Goswina von Berlepsch, * 25. September 1845 Erfurt, † 9. April 1916 Wien, Schriftstellerin.
Biografie
Goswina von Berlepsch stammte aus einer angesehenen Familie. Ihr Vater Hermann Alexander von Berlepsch war ein Erfurter Buchhändler und Verleger, der sich 1848 für liberale Ideen einsetzte und nach der Niederschlagung der Revolution mit seiner Familie in die Schweiz flüchten musste. Sie war das mittlere von drei Kindern – es gab eine ältere Schwester namens "Lilli" (1842–1905), ihr jüngerer Bruder war der Architekt und Maler Hans Eduard von Berlepsch-Valendas (1849–1921). Goswina von Berlepsch verbrachte ihre Kindheit in St. Gallen und lebte von 1860 bis zum Tod ihres Vaters 1883 in Zürich. Danach ließ sie sich mit ihrer Mutter in Wien dauerhaft nieder. Hatte sie zuvor an den Schriften ihres Vaters mitgewirkt, trat sie nach seinem Ableben als Schriftstellerin unter eigenem Namen auf und veröffentlichte Novellen und Romane. In ihren Erzählungen "Mann und Weib" (1898) und "Thalia in der Sommerfrische" (1892) schildert sie das Künstlermilieu und Großstadtleben Wiens. Ihr Roman "Befreiung" (1907), der den mühseligen Werdegang einer Schriftstellerin schildert, wurde in Österreich positiv rezipiert, in der Schweiz hingegen aufgrund seiner emanzipatorischen Tendenzen kritisiert. Artikel von Goswina von Berlepsch erschienen unter anderem in "Neues Frauenleben" und "Der Bund".
Ab 1886 war Goswina von Berlepsch Mitglied im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, für einige Jahre bekleidete sie auch die Funktionen der Revisorin und der Vizepräsidentin. Vor allem mit Marie Eugenie Delle Grazie verband sie eine enge Freundschaft; bei deren Samstagssalons war sie regelmäßig zu Gast. Gemeinsam besuchten die beiden Frauen als Gasthörerinnen Vorlesungen des Religionsphilosophen Vinzenz A. Knauer an der Universität Wien. Im April 1895 traten Goswina von Berlepsch, Marie Eugenie Delle Grazie und Auguste Groner aus dem Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen aus.
Zahlreiche Korrespondenzstücke, aber auch einige Werke und ein Lebensdokument der Schriftstellerin finden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
- Meldezettel von Goswina von Berlepsch (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Wienbibliothek Digital: Goswina von Berlepsch
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien: Böhlau 2016, S. 275
- Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938). Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015, passim
- Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900. 21. September bis 21. Jänner 1990. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125), S. 216
- Frauen in Bewegung 1848–1938: Berlepsch, Goswina von [Stand: 16.09.2024]
- Wikipedia: Maria Goswina von Berlepsch [Stand: 16.09.2024]
- Historisches Lexikon der Schweiz: Maria Goswina von Berlepsch [Stand: 16.09.2024]
- Friedhöfe Wien, Verstorbenensuche, Abfrage: Berlepsch Von, Goswina [Stand: 16.09.2024]
Goswina von Berlepsch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.