Gerhart Holzinger
Gerhart Holzinger, * 12. Juni 1947 Gmunden, Jurist.
Biographie
Gerhart Holzinger besuchte in seiner Geburtsstadt zunächst die Volks- und Hauptschule, wechselte dann aber an das örtliche Bundesgymnasium. Nach der Matura im Jahr 1966 leistete er seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger ab und begann danach mit einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg. Dieses schloss er 1972 mit der Promotion zum Dr. iur. ab.
Holzinger war nach der Gerichtspraxis von 1973 bis 1975 als Universitätsassistent am Institut für Verfassungs- und Verwaltungsrecht der Universität Salzburg tätig. Von 1975 bis 1995 wirkte er im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, zu dessen Leiter er 1984 bestellt wurde. 1992 folgte die Ernennung zum Sektionschef. In dieser Funktion bereitete er unter anderem den EU-Beitritt Österreichs verfassungsrechtlich vor und erstellte Konzepte für eine Bundesstaatsreform.
1995 wurde der Jurist auf Vorschlag der Bundesregierung als Mitglied des Verfassungsgerichtshofes nominiert und per 31. Mai des Jahres von Bundespräsident Klestil zu diesem ernannt. Wiederholt wurde er zum ständigen Referenten gewählt. Mit Wirkung vom 1. Mai 2008 avancierte er zum Präsident des Verfassungsgerichtshofes. In seine Amtszeit fallen eine Reihe richtungsweisender Entscheidungen, unter anderem die Aufhebung der Stichwahl zur Bundespräsidentenwahl 2016 oder zuletzt die Aufhebung jener gesetzlichen Regelungen, die homosexuellen Paaren den Zugang zur Ehe verwehren. 2011 bis 2014 amtierte er auch als Vorsitzender der Konferenz der Europäischen Verfassungsgerichte. Holzingers Amtszeit endete 2017 mit dem Erreichen der Altersgrenze.
Darüber hinaus war Holzinger von 1984 bis 2004 als Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien tätig. 1997 konnte er sich an der Universität Graz habilitieren, wo er ab 1998 als Lehrbeauftragter fungierte. 2002 erhielt er den Berufstitel Universitätsprofessor. 2013 wurde er zum Mitglied des Universitätsrates der Universität Graz bestellt und stieg Ende 2016 zum Vorsitzenden dieses Gremiums auf.
Als anerkannter Verwaltungs- und Verfassungsjurist nahm und nimmt Gerhart Holzinger zahlreiche nebenberufliche Tätigkeiten wahr. So war er 1989 bis 1998 Mitglied des Exekutivkomitees des Internationalen Verwaltungswissenschaftlichen Institutes (IIAS), 2000 bis 2008 Präsident der Österreichischen Juristenkommission, 1997 bis 2009 Präsident der Österreichischen Verwaltungswissenschaftlichen Gesellschaft und 1999 bis 2003 Vorsitzender des Menschenrechtsbeirates im Bundesministerium für Inneres. Im Rahmen des Österreich-Konvents wirkte er von 2003 bis 2005 als Vorsitzender des Arbeitskreises für Staatliche Institutionen mit. Gerhart Holzinger ist Allein- und Mitverfasser sowie Herausgeber zahlreicher rechtswissenschaftlicher Werke, insbesondere zum österreichischen Staatsrecht und zum Verwaltungsrecht.
Literatur
- Ehrenzeichen für Verfassungsgerichtshofpräsident i.R. Gerhart Holzinger und Botschafter René Pollitzer. In: Rathauskorrespondenz, 14.12.2018
- Ludwig K. Adamovich / Bernd-Christian Funk / Kerstin Holzinger / Stefan Leo Frank [Hg.]: Festschrift für Gerhart Holzinger. Wien: Verlag Österreich 2017
- Jasmin Bürger: Gerhard Holzinger − ein Anwalt der Österreicher. In: Oberösterreichische Nachrichten, 01.08.2015
- Verfassungsgerichtshof: Gerhart Holzinger [Stand: 09.09.2024]
- ORF: "Ironman" und Mahner [Stand: 07.12.2017]