Fritz Mauthner

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Fritz Mauthner. Aus: Erinnerungen. Bd. 1 . München: G. Müller 1918, Portrait von Kasia von Szadurska, 1916
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Mauthner, Fritz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  35836
GNDGemeindsame Normdatei 118579304
Wikidata Q15953
GeburtsdatumDatum der Geburt 22. November 1849
GeburtsortOrt der Geburt Horowitz
SterbedatumSterbedatum 29. Juni 1923
SterbeortSterbeort Meersburg am Bodensee
BerufBeruf Schriftsteller, Kritiker, Philosoph, Journalist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Mauthner Fritz.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Fritz Mauthner. Aus: Erinnerungen. Bd. 1 . München: G. Müller 1918, Portrait von Kasia von Szadurska, 1916

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Fritz Mauthner, * 22. November 1849 Horowitz, † 29. Juni 1923 Meersburg, Schriftsteller, Philosoph.

Biografie

Herkunft

Fritz Mauthner kam als viertes von sechs Kindern von Emmanuel Mauthner und seiner Frau Amalie, ebenfalls geborene Mauthner, in Horschitz (Hořice) bei Königgrätz zur Welt. Sein Vater besaß dort, wie viele deutschsprachige Juden, eine kleine mechanische Weberei. 1855 übersiedelte die Familie nach Prag, wo Fritz Mauthner zunächst Privatunterricht erhielt. Nach dem Besuch einer jüdischen Vorbereitungsschule wurde er 1861 ins Piaristengymnasium aufgenommen, die Matura absolvierte er am Gymnasium auf der Prager Kleinseite. 1869 begann er ein Jus-Studium in Prag und hörte daneben auch Vorlesungen in Philosophie, Kunstgeschichte, Archäologie, Theologie und Medizin. Prägend war für Mauthner die Begegnung mit Ernst Mach, der zwischen 1867 und 1875 in Prag lehrte: Mauthner begann, sich mit Sprachphilosophie zu beschäftigen.

Wirken

Trotzdem Fritz Mauthner das Studium abbrach, fand er 1873 eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei. Im selben Jahr entstand die heute verschollene erste Fassung seiner "Kritik der Sprache". Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1874 entschied er sich, künftig freiberuflich tätig zu sein. Neben Erzählungen und Feuilletons schrieb er auch das Drama "Anna", das am 23. Mai 1873 am Deutschen königlichen Landestheater Prag uraufgeführt wurde.

1876 ging Mauthner nach Berlin und arbeite dort als Literatur- und Theaterkritiker für das "Berliner Tageblatt". Für das "Deutsche Montagsblatt" verfasste er Parodien auf zeitgenössische Schriftsteller, die sich so großer Beliebtheit erfreuten, dass sie unter dem Titel "Nach berühmten Mustern" auch in Buchform erschienen und bis zum Jahr 1902 insgesamt 30 Mal aufgelegt wurden. 1883 wechselte Fritz Mauthner vom "Montagsblatt" zu "Schorers Familienblatt".

Autobiografische Motive ließ der Autor in den Roman "Der neue Ahasver", in dem er sich mit dem Antisemitismus in Berlin auseinandersetzt, ebenso einfließen wie in den zweiten Band der Trilogie "Berlin W", der unter dem Titel "Die Fanfare" erschien und in der er das Pressewesen karikierte. Auch "Schmock oder die litterarische Karriere der Gegenwart" ist eine ironische Darstellung des Journalisten-Milieus. Mauthner war auch Gründungsmitglied des Literatenkreises "Zwanglose Gesellschaft" (1884) und des Kulturvereins "Freie Volksbühne".

Fritz Mauthner und die Pianistin Jenny Ehrenberg († 1896) heirateten 1878. Der Ehe entstammte Mauthners einziges Kind, die Tochter Greta. 1905 übersiedelte die Familie nach Freiburg im Breisgau, wo Fritz Mauthner Martin Buber kennenlernte. Im darauffolgenden Jahr erschien Mauthners sprachkritischer Band "Die Sprache" in der von Buber herausgegebenen Reihe "Die Gesellschaft".

1907 traf Fritz Mauthner die Ärztin und Schriftstellerin Harriet Straub, die seine zweite Ehefrau wurde. Mit ihr zog er 1909 nach Meersburg. Da Mauthners Sehkraft dramatisch abnahm, war er bei seiner Arbeit auf die Mithilfe seiner Frau beziehungsweise seines Freundes Landauer, dem er einige seine Werke widmete, angewiesen. Trotz dieser Einschränkungen erschien 1910 das zweibändige "Wörterbuch der Philosophie" und 1912 "Der letzte Tod des Gautama Buddha". Fritz Mauthner arbeitete bis zuletzt: In den Jahren 1920 bis 1923 veröffentlichte er eine vierbändige Geschichte des Atheismus im Abendland. Der sprachkritische Versuch "Drei Bilder der Welt" erschien postum 1925.

Sprachkritik in Wien

Fritz Mauthners sprachpsychologische Überlegungen wurden später oft mit der Sprachkritik des Wiener Satirikers Karl Kraus in Verbindung gebracht. Tatsächlich unterscheiden sich die Zugänge aber wesentlich, so Kraus' Sprachkritik auf den Sprachgebrauch abzielt, jene von Mauthner aber auf die Sprache selbst.

Fritz Mauthner – der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als größter Skeptiker der Sprache gilt, zweifelte nicht nur an der in der Philosophie angenommenen Möglichkeit, die Außenwelt mittels abstrakter Begriffe adäquat wiederzugeben, sondern auch grundsätzlich an der Fähigkeit des Menschen, die Welt zu erkennen. Ähnlich argumentierte auch Hugo von Hofmannsthal in seinen bis heute viel zitierten Chandos-Briefen. Ludwig Wittgenstein wehrte in seinem "Tractatus logico-philosophicus" Mauthner dezidiert ab, wenn er alle Philosophie als Sprachkritik definierte: "Allerdings nicht im Sinne Mauthners." Karl Kraus wiederum erwähnte Mauthner zwischen 1899 und 1928 etwa 21 Mal in seiner "Fackel". Er berief sich zwar auf Mauthners Urteil über die Befangenheiten von Theaterkritikern (es ging um den Fall Hermann Bahrs), distanzierte sich jedoch von Mauthners Schopenhauer-Interpretation. Insgesamt wurden Fritz Mauthners Einflüsse auf die Wiener Moderne vielfach untersucht und differenziert analysiert.

Werke (Auswahl)

  • Fritz Mauthner: Anna. Schauspiel in vier Aufzügen, Prag: Verlag von E. Weil 1874
  • Fritz Mauthner: Nach berühmten Mustern. Parodistische Studien. Stuttgart: Spemann 1878
  • Fritz Mauthner: Einsame Fahrten – Plaudereien und Skizzen. Leipzig: E. Schloemp 1879
  • Fritz Mauthner: Vom armen Franischko. Kleine Abenteuer eines Kesselflickers. Bern / Leipzig: Georg Frobeen 1880
  • Fritz Mauthner: Der neue Ahasver. Ein Roman aus Jung-Berlin. Dresden / Leipzig: Minden 1882
  • Fritz Mauthner: Dilettanten-Spiegel – Travestie nach Horazens Ars Poetica. Poetik in Versen. Dresden / Leipzig: Minden 1884
  • Fritz Mauthner: Xanthippe. Dresden: Minden 1884
  • Fritz Mauthner: Aturenbriefe. Satiren. Dresden: Minden 1885
  • Fritz Mauthner: Berlin W. Drei Romane. 3 Bde. Dresden: Minden 1886–1890
  • Fritz Mauthner: Von Keller zu Zola – Kritische Aufsätze. Berlin: Heines 1887
  • Fritz Mauthner: Schmock oder Die literarische Karriere der Gegenwart. Satire. Berlin: Lehmann 1888
  • Fritz Mauthner: Hypatia – Roman aus dem Altertum. Stuttgart: Cotta 1892
  • Fritz Mauthner: Die Geisterseher. Humoristischer Roman. Berlin: Verlag des Vereins der Bücherfreunde 1894
  • Fritz Mauthner: Kraft. Roman. 2 Bde. Dresden: Minden 1894
  • Fritz Mauthner: Aus dem Märchenbuch der Wahrheit. Stuttgart: Cotta 1896
  • Fritz Mauthner: Die böhmische Handschrift. München: Langen 1897
  • Fritz Mauthner: Beiträge zu einer Kritik der Sprache. 3 Bde. Stuttgart / Berlin: Cotta 1901/1902
  • Fritz Mauthner: Die Sprache. Frankfurt: Rütten & Loening 1906
  • Fritz Mauthner: Wörterbuch der Philosophie. Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache. 2 Bde. Leipzig: Georg Müller 1910
  • Fritz Mauthner: Der Letzte Tod des Gautama Buddha. München: Georg Müller 1913
  • Fritz Mauthner: Erinnerungen. Bd. 1: Prager Jugendjahre (mehr nicht erschienen). Autobiographie. München: Georg Müller 1918

Literatur von und über Fritz Mauthner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus

Literatur

  • Veronika Jicinska: Fritz Mauther (1849–1923). Zwischen Sprachphilosophie und Literatur. Wien [u. a.]: Böhlau 2021
  • Jacques Le Rider: Fritz Mauthner: scepticisme linguistique et modernité; une biographie intellectuelle. Paris: Bartillat 2012
  • Gerald Hartung [Hg.]: An den Grenzen der Sprachkritik. Fritz Mauthners Beiträge zur Sprach- und Kulturtheorie. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013
  • Michael Thalken: Ein bewegliches Heer von Metaphern. Sprachkritisches Sprechen bei Friedrich Nietzsche, Gustav Gerber, Fritz Mauthner und Karl Kraus. Frankfurt am Main u. a.: Lang 1999
  • Allan Janik / Stephen Toulmin: Wittgensteins Wien. München: Carl Hanser Verlag 1984.

Quellen

Weblinks