Josefsplatz entwickelte sich unter ihm zu einer hohen Schule des Billardspiels und der Sänger Josef Staudigl trat dort häufig auf. Corti übersiedelte mit diesem Café aber 1843 an die Ecke Kärntner Straße 49, Walfischgasse 1 (siehe Fensterguckerhaus), wo früher das Café Fenstergucker untergebracht war. 1852 wurde das Stadtcafé Corti vollkommen umgestaltet. An den Wänden wurden Spiegel angebracht und durch den Maler Redecker wurden die Räumlichkeiten künstlerisch ausgestaltet. Am 14. Juni 1854 starb auch der junge Corti mit nur 37 Jahren. Seine Mutter und Witwe des Peter Corti übernahm die Lokalitäten. Auch sie ließ die Häuser immer prunkvoller ausstatten, bis das Sommerkaffeehaus im Paradeisgartel 1872 und das Stadtkaffeehaus im Jahr 1886 schließlich abgebrochen werden mussten. Letzteres fiel der Stadtverschönerung der 1880er Jahre zum Opfer. An die Stelle des Stadtkaffeehauses kam das Café Scheidl.
Literatur
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 143-146
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 328
- Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970
- Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 32, 48 und 69-72