Gabrielle Bertrand
Gabrielle Bertrand, * 1737 (?) Lunéville (Lothringen), † 11. April 1802 Wien, Malerin.
Gabrielle Bertrand kam 1738 als Kind nach Wien, wo ihr Vater Franz Schlosshauptmann von Schönbrunn war (1747–1765). Der Umzug stand wahrscheinlich mit der Heirat des Erzherzogs Franz Stephan von Lothringen mit Maria Theresia von Österreich 1736 in Verbindung. In Wien war sie am Hofe Kammerdienerin für die Erzherzoginnen Maria Karolina und Maria-Antonia, der Töchter Maria Theresias, und unterrichtete sie aufgrund ihres Talents auch in Zeichnen und Malen.
Sie war Porträt- und Genremalerin und schuf Blumen, Bildnisse und Genrebilder hauptsächlich in Pastelltechnik. 1771 wurde sie als eine der wenigen Frauen aufgrund des Porträts der Erzherzogin Elisabeth von Lothringen, der Mutter des Kaiser, und des Gemäldes "Mädchen mit Blumen" vollwertiges Mitglied der Akademie der bildenden Künste. Im gleichen Jahr heiratete sie den Architekten, Maler und Bildhauer Wilhelm Beyer. Die Ehe wurde 1785 geschieden, sein Porträt, das Gabrielle Beyer angefertigt hat, ist Teil der Sammlung Gutmann in Wien. 1774, 1777 und 1786 war sie nachweislich an den Kunstausstellungen der Wiener Akademie beteiligt. 1774 mit Pastellporträts für die Ausstellungen in den Redoutensälen der Hofburg, 1777 mit Genrebildern (etwa ein "wienerisch Stubenmädchen" und einem Porträt von Rafael Mengs) und 1786 mit einem Porträt der Karoline Pichler. Für Maria Theresia malte sie außerdem Bilder für das sogenannte Schwarze Kabinett in Schönbrunn (unter anderem Gouache-Miniatur der Gräfin Fuchs, das sich heute im Wien Museum befindet). Zeitweise hielt sie sich in Brüssel und Neapel auf.
Sie starb am 11. April 1802 in Wien in der Himmelpfortgasse 21 [siehe Residenzhof]. Laut Totenbeschauprotokoll war sie zum Zeitpunkt des Todes 65 Jahre alt.
Literatur
- Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974-1980
- ANNO: Justus Schmidt: Voltaire und Maria Theresia. In: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, 1931, S. 88
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 309
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 1: A - Blumenthal. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856
- Wikipedia: Gabrielle Beyer [Stand: 25.09.2023]