Fred Sinowatz
Fred Sinowatz, * 5. Februar 1929 Neufeld an der Leitha, Burgenland, † 11. August 2008 Wien, Historiker, Politiker.
Biographie
Fred Sinowatz entstammt einer burgenländischen Arbeiterfamilie. Sein Vater war Maschinenschlosser und später Kohlenhändler, seine Mutter Arbeiterin. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Wiener Neustadt und Baden, wo er 1948 maturierte. Im Anschluss studierte er Geschichte, Germanistik und Publizistik an der Universität Wien, wo er 1953 nach einer Dissertation über "Protestantismus und katholische Gegenreformation in der Grafschaft Forchtenstein und Herrschaft Eisenstadt" zum Dr. phil. promovierte. Danach trat der Historiker in den Dienst der Burgenländischen Landesregierung. Von 1956 bis 1961 (beurlaubt) wirkte er als Wissenschaftler in der Burgenländischen Landesbibliothek.
Bereits früh in der SPÖ engagiert, war Sinowatz auch als redaktioneller Mitarbeiter für die Parteizeitung "Burgenländische Freiheit" tätig, wurde Vorsitzender der SPÖ-Neufeld und Mitglied des Landesparteivorstandes. 1961 wurde er in den burgenländischen Landtag gewählt, dem er von 1964 bis 1966 als Präsident vorstand. 1966 wechselte er als Landesrat für Kultur in die Landesregierung, ehe er am 4. November 1971 von Bruno Kreisky als Bundesminister für Unterricht und Kunst in dessen Alleinregierung berufen wurde. Unter seiner Ägide fand eine umfangreiche Schul- und Lehrplanreform statt, wozu die Implementierung der politischen Bildung, zahlreiche Schulversuche, das Gratisschulbuch und Schülerfreifahrt zählten. Am 20. Jänner 1981 wurde Sinowatz als Nachfolger von Hannes Androsch außerdem Vizekanzler.
Als Kreisky nach dreimaligem Erreichen der absoluten Mehrheit bei der Nationalratswahl 1983 nur mehr die relative Mehrheit erzielte, trat er zurück und designierte Sinowatz als seinen Nachfolger. Dieser bildete am 24. Mai 1983 eine SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung mit Norbert Steger als Vizekanzler. Überdies übernahm der Burgenländer 1983 auch das Amt des SPÖ-Bundesparteivorsitzenden (bis 1988). In seine Amtszeit als Bundeskanzler fallen die Auseinandersetzungen um das Donaukraftwerk Hainburg und der sogenannte "Weinskandal". Nach dem Scheitern des SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer und der Wahl von Kurt Waldheim trat Sinowatz als Bundeskanzler zurück; am 16. Juni 1986 wurde Franz Vranitzky sein Nachfolger. Sinowatz verblieb noch bis zum Frühjahr 1988 im Nationalrat und zog sich dann ins Privatleben zurück.
Literatur
- Georg Pehm/Evelyn Fertl: Fred Sinowatz. Lebensbilder. Ein Fotobuch. Graz: Leykam 2013
- Oliver Rathkolb: Sinowatz, Fred. In: Neue Deutsche Biographie. Band 24. Berlin: Duncker & Humblot 2010, S. 468 f.
- Kurier, 12.08.2008
- Der Standard, 13.08.2008
- Hans Niessl u.a. [Hg.]: Brücken bauen. Fred Sinowatz zum 75. Geburtstag. Graz: Edition Gutenberg 2004
- Peter Pelinka: Österreichs Kanzler. Von Leopold Figl bis Wolfgang Schüssel. Wien: Ueberreuter 2000
- ORF Burgenland: Fred Sinowatz verstorben [Stand: 28.02.2017]
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Sinowatz, Fred. 12 Bände [Sign.: TP-045385]
Fred Sinowatz im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.