Drahtzieher
Drahtzieher erzeugten Metalldrähte, die seit dem späten Mittelalter zu den wichtigsten gewerblichen Halbfertigprodukten gehörten und die Produktionsgrundlage für eine Reihe metallverarbeitender Gewerbe bildeten. Die Drähte waren Ausgangsmaterial für verschiedene Erzeugnisse wie Nägel, Nadeln, Ketten, Siebe, Nieten, Ösen und Harnische. In Papiermühlen waren Drahtsiebe für die Herstellung von Papier notwendig. Gold- und Silberdrähte sowie leonische Drähte (versilberte und vergoldete Kupfer- und Messingdrähte) wurden zu Schmuck-, Zier- und Luxusgütern verarbeitet.
Drähte wurden hergestellt, indem auf kaltem Weg Stangen rund vorgeschmiedet und durch eine sich verjüngende Öse eines Zieheisens gezogen wurden. Meist waren mehrere Arbeitsgänge notwendig, um das gewünschte Endmaß zu erreichen. Ursprünglich wurde Draht mit Muskelkraft gezogen, ab dem 15. Jahrhundert entstanden eigene Drahtmühlen. Erst im 19. Jahrhundert ersetzten Drahtwalzen das Drahtschmieden.
Vor allem für die Herstellung von Ringpanzern und Kettenhemden waren große Mengen an qualitativ hochwertigem Draht notwendig. Eine derartige Verwendung geht bis in keltische Zeit zurück, später übernahmen die Römer diesen Rüstungstyp. Aufgrund der großen Flexibilität bei gleichzeitig hoher Schutzwirkung waren Kettenhemden auch im Mittelalter sehr beliebt.
Metalldrähte sind für viele technische Innovationen seit dem 19. Jahrhundert von enormer Bedeutung. Sie spielen einerseits eine wichtige Rolle in der Elektrotechnik, andererseits aber auch als Drahtfedern in technischen Geräten.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Gold- und Silberdrahtzieher
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Innung der Gold- und Silberdrahtzieher)
Literatur
- Martina Düttmann [Hg.]: Draht. Vom Kettenhemd zum Supraleiter. [Dauerausstellung 1999, Deutsches Drahtmuseum, Altena.] Iserlohn: Mönnig 2001
- Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015, S. 155