Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst
Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst, * 18. Februar 1837 Woronince (Südrußland), † 21. Jänner 1920 Schloß Friedstein bei Steinach, Mäzenin.
Biografie
Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst war die Tochter des kaiserlich-russischen Rittmeisters a.D. Nikolaus Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg und dessen Frau Caroline (geb. Iwanowska). Neben regen Reisetätigkeiten verbrachte die Prinzessin ihre Kindheit in Polen. 1848 übersiedelte sie mit ihrer Mutter und Franz Liszt nach Weimar auf die Altenburg. Durch ihre Mutter war sie in Kontakt mit Kulturschaffenden wie Richard Wagner, Friedrich Hebbel, Hoffmann von Fallersleben und Wilhelm von Kaulbach. Letzterer malte sie als Torquato Tassos Leonore. 1853 begleitete Carolyne und Marie Sayn-Wittgenstein Liszt auf eine Reise nach Paris, wo sie die Kinder von Marie d’Agoult und Liszt kennenlernten. Der daraus entstandene rege Briefwechsel endete mit der Hochzeit 1859 von Marie Sayn-Wittgenstein und Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst.
Durch die Eheschließung kam sie nach Wien und versuchte den "Weimarer Geist" in das Wiener Milieu einzuführen. Sie förderte das Kunst- und Kulturleben und unterstützte im Besonderen Ferdinand von Saar. Das Ehepaar hielt ab 1867 regelmäßig Künstlerabende im Augartenpalais ab, bei welchen beispielsweise prominente Künstlerinnen und Künstler aus dem Burgtheater und der Wiener Oper sowie Franz Liszt, Richard Wagner und Hans Makart zu Gast waren. Marie Hohenlohe-Schillingsfürst war außerdem mit der Musikschriftstellerin La Mara (Marie Lipsius) näher bekannt, die den handschriftlichen Nachlass von Liszt uneingeschränkt nutzen durfte und, die ihre Lebenserinnerungen "Durch Musik und Leben im Dienste des Ideals" der Mäzenin widmete. Auch mehrere Kompositionen wurden ihr zugeeignet, neben Liszt widmeten ihr auch Johann und Eduard Strauss musikalische Werke. Nachdem ihre Mutter Carolyne zu Sayn-Wittgenstein 1887 verstarb, wurde sie Erbin des Weimarer Nachlasses von Franz Liszt, den sie großteils dem Liszt-Museum in Weimar überließ. Zusätzlich stellte sie finanzielle Mittel zur Gründung der Franz-Liszt-Stiftung in Weimar zur Verfügung. Dieser vermachte sie nach ihrem Ableben den Briefwechsel ihrer Mutter und Liszt.
Die Fürstin engagierte sich für humanitäre Einrichtungen wie für die Leopoldstädter Volksküche oder für Ferienkolonien, wofür sie auch eigens Benefizkonzerte finanzierte. Nach dem Tod ihres Mannes verbrachte sie den Großteil des Jahres auf dem Schloss Friedstein bei Steinach.
Schriften
- Marie Fürstin zu Hohenlohe: Erinnerungen an Richard Wagner. Mit einem Vorwort von Dr. Wilhelm Greiner. Hg. von Wilhelm Greiner. Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger 1938
Quellen
- ANNO: Prinzessin Marie Hohenlohe-Schillingsfürst. In: Wiener Salonblatt, 21.08.1927, S. 11
- ANNO: Mitteilungen. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft 10 (1920), S. 616
- ANNO: Erster Leopoldstädter Volksküchenverein. In: Die Presse, 01.05.1896, S. 5
- ANNO: Zur Biographie Franz Liszt’s. In: Neue Freie Presse, 28.12.1895, S. 1
- ANNO: Theater- und Kunstnachrichten. In: Neue Freie Presse, 23.10.1887, S. 7
- ANNO: Liszt-Museum. In: Neue Freie Presse, 30.06.1887, S. 2
- ANNO: Theater an der Wien. In: Neue Freie Presse, 11.02.1885, S. 12
- Wienbibliothek im Rathaus: Nachlass Marie von Hohenlohe-Schillingsfürst
- Wienbibliothek Digital: Marie von Hohenlohe-Schillingsfürst
Literatur
- Serge Gut: Franz Liszt. Sinzig: Studio 2011 (Musik und Musikanschauung im 19. Jahrhundert. Studien und Quellen Band 14)
- Robert Bory: Liszt et ses enfants. Blandine, Cosima & Daniel. D’après une correspondance inédite avec la princesse Marie Sayn-Wittgenstein. Paris: Editions R. A. Corrêa 1936
- Anton Bettelheim [Hg.]: Fürstin Marie zu Hohenlohe und Ferdinand von Saar. Ein Briefwechsel. Wien: Christoph Reisser’s Söhne 1910
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Hohenlohe-Schillingsfürst, Marie Prinzessin zu
Marie von Hohenlohe-Schillingsfürst im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.