Georges Prêtre
Georges Prêtre, * 14. August 1924 Waziers (Frankreich), † 4. Jänner 2017 Navès, Département Tarn (Frankreich), Dirigent, 1986 bis 1991 Chefdirigent der Wiener Symphoniker, 2008 und 2010 Leiter des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker.
Biographie
Georges Prêtre studierte Dirigieren bei André Cluytens, außerdem Trompete und Komposition an den Konservatorien in Douai und Paris. 1946 gab er am Opernhaus in Marseille sein Debüt mit "Le Roi d‘Ys" von Édouard Lalo. Während der nächsten zehn Jahre arbeitete er an kleineren Opernhäusern, u.a. in Lille, Casablanca und Toulouse. 1956 dirigierte er an der Opéra Comique die Pariser Erstaufführung von Richard Strauss‘ "Capriccio" und blieb dort bis 1959 ständiger Dirigent. An der Pariser Oper dirigierte Prêtre seit 1959; 1970/1971 war er auch Generalmusikdirektor (Directeur général de la musique). Sein Amerika-Debüt absolvierte er 1961 an der Chicago Lyric Opera. Weitere Stationen führten ihn an die bedeutendsten Opernhäuser der Welt: an die Metropolitan Opera in New York ("Samson und Dalila", 1964), die Mailänder Scala, die Wiener Staatsoper und Covent Garden in London.
In Paris leitete er die Konzerte der Société des Concerts du Conservatoire und der Association des Concerts Pasdeloup. Von 1986 bis 1991 war er Chefdirigent der Wiener Symphoniker. 2005 und 2009 dirigierte er die Neujahrskonzerte am Teatro La Fenice in Venedig. 2008 und 2010 leitete er als bis dahin ältester Dirigent das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker – von Publikum und Kritik gleichermaßen positiv aufgenommen.
Prêtre genoss als Konzertdirigent internationalen Ruf, hatte aber seine größten Erfolge doch auf dem Gebiet der Oper. Seine oftmalige Zusammenarbeit mit Maria Callas, die ihn als "Lieblingsdirigenten" bezeichnete, ist in Aufnahmen von "Tosca" und "Carmen" dokumentiert. Prêtre gilt auch als einer der besten Interpreten der Musik von Francis Poulenc: Er besorgte die Erstaufführungen von dessen "La Voix humaine" und "Gloria" und spielte einen Großteil der Orchesterwerke Poulencs auf Schallplatte ein.
Die Wiener Symphoniker beschreiben auf ihrer Website die Zusammenarbeit mit Prêtre so: "Seine geistige und körperliche Elastizität überträgt sich geradezu magisch auf die Orchestermusiker, spornt sie aufs Äußerste an und motiviert zu Höchstleistungen, die sich auch der extremen und bis zur Erschöpfung führenden gesteigerten Anspannung verdanken, welche die sachdienliche Dechiffrierung von Prêtres kryptischer, um nicht zu sagen orakelhafter Form der Zeichengebung erfordert".
Literatur
- Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Kassel 2005
- Wiener Symphoniker: Georges Prêtre [Stand: 05.01.2017]
- Wilhelm Sinkowicz: Feuriger "Neunziger": Georges Prêtre feiert am Pult - in Wien. In: Die Presse, 21.08.2014 [Stand: 05.01.2017]
- Wilhelm Sinkovicz: Georges Prêtre, der charmante "Maestro con brio". In: Die Presse, 04.01.2017