Theseusgruppe
Marmorskupltur von Antonio Canova, zunächst im 1823 fertig gestellten Theseustempel im Volksgarten, ab 1890 im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums aufgestellt.
Sage
Bei der Hochzeit des Lapithenkönigs Peirithoos mit Hippodameia in Thessalien vergriff sich der eingeladene Kentaure Euryption im Weinrausch an der Braut, worauf die Übrigen die Frauen der Lapithen zu rauben versuchten. Mit Hilfe des befreundeten Waffengefährten Theseus, des Sohns von König Aigeus von Athen und der Aithra aus Troizen, konnten die Kentauren besiegt und in unwegsame Berge vertrieben werden (Kentauromachie).
Werk
Canova hatte die Gruppe des mit dem Kentauren kämpfenden Theseus durch zeichnerische Studien ab 1795 entwickelt. 1804 entschied Canova, die Kentauromachie für ein für das Foro Bonaparte in Mailand bestelltes Denkmal zur Glorifizierung von Napoleons Sieg bei Marengo (1800) über Österreich zu verwenden, doch kamen die Marmorblöcke erst 1810 in Rom an; sie dürften 1814 weitgehend ausgearbeitet gewesen sein. Die Suche Canovas nach einem neuen Abnehmer führte zum Ankauf durch Kaiser Franz I., der sich am 20. September 1817 bereit erklärte, die ausstehende vierte Ratenzahlung (46.720 österreichische Lire) zu übernehmen, sich jedoch die Wahl des Aufstellungsorts vorbehielt. Das Denkmal war am 25. November 1819 fertiggestellt (Besuch Franz I. in Canovas römischen Atelier), wurde im Juni 1821 nach Civitavecchia, von dort per Schiff nach Buccari bei Fiume und im Frühjahr 1822 über die Save nach Belgrad und donauaufwärts nach Wien gebracht. Die Aufstellung erfolgte im Wiener Theseustempel.
1890 wurde die Theseusgruppe ins Kunsthistorische Museum transferiert (der dabei abgebrochene rechte Arm des Theseus wurde von Johannes Benk unentgeltlich repariert).
Quellen
- Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer, 10506
- Beschreibung des kais. königl. Volksgartens, des Theseus-Tempels, der in demselben befindlichen Statue des Theseus, des Garten-Salons und des neuen Burgthores in Wien. Wien: Tendler u. v. Mansteinm 1824
Literatur
- Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 7/1, S. 188, S. 194, S. 204
- Mario Praz: Giuseppe Pavanello: L'opera completa del Canova. Milano 1976, S. 113
- David Finn, Fred Licht, Antonio Canova: Beginn der modernen Skulptur. München 1983, S. 198
- Richard Bösel, Selma Krasa: Monumente, Wiener Denkmäler vom Klassizismus zur Secession, Kulturkreis Looshaus. 1994, S, 169 ff.