Christoph Schönborn
Christoph Schönborn, * 22. Jänner 1945 Skalken bei Leitmeritz (Skalsko bei Litoměřice, Tschechische Republik), Theologe, Priester, Erzbischof von Wien, Kardinal.
Biografie
Jugend und Studien
Christoph Schönborn kam 1945 als Nachkomme des altösterreichischen Adelsgeschlechtes Schönborn in Skalken bei Leitmeritz (Skalsko bei Litoměřice) in der heutigen Tschechischen Republik zur Welt. Noch im September 1945 musste seine Familie aus der Tschechoslowakei nach Österreich flüchten. Von 1951 bis 1955 besuchte Christoph Schönborn die Volksschule zuerst in Schruns und dann in Bludenz in Vorarlberg. In Bludenz absolvierte er auch das Bundesrealgymnasium, an dem er 1963 maturierte. Im September des gleichen Jahres trat er in Warburg (Westfalen) in den Dominikanerorden (lateinisch ordo praedicatorum, Predigerorden, abgekürzt OP beziehungsweise OPr) ein. Seinen Profess legte er im September 1964 ab.
Es folgten Studien an den Ordenshochschulen in Walberberg bei Bonn (Philosophie und Theologie) und Le Saulchoir (Theologie), an der Universität Wien (Philosophie und Psychologie), an der École Pratique des Hautes Études an der Sorbonne (Christianisme Byzantine et Slave) sowie am Institut Catholique in Paris (Theologie). 1971/1972 widmete sich Schönborn dem Doktoratsstudium am Institut Catholique in Paris, an dem er 1974 zum Doktor der Theologie promovierte. Schon zuvor hatte er ein Studienjahr in Regensburg verbracht. Kardinal Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., war hier sein Lehrer und ihm seit dieser Zeit verbunden.
Seelsorge, kirchliche Tätigkeiten und Professur
Am 27. Dezember 1970 wurde Christoph Schönborn vom damaligen Erzbischof Kardinal Franz König in Wien zum Priester geweiht. 1973 bis 1975 war Schönborn als Studentenseelsorger an der Katholischen Hochschulgemeinde in Graz tätig. Von 1976 bis 1991 lehrte er Dogmatik und Ostkirchenkunde an der Universität von Fribourg (Schweiz), 1981 wurde er zum Ordinarius bestellt. Er war Mitglied mehrerer kirchlicher Kommissionen in der Schweiz: zwischen 1980 und 1991 der Theologischen Kommission der Schweizerischen Bischofskonferenz, von 1980 bis 1987 der orthodox/römisch-katholischen Gesprächskommission und von 1980 bis 1984 der christkatholisch/römisch-katholischen Gesprächskommission. Seit 1984 ist er auch Mitglied des Stiftungsfonds "Pro Oriente". 1980 berief man ihn in die Internationale Theologenkommission des Heiligen Stuhls, von 1987 bis 1992 fungierte er als Sekretär der Redaktions-Kommission für den Katechismus der Katholischen Kirche.
Erzbischof und Kardinal
Am 29. September 1991 weihte Papst Johannes Paul II. Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom zum Bischof (Titularbischof von Sutri und Auxiliarbischof der Erzdiözese Wien). Nachdem er am 13. April 1995 zum Koadjutor der Erzdiözese Wien ernannt worden war, trat er am 14. September 1995 die Nachfolge Hans Hermann Groërs als Erzbischof von Wien an. Die feierliche Einsetzung erfolgte am 1. Oktober des Jahres, die Palliumsverleihung am 29. Juni 1996.
Im Februar 1998 kreierte ihn der Papst zum Kardinal mit der Titelkirche Gesù Divin Lavoratore in Rom. Von Juni 1998 bis Juni 2020 hatte Schönborn den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz inne. Er ist auch Ordinarius für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich.
Schwerpunkte seines Wirkens
Als Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die "Stadtmission", die Reform der Pfarrstrukturen, die Betonung der Verbundenheit in und mit der Weltkirche, der ökumenische Dialog insbesondere mit den Ostkirchen sowie der interkonfessionelle Dialog mit dem Judentum zu nennen. Sowohl zu gesellschaftspolitischen (Asyl, Sterbehilfe) als auch zu innerkirchlichen Fragen (Missbrauchsfälle, Zulassung verheirateter katholischer Priester zum Dienst) nahm er wiederholt deutlich Stellung. 2019 musste sich Schönborn angesichts einer Krebsdiagnose einer Operation unterziehen.
In der Bischofskonferenz ist der Wiener Erzbischof unter anderem für die Aufgabenbereiche Kirche und Staat, Medien, Ökumene, Schule und Berufung zuständig. Auf weltkirchlicher Ebene ist Schönborn Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre, der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, außerdem der Päpstlichen Räte für Kultur, für Neuevangelisierung und für Laien. Weiters wurde er von Papst Franziskus in die Kardinalskommission zur Aufsicht über das IOR (Vatikanbank) berufen.
Publikationen
Christoph Schönborn dissertierte zum spätantiken Theologen und Patriarchen Sophronios von Jerusalem (Titel der Dissertation: "Sophrone de Jerusalem. Vie monastique et confession dogmatique", Paris 1972).
Unter den zahlreichen Publikationen Christoph Schönborns sind neben Frühwerken wie "Einheit im Glauben" (1984) oder "Existenz im Übergang" (1987) auch "Quellen unseres Glaubens" (1996), "Wähle das Leben" (1998), das christologische Werk "Gott sandte seinen Sohn" (2002), "Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens" (2007), "Vom geglückten Leben" (2008), "Der Mensch als Abbild Gottes" (2008), "Die Freude, Priester zu sein" (2011) sowie "Warum ich an Jesus Christus glaube. Apologie (Rechtfertigung) des Christentums für die Menschen von heute" (2020) hervorzuheben.
Ehrungen und Auszeichnungen
Kardinal Schönborn erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, ist Ehrenbürger von Mariazell (2006) und Wirkliches Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften (1997), Großkreuzritter des Ritterordens vom Heiligen Grab und des Malteserordens sowie Ehrenritter des Deutschen Ordens und besitzt mehrere Ehrendoktorate ausländischer Universitäten.
Quellen
- Diözesanarchiv Wien, Archivbestände: Bischofsakten
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Schönborn, Christoph [Sign.: TP-048683
Literatur
- Hohe Auszeichnung für Kardinal Christoph Schönborn. In: Rathauskorrespondenz, 03.02.2012
- Hellmut Butterweck: Österreichs Kardinäle. Von Anton Gruscha bis Christoph Schönborn. Wien: Ueberreuter 2000
Christoph Schönborn im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.