Café Rebhuhn
48° 12' 32.03" N, 16° 22' 15.79" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Rebhuhn (1, Goldschmiedgasse 6, später Goldschmiedgasse 8).
Das Café Rebhuhn, welches bereits in theresianischer Zeit gegründet wurde, ist eines der wenigen dieser Zeit, das nicht nach dem Besitzer benannt wurde. Besonders hervorzuheben ist, dass das Kaffeehaus noch weit in das 20. Jahrhundert hinein Bestand hatte und somit das einzige Café in Wien ist, welches seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert immer mit demselben Schild aufwartete und (beinahe ausschließlich) in derselben Gasse untergebracht war. Bereits Isaac de Luca, einer der frühesten Kaffeesieder Wiens, betrieb 1698 sein Kaffeegewölbe im Haus Zum goldenen Rebhuhn in der Goldschmiedgasse 6. Später übersiedelte das Café in das Nachbarhaus in die Goldschmiedgasse 8. Um 1740 gehörte das Kaffeehaus einer gewissen Maria Anna Adelheit Schächin oder Nadlinger – der genaue Name ist nicht bekannt. In den 1750er Jahren ging das Café in den Besitz des Anton Rechberger über, der es aber bereits um 1759 seinem Marqueur (Servicekraft) Erhard Lippert überließ.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Café Rebhuhn zu einem Treffpunkt politisch aufgeschlossener Kreise. In der josephinischen Zeit entwickelte sich der Typus des politischen Kaffeehauses, in dem über tagesaktuelle Themen diskutiert wurde. Zum Hauptklientel zählten Beamte. Schon 1786 kam es erneut zu einem Besitzerwechsel, da Lippert Insolvenz beantragen musste. Ihm folgte Ignaz Schöner, der aber 1795 starb, sodass das Café erneut in andere Hände übertragen wurde. Der folgende Besitzer Martin Weiß übersiedelte mit dem gesamten Kaffeehaus für kurze Zeit in den Trattnerhof auf den Graben. Dies gilt als einziger zeitlicher Abschnitt, in dem das Café nicht in der Goldschmiedgasse untergebracht war. Zu Lebzeiten Franz Schuberts galt das Kaffeehaus als beliebter Treffpunkt der Schubertianer. 1798 wurde das Café Rebhuhn wieder zurückgeführt an seinen ehemaligen Standort und blieb dort bis zum Abriss des alten Gebäudes im Jahr 1880. Im Vormärz und noch vor Abbruch des Hauses musizierte das Lanner-Quartett regelmäßig im Rebhuhn. Nach 1880 wurde an selber Stelle ein neues Gebäude errichtet, in dem das Café abermals integriert wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte der Schriftsteller und Journalist Joseph Roth zu den Stammgästen des Kaffeehauses.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 772-775
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 54-55
- Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 10 und 29