Heinz Fischer
Heinz Fischer, * 9. Oktober 1938 Graz, Politiker, Jurist.
Biografie
Heinz Fischer wurde als Sohn des Juristen und späteren Staatssekretärs im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau, Rudolf Fischer, und dessen Ehefrau Emmi in Graz geboren. Nach der Absolvierung des humanistischen Gymnasiums studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaften und promovierte 1961 zum Dr. iur. 1978 konnte er sich im Fach Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck habilitieren und erhielt 1993 den Berufstitel eines ordentlichen Universitätsprofessors.
Schon während seiner Gymnasialzeit war der aus sozialdemokratischem Milieu stammende Fischer beim Verband Sozialistischer Mittelschüler tätig, während seines Studiums beim Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ), wo er in den Jahren 1959 bis 1960 als Wiener Obmann fungierte.
Nach dem Gerichtsjahr war der Jurist im Sekretariat des SPÖ-Parlamentsklubs tätig, dessen Sekretär er 1963 wurde. 1971 zog er als Abgeordneter seiner Partei in den Nationalrat ein und avancierte 1975 zum geschäftsführenden Klubobmann der sozialistischen Parlamentsfraktion. 1979 wurde er auch zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ gewählt und blieb in dieser Funktion bis 2004. In den Jahren 1983 bis 1987 bekleidete er in der SPÖ/FPÖ-Koalition unter Fred Sinowatz das Amt des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung. Zu seinen wichtigsten Maßnahmen in dieser Funktion zählten die Vorbereitung des Universitäts-Studiengesetzes, die Erhöhung des Forschungsfreibetrages und Erweiterung der Spendenbegünstigung durch das Abgabenänderungsgesetz 1985, die Initiierung der Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendienaktion (Forschungsaufenthalte für österreichische Nachwuchsforscher im Ausland) sowie ein Konzept für eine Neustrukturierung der Bundesmuseen (Museumskonzept 1985).
1987 kehrte er als Abgeordneter in den Nationalrat zurück und wurde zum Klubobmann der SPÖ-Parlamentsfraktion bestellt. 1990 wechselte er als Präsident in das Nationalratspräsidium, dem er nach dem Wahlsieg der ÖVP 2002 als Zweiter Präsident angehörte. 2004 wurde er von der SPÖ als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt und ging aus der Wahl mit 52,4 Prozent als Sieger gegenüber der von der ÖVP nominierten Benita Ferrero-Waldner hervor. 2010 bestätigten die Österreicherinnen und Österreicher Fischer mit 79,3 Prozent im Amt, aus dem er im Juli 2016 nach zwei vollen Amtsperioden schied.
Daneben bekleidete der Politiker zahlreiche Funktionen in Politik und Verbandswesen, so etwa als Vorsitzender-Stellvertreter der Sozialdemokratischen Partei Europas (1992–2004), als Präsident des österreichischen Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus (1995–2002), als Präsident der Naturfreunde Österreichs (1972–2004) oder als Präsident des Verbandes der österreichischen Volkshochschulen (1999–2007 sowie seit Juni 2016). Außerdem übernahm der Altbundespräsident eine Koordinationsfunktion für das Gedenkjahr 2018.
Heinz Fischer ist zudem Verfasser mehrerer Bücher und zahlreicher Beiträge in Fachzeitschriften des politikwissenschaftlichen Bereiches. Zu den wichtigsten von ihm herausgegebenen Publikationen zählen "Rote Markierungen 80" (1980), "Rote Markierungen international" (1984), "Das politische System Österreichs" (3. Aufl. 1982), "Die Kreisky-Jahre" (1993), "Reflexionen" (1998), in dem er aus persönlicher Sicht die von ihm miterlebte politische Geschichte Österreichs darstellte, "100 Jahre Republik. Meilensteine und Wendepunkte in Österreich 1918–2018" (2018) sowie "Vorwärts. Österreichische Sozialdemokratie seit 1989" (2020, gemeinsam mit Hannes Androsch und Wolfgang Maderthaner). Weitere autobiografische Schriften sind "Überzeugungen" (2006), "Erinnerungen" (2016) sowie der Interviewband "Heinz Fischer – Spaziergang durch die Jahrzehnte" (2018).
Heinz Fischer ist Träger zahlreicher in- und ausländischer Auszeichnungen. Am 6. November 2017 verlieh im Bürgermeister Michael Häupl die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wien.
Quellen
Literatur
- Heinz Fischer – Spaziergang durch die Jahrzehnte. Begleitet von Herbert Lackner. Salzburg / München: Ecowin 2018
- Dr. Heinz Fischer wird Präsident der Volkshochschulen! OTS-Presseaussendung, 26.04.2016 [Stand: 13.04.2022]
- Margit und Heinz Fischer: Erinnerungen. In Bildern und Geschichten. Baden: Edition Lammerhuber 2016
- Successful People in Germany and Austria, hg. von Oxford Encyclopedia. Oxford: Oxford Encyclopedia 2015
- Elisabeth Horvath: Heinz Fischer. Die Biografie. Wien: Kremayr & Scheriau 2009
- Who is Who in Österreich. Supplementwerk 2009. 23. Ausgabe. Zug: Who is Who Verlag 2009
- Heinz Fischer: Überzeugungen. Eine politische Biografie. Wien / Graz / Klagenfurt: Styria 2006
- Heinz Fischer: Reflexionen. Wien: Kremayr & Scheriau 1998