Gerda Fassel
- Ordinaria für Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien (1998 bis 2006)
Gerda Fassel, * 14. August 1941 Wien, Bildhauerin.
Biografie
Gerda Fassel wurde in eine Arbeiterfamilie geboren. Aus finanziellen Gründen war es ihr nicht möglich, sofort zu maturieren und zu studieren. Sie absolvierte stattdessen eine kaufmännische Lehre und war bis 1962 hauptsächlich kaufmännisch tätig. 1960/1961 besuchte sie die Wiener Kunstschule und versuchte sich bei Hans Staudacher in abstrakter Malerei.
Von 1962 bis 1965 hielt sich Fassel in den USA (Florida und New York) auf. Sie finanzierte sich in dieser Zeit durch die Arbeit in Hotel- und Gastbetrieben und konnte durch diese Einnahmen auch ein Jahr an der Art Students League in New York Bildhauerei bei José De Creeft (1884-1982) studieren.
Während des Experimentierens innerhalb der Non-Figurativen, auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, war sie dem Theoretischen näher als dem Material. Diese Erkundungen gewährten ihr eine tiefere Einsicht in das Phänomen Kunst und überzeugten sie von der Notwendigkeit einer neuerlichen Einführung des "Gegenständlichen", der menschlichen Figur in die Kunst als die unverzichtbare "Begrenzung" zur Wahrnehmung formaler Bezüge und Aussagen - ihr Beweggrund, sich einem Studium der menschlichen Figur zu widmen.
Von 1968 bis 1972 studierte sie die Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst zuerst bei Hans Knesl (1905-1971) und dann bei Wander Bertoni. 1972 diplomierte sie in Bildhauerei. Fassel ist eines der Gründungsmitglieder des Wiener Kunstvereins Figur (1991–1996).
1996 bis 2006 leitete sie – in der Nachfolge Alfred Hrdlickas – die Meisterklasse für Bildhauerei/die Abteilung Bildhauerei am Institut für bildende Kunst an der Hochschule (später: Universität) für angewandte Kunst in Wien – zwei Jahre als Gastprofessorin, dann als Ordinaria.
Im Zentrum ihrer plastischen Arbeiten, hauptsächlich figurale Bronzeplastiken, steht die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur. Um Begrenzungen aufzulösen und der Ideologie vom unversehrten Körper entgegenzuwirken, arbeitet Gerda Fassel hauptsächlich mit der Fragmentierung des (weiblichen) Körpers. Es sind Torsi, scheinbar Unfertiges, eine ständige Annäherung an Ideale. Dem diagnostizierten "Ende der Kunst" begegnet sie mit einer Ästhetik des Beharrens, mit einem widerständigen Festhalten an der Skulptur oder der Plastik als ein Monument prädigitaler Gesellschaft.
Die Kunsthistorikerin Hilde Zaloscer beschrieb das Werk Fassels so: "In einer Umbruchzeit, einer Zeit der Umwertungen, in der alles Überlieferte hinterfragt wird und neue Wege gesucht werden, kommt dem Werk von Gerda Fassel ein paradigmatischer Wert zu. Ich kenne kaum ein Œuvre, vor allem keines der Plastik, in dem die Dialektik von Neu und Alt, von Ja und Nein so konsequent und oft bis zur Zerreißprobe durchgeführt wird wie bei der Bildhauerin Gerda Fassel".
Gerda Fassels Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, so etwa 1979 im Civic Center Museum in Philadelphia, 1981 bei der Biennale Internationale del Bronzetto in Padua, 1991 im Museum für moderne Kunst in Bozen und 1999 im Heiligenkreuzerhof Wien.
Ausstellungen
- 2014 Arbeiten auf Papier, Kleine Galerie (Gruppenausstellung)
- 2013 Die 70er Jahre. Expansion der Kunst, MUSA (Gruppenausstellung)
- 2012 Nacktheit dein Name sei Akt – Unschuld – Schönheit, Festsaal Böheimkrichen (Gruppenausstellung)
- 2012 Hommage an Dieter Schrage, Kleine Galerie (Gruppenausstellung)
- 2012 BEAUTY CONTEST, MUSA, Austrian Cultural Forum (Gruppenausstellung)
- 2011 Gerda Fassel. Ein Leben für die Kunst, Kleine Galerie
- 2011 Gerda Fassel. Brüche, Heiligenkreuzer Hof
- 2010 raum_körper einsatz, MUSA
- 2008 Bildhauerei Grafik Malerei. Gerda Fassel und ihre SchülerInnen, Kleine Galerie
- 2006 3 Generationen - 3 Regionen. Künstlerinnen aus Wien - Niederösterreich - Burgenland, Burg Schlaining
Literatur
- Gerda Fassel: Zeichnungen. Studien, Skizzen, Kritzeleien. Hg.: Elisabeth de Luca Bossa. Wien: Universität für angewandte Kunst 2006
- Gerda Fassel. Köpfe, Torsi & Fragmente. [Katalog zur Ausstellung ... Universität für angewandte Kunst Wien, Sala terrena im Heiligenkreuzerhof, 27. Jänner bis 12. März 1999]. [Hg.: Universität für angewandte Kunst Wien]. Wien: Universität für angewandte Kunst 1999
- Weibstrümmer. Die Bildhauerin Gerda Fassel. Hg.: Elisabeth De Luca Bossa. Wien: Universität für angewandte Kunst 2003
- Brigitte Borchhardt-Birbaumer: Dreißig Jahre harte Arbeit. In: Wiener Zeitung, 21.01.2008
- Universität für angewandte Kunst Wien: Gerda Fassel. URL: http://www.dieangewandte.at/jart/prj3/angewandte/main.jart?content-id=1229508255634&aktuelles_id=1295858255800 [Stand: 19.02.2015]
- Basis Wien: Gerda Fassel. URL: http://www.basis-wien.at/cgi-bin/browse.pl?t=fipo.tpl&fipoid=22596 [Stand: 19.02.2015]
- Kleine Galerie: Biographie Gerda Fassel. URL: http://www.kleinegalerie.at/1751.html [Stand: 19.02.2015]
- Ateliergemeinschaft Fassel und Verhoeven: Gerda Fassel. URL: http://www.fauve.at/gerdafassel.htm [Stand: 19.02.2015]
- Goldene Wiener Auszeichnung für Bildhauerin Gerda Fassel.Mailath überreichte der Künstlerin im Rahmen einer Vernissage das “Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“. In: Rathauskorrespondenz, 08.10.2015 [Stand: 12.10.2015]