Ferdinand von Saar (Bestände)

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Ferdinand von Saar: Die Steinklopfer, Titelblatt der eigenhändigen Druckvorlage (H.I.N. 37556)
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Nachlass Ferdinand von Saar in der Wienbibliothek im Rathaus

Ferdinand von Saar versuchte seine literarische Hinterlassenschaft auf zwei Gleisen zu regeln. Er vermachte seinem Neffen Rudolf Maresch, den er zum Universalerben einsetzte, sein Brief- und Manuskriptarchiv und bestimmte gleichzeitig den Wiener Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung zum "Erben meines literarischen Eigentums […] und zwar dergestalt, daß diesem Verein das Recht zusteht, von meinen sämtlichen im Buchhandel erschienenen Schriften […] Neuauflagen oder Gesamtausgaben zu veranstalten".[1]

Als sich Anton Bettelheim (als Biograph) und Jakob Minor (als Herausgeber) im Auftrag des Wiener Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung im Frühjahr 1908 daranmachten, eine zwölfbändige Ausgabe von Saars sämtlichen Werken zu erstellen, war der Nachlass "noch in drei Partien gespalten": Ein Teil befand sich – als Geschenk Rudolf Mareschs – bereits in der Wiener Stadtbibliothek (der heutigen Wienbibliothek im Rathaus), ein zweiter Teil war noch in Mareschs Besitz, ein dritter Teil geringen Umfangs wurde im Archiv des Wiener Zweigvereins aufbewahrt.[2] Zu allen Teilen hatten die Bearbeiter der Ausgabe Zugang, die Wiener Stadtbibliothek stellte ihren Teilbestand Jakob Minor gar für drei Monate außer Haus zur Verfügung. Dieser hält in seinem auf "18. August 1908" datierten Herausgeberbericht ausdrücklich fest, dass er das Editionsprojekt nur mit großer Unterstützung zustande bringen konnte: "Die Lesarten zu den sämtlichen Werken von Saar aus allen zugänglichen Handschriften und Drucken zu sammeln, wäre dem Herausgeber in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen, wenn ihm in dem Seminar für deutsche Philologie in Wien nicht mehr als vierzig tüchtige Hilfskräfte, weibliche und männliche, zu Gebote gestanden wären".[3] Die damals erstellten Verzeichnisse der Varianten und Lesarten wurden der Wiener Stadtbibliothek übergeben und sind heute Teil des "Nachlasses Ferdinand von Saar". Schließlich schenkten Rudolf Maresch und der Wiener Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung – mit einem gemeinsamen Schreiben vom 2. Jänner 1909 – die restlichen Bestandteile der Saarʼschen Papiere der Wiener Stadtbibliothek.[4]

Inhalte

Der "Nachlass Ferdinand von Saar" setzt sich aus insgesamt 2.193 Inventarnummern zusammen, darunter vor allem Korrespondenzen an Saar und dessen Werkmanuskripte. Es liegen aber auch wichtige Lebensdokumente vor, wie Saars Schulzeugnisse unter anderem vom Schottengymnasium oder ein Verlagsvertrag zwischen dem Schriftsteller und dem Heidelberger Verleger Georg Weiss. Sogar ein Zeugnis einer Pocken-Schutzimpfung aus dem Jahr 1835 hat sich erhalten.

Die ca. 1.800 Korrespondenzstücke des Bestandes stammen großteils von Verfasserinnen und Verfassern aus dem Bereich der Literatur und Publizistik, darunter Ada Christen, Marie von Ebner-Eschenbach, Stephan von Millenkovich, Betty Paoli oder Moritz Necker. Zudem dokumentiert der Briefbestand Saars Einbindung in ein Netz wohlhabender Förderinnen und Mäzeninnen, darunter Josephine von Wertheimstein und Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Aus dem Familienkreis haben sich vor allem die Briefe der Mutter Caroline von Saar und der Cousine Therese von Saar erhalten. Publiziert liegen bisher die Briefwechsel mit Marie von Ebner-Eschenbach sowie mit Abraham Altmann vor.

Saars Manuskriptarchiv setzt sich aus Entwürfen, Fragmenten und vollständigen Werkmanuskripten aller drei literarischer Gattungen zusammen. Aus dem Bereich der Lyrik sind die 1893 erschienenen "Wiener Elegien" hervorzuheben, von denen ein eigenhändiges Manuskript vorhanden ist. Vollständige Manuskripte liegen auch von den Novellen "Das Haus Reichegg", "Hymen", "Ninon", "Sappho", "Seligmann Hirsch" und "Die Steinklopfer" vor. Von "Schloss Kostenitz" haben sich ein 85 Blatt umfassendes eigenhändiges Fragment und kleinere Bruchstücke erhalten; von einigen zentralen Werken, etwa dem erzählerischen Erstling "Innocens", sind keine eigenhändigen Papiere vorhanden. Die Werkmanuskripte aus dem Bereich der Dramatik zeugen vom jahrzehntelangen Ringen Saars, als Theaterdichter zu reüssieren. Einen tiefen Einblick in seine Arbeitsweise als Autor historischer Trauerspiele gewähren die Textzeugen zum Stück "Die beiden de Witt", zu dem nicht nur zwei eigenhändige Fassungen und einzelne Bruchstücke vorliegen, sondern auch ein Studienheft mit Notizen zu den politischen Hintergründen in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Der Nachlass beinhaltet auch einige unvollendete Theaterstücke, von denen die Fragmente "Ludwig XVI." sowie "Benvenuto Cellini" für die Ausgabe der sämtlichen Werke von 1908 ediert wurden. Das Fragment des späten, auf drei Akte angelegten Stücks "Fegefeuer" blieb unveröffentlicht, ebenso das frühe Lustspiel "Die schönen Geister", das Saar in der ersten Hälfte der 1860er-Jahre fertiggestellt hatte.

Der "Nachlass Ferdinand von Saar" wird in der Wienbibliothek im Rathaus ergänzt durch die "Sammlung Ferdinand von Saar", die knapp 170 Korrespondenzstücke an Saar enthält, sowie durch mehrere Bestände von befreundeten Persönlichkeiten, wie dem "Nachlass Marie von Ebner-Eschenbach" oder dem "Nachlass Betty Paoli" , in denen sich zahlreiche Briefe Saars befinden.

Quellen


Publikationen

  • Ferdinand von Saars sämtliche Werke in zwölf Bänden. Im Auftrage des Wiener Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung mit einer Biographie des Dichters von Anton Bettelheim. Hg. von Jakob Minor. Leipzig: Hesse [1908]
  • Briefwechsel zwischen Ferdinand von Saar und Maria Ebner-Eschenbach. Hg. von Heinz Kindermann. Wien 1957 (= Jahresgabe der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1957)
  • Ferdinand von Saar: Briefwechsel mit Abraham Altmann. Kritisch hg. und kommentiert von Jean Charue. Bonn: Bouvier 1984 (= Kritische Texte und Deutungen / Ferdinand von Saar, Ergänzungsband 1)

Einzelnachweise

  1. Zitiert in: Saars sämtliche Werke, Bd. 1 [1908], S. 7.
  2. Vgl. Jakob Minor in: Saars sämtliche Werke, Bd. 2 [1908], S. 10.
  3. Jakob Minor in: Saars sämtliche Werke. Bd. 2 [1908], S. 12
  4. S. Akt der MA 9, GZ: 11/1909