Commerzial- und Wechselbank
Die "k. k. privilegierte u. octroyierte Wiener Commerzial-, Leih und Wechselbank" war eine der ältesten Aktiengesellschaften im heutigen Österreich. Sie sollte neben der Wiener Stadt-Banco den Wiener Finanzplatz im ausklingenden 18. Jahrhundert stärken und gilt als erste moderne österreichische Bank. Das Bankprivileg wurde 1786 für das 1783 gegründete Großhandelshaus Bargum & Co ausgestellt, der Gesellschaftsvertrag folgte ein Jahr später. Das Startkapital in Höhe von einer Million Gulden wurde vom Hauptaktionär, dem dänischen Handelsmann Henning Bargum, Mitgliedern des Hochadels, vor allem den Fürsten Johann zu Schwarzenberg und Franz Gundaker zu Colloredo-Mansfeld sowie den Grafen Friedrich Nostitz-Rieneck, sowie von einigen ausländischen Handelshäusern und Banken gezeichnet.
Es gab eine "Oberdirektion" und eine mit der Durchführung der laufenden Geschäfte beauftragte "Unterdirektion", die durch vier angestellte Beamte ausgeübt wurde. Sie sollten neben ihren Beratungs- und Verwaltungsaufgaben gleichzeitig auch Ansprechpartner für die Klienten sein. Die Bank bot erstmals das Wechsel-, Lombard- und Hypothekargeschäft sowie das industrielle Gründungsgeschäft an, was weit über die Tätigkeit der Privatbankiers hinausging. Sie agierte vorerst im Sommerpalais Schwarzenberg auf dem Neuen Markt und übersiedelte 1793 auf den Hohen Markt (heute Nr.9), wo das Baron Moserische Haus niedergerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde, den 1814 der Privatbankier Sina als Geschäfts- und Wohnhaus erwarb und mit dem Nebengebäude Hoher Markt (heute Nr.8)]] verband.
Als Bargum 1791 aufgrund einer betrügerischen Krida aus der Monarchie flüchten musste, konnte Fürst Schwarzenberg bei Kaiser Leopold II. eine Verlängerung des Privilegs erwirken, weswegen die Bank vom Bankenhistoriker Herbert Matis als "Schwarzenberg-Bank" bezeichnet wird. Die Bank scheiterte in der Folge am zu geringen Geschäftsumfang, am Fehlen von Bankfachleuten, aber auch an den wirtschaftlichen Problemen während der napoleonischen Kriege. 1811 erfolgte der Konkurs der Bank. Zwecks ordnungsgemäßer Liquidation erfolgte die Löschung der Firma erst 1830.
Literatur
- Peter Eigner, Michael Wagner, Andreas Weigl: Finanzplatz: Wien als Geld- und Kapitalmarkt, in: Günther Chaloupek, Peter Eigner, Michael Wagner, Wien – Wirtschaftsgeschichte, Band 2. Wien: Verlag Jugend & Volk 1981, S.932-933
- Herbert Matis: Die Schwarzenberg-Bank - Kapitalbildung und Industriefinanzierung in den habsburgischen Erblanden, 1787-1830. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2005
- Fritz Rager: Die Wiener Commerzial-, Leih- und Wechselbank 1787-1830. Wien: Hölder-Verlag 1918