Café Nikola
48° 12' 42.25" N, 16° 22' 6.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Nikola (1, Färbergasse 2, Ledererhof)
Auf der Freyung und Am Hof in der Inneren Stadt fand im 19. Jahrhundert nach Mitternacht stets ein buntes Treiben statt, wenn ungarische, slowakische, böhmische, mährische und deutsche Bauern ihre Marktprodukte zur Schau stellten. In der Nacht konnten die landwirtschaftlichen Produkte verkauft werden, doch am nächsten Morgen wurde der teilweise ohne Genehmigung veranstaltete Markt durch die Ordnungskräfte aufgelöst. Die Straßen wurden gereinigt und für den öffentlichen Verkehr wieder zugänglich gemacht. Die Marktleute fanden sich daraufhin meist geschlossen in Kaffeehäusern ein, wodurch sich die sogenannten Marktcafés etablierten. Eines dieser, vor allem von Marktleuten frequentierten Kaffeehäuser war das Café Nikola in der Färbergasse. Die Verkäufer kehrten sowohl bei Nacht, als auch am Morgen in diesem Kaffeehaus ein. Das Café war in einem niederen, gewölbten Lokal mit einer sehr einfachen Ausstattung, die aus runden Marmortischen, Rohrsesseln, Spiegeln und einfachen Bronzelustern bestand, untergebracht. Außerdem befanden sich zwei Billardtische im Café. Das Lokal konnte nicht mit anderen eleganten Etablissements der Zeit verglichen werden. Es diente vor allem dazu, den Marktleuten einen günstigen Kaffee in großen einfachen Tassen zu bieten. In Zeiten des größten Ansturms wurden auf die beiden Billardtische große Holzbretter gelegt, auf denen die Marktleute ihre Körbe und andere Utensilien abstellen konnten. Nach Mitternacht war das Café Nikola immer derart stark besucht, dass kein Platz mehr frei war. In dem verrauchten Lokal wurde über die Marktlage diskutiert und debattiert.
Literatur
- Adolf Scherpe: Die Entwicklung des Wiener Kaffeehauses. Eine lokalhistorische Studie. Wien: Verlag des illustrierten unabhängigen Tagblattes "Die Neue Zeitung" 1919, S. 27-28