Gatterhölzl
48° 10' 25.97" N, 16° 19' 14.82" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gatterhölzl (12., Obermeidling).
Oberhalb Meidlings befand sich ein Waldbestand, der zur ehemaligen, schon 1311 erwähnten Kattermühle gehörte und sich bis Matzleinsdorf erstreckte. Im 15. Jahrhundert kennt man die Klause eines Einsiedlers. Während der Zweiten Türkenbelagerung (1683) lagerte der christlliche Fürst Servan II. Cantacuzeno mit 2.000 Mann seiner Moldauer und Walachen im Gatterhölzl; sein Hilfsheer hatte die Aufgabe, für das osmanische Belagerungsheer Wege und Brücken anzulegen, mit Stämmen aus dem Gatterhölzl die türkischen Laufgräben vor den Basteien zu schützen und das Bauholz für die Minengrabungen beizustellen. Er ließ ein griechisches Eichenholzkreuz mit einem Bildnis der heiligen Jungfrau von Kandia errichten, vor dem er täglich die Messe lesen ließ (Moldauer Kreuz). Um 1850 entstanden ebenerdige Häuser für Landwirte und Kleingewerbetreibende, 1870-1910 mehrgeschoßige Miethäuser für Arbeiterfamilien. Teilweise auf Gründen des Gatterhölzls entstand die Meidlinger Trainkaserne (Heckenast-Burian-Kaserne). 1901 tauchte erstmals der Gedanke auf, hier die Schaffung einer neuen Pfarre anzuregen; 1912 wird ein Kirchenbauverein ins Leben gerufen. Zunächst entstand jedoch nur eine provisorische Holzkirche (Gatterhölzlkirche) im Barackenlager (Gatterhölzl-Kriegsspital). Ende der 1920er-Jahre entstanden nach Plänen von Wilhelm Peterle Villenbauten, nach dem Zweiten Weltkrieg Wohnhausanlagen mit Reihenhäusern.
Literatur
- Karl Hilscher: Ein verschwundener Wald in Wien. 1917
- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 104 ff.
- Norbert Rodt: Kirchenbauten in Wien 1945-1975. Auftrag, Aufbau und Aufwand der Kirche in Wien. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, 19), S. 183 ff.
- Günther Berger: Die Springer-Villa. 1992, S. 5 f.
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 236