Cecily Corti
Cecily Corti, * 17. April 1940 Wien, Therapeutin, Obfrau des Vereins "Vinzenzgemeinschaft St. Stephan".
Biografie
Cecily Corti kam als Agnes Cäcilia Herberstein in Wien zur Welt. Sie war nach zwei Söhnen die erste Tochter des Ehepaares Hubertus und Eleonore "Nora" Eugenie Ghislaine Herberstein (geborene von Thurn-Valsassina-Como-Vercelli). Ihre Kindheit verbrachte sie in der slowenischen Untersteiermark (slovenska Štajerska). Nachdem ihr Vater 1945 von Partisanen verschleppt und höchstwahrscheinlich ermordet worden war, flüchtete die Mutter mit ihren mittlerweile fünf Kindern über die Steiermark, Salzburg und Tirol nach Vorarlberg, wo sich die Familie 1948 niederließ.
Nach der Matura am Wirtschaftskundlichen Realgymnasium in Salzburg (1959) ging sie nach Paris, um an der Sorbonne Französisch zu lernen. Anschließend übersiedelte sie nach England, wo sie zunächst als Au-pair tätig war und danach an der "Hartwell House"-Schule studierte.
Zurück in Österreich machte sie ihre Großmutter Elsa Thurn-Valsassina mit Richard Coudenhove-Kalergi bekannt, dessen Sekretärin sie wurde. Als Mitarbeiterin des Betreuungsteams der "Alpbacher Hochschulwochen" lernte sie Axel Corti kennen, den sie 1964 heiratete. 1966 kamen die Zwillinge Severin und Sebastian und 1969 der Sohn Caspar zur Welt.
In den 1980er-Jahren absolvierte Cecily Corti eine Psychotherapie-Ausbildung und lernte ZEN-Meditation. In den folgenden Jahren arbeitete sie in Deutschland.
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1993 begann sie, sich in der Obdachlosenhilfe zu engagieren. Für ihre Idee, auch in Wien nach dem Grazer Vorbild von Pfarrer Wolfgang Pucher eine Herberge für Obdachlose zu gründen ("Vinzidorf"), fand sie prominente Unterstützung etwa durch Christoph Schönborn und Heinz und Margit Fischer. 2003 wurde der Verein "Vinzenzgemeinschaft St. Stephan" – mit Cecily Corti als Obfrau – gegründet und 2004 die Notschlafstelle "VinziRast" in der Wilhelmstraße eröffnet. Für ihr Vorhaben, das Haus aufzustocken und zu sanieren, konnte sie Hans Peter Haselsteiner gewinnen. 2008 wurde die Einrichtung als "VinziRast-CortiHaus" in Betrieb genommen, 2010 in unmittelbarer Nähe ein weiteres Haus für obdachlose Alkoholkranke erworben und umgebaut. Weitere realisierte Projekte sind "VinziRast-mittendrin" (ein Wohnprojekt in der Lackierergasse für Studierende und ehemals wohnungslose Menschen), das Restaurant "mittendrin" sowie Initiativen für geflüchtete Menschen und Personen mit positivem Asylbescheid.
2015 veröffentlichte Cecily Corti unter dem Titel "Man muss auf dem Grund gewesen sein" ihre Memoiren (aufgezeichnet von der deutschen Regisseurin Jacqueline Kornmüller). Für ihr Engagement wurde Cecily Corti mehrfach geehrt.
Cecily Corti zog sich 2018 aus der Leitung des Vereins zurück und ist heute Ehrenmitglied.
Literatur
- Cecily Corti: Man muss auf dem Grund gewesen sein. Aufgezeichnet von Jacqueline Kornmüller. Wien: Brandstätter 2015
- Barbara Moser: Zum Menschsein braucht es kein Expertenwissen. Cecily Corti im Interview. In: Die Stadtspionin, Juli 2003 [Stand: 29.04.2024]
- Cecily Corti und die VinziRast [Stand: 29.04.2024]
- Bruno Kreisky Preis für Verdienste der Menschenrechte. 2013: Cecily Corti [Stand: 29.04.2024]