Auguste Groner
Auguste Groner, * 16. April 1850 Wien, † 7. März 1929 Wien, Erzählerin, Volks- und Jugendschriftstellerin, Krimiautorin.
Biografie
Die Tochter eines Rechnungsbeamten und Schwester des Malers Franz Kopallik und des Theologen Josef Kopallik wollte ursprünglich Konzertsängerin werden und besuchte das Konservatorium der Stadt Wien. Sie erhielt eine Malerei-Ausbildung an der Malschule des Kunstgewerbemuseums und besuchte dann die Lehrerinnenbildungsanstalt. Zwischen 1876 und 1905 war sie als Volksschullehrerin in Wien tätig.
1879 heiratete sie den Eisenbahnbeamten, Lexikografen und Journalisten Richard Groner, der ab 1881 Feuilletonredakteur des "Interessanten Blattes" war. 1890 kaufte sie die Burgruine Alt-Teuffenbach in der Steiermark, die sie teilweise erneuerte und wieder bewohnbar machte. Von 1905 bis 1911 gibt der "Lehmann" die Burg als Groners Sommerresidenz an.
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin schrieb Auguste Groner Erzählungen und Novellen. Viele davon wurden in verschiedenen Zeitschriften und Almanachen publiziert, dazu kamen im Laufe ihres Lebens über 90 selbstständige Buchpublikationen. Insgesamt veröffentlichte sie mehrere hundert Erzählungen und Romane, die sich großer Popularität erfreuten. Sie veröffentlichte auch unter den Pseudonymen M. Renorga, Auguste von der Paura, Olaf Björnson und Metis.
Auguste Groner schrieb viel für ein junges Publikum. Ihre historischen Jugendromane spielen zum Teil in Wien. 1894 gründete sie (als Beilage zum "Wiener Abendblatt") die "Österreichische Jugendzeitung" und daneben die "Österreichische Jugendbibliothek".
Sie veröffentlichte auch zahlreiche volks- und heimatgeschichtliche Werke, darunter "Geschichten aus Alt-Wien" (1891), "Aus unserer Vaterstadt (Alt-Wien)" (1892) mit Originalfederzeichnungen ihres Bruders Franz Kopallik, der immer wieder Illustrator oder Umschlaggestalter ihrer Bücher war, "Eva Bauernfeind. Eine Wiener Patriziergeschichte aus dem 17. Jahrhundert" (1911) und "So war mein Wien. Skizzen über alte Straßen, Plätze und Höfe in Wien" (1925).
Besonders erfolgreich war Auguste Groner aber mit Kriminalromanen und -erzählungen, sie gilt als erste Krimiautorin Österreichs. Mit Joseph Müller schuf sie "den ersten im Polizeidienst agierenden Seriendetektiv der deutschsprachigen Literatur"[1], der 1889 in der Erzählung "Das Geheimnis der Sylvesternacht" erstmals und bis 1924 in 17 Erzählungen und Romanen auftrat. Einige davon erschienen Anfang des 20. Jahrhunderts auch in den USA (Übersetzung von Grace Isabel Colbron), wo Auguste Groner als Krimiautorin durchaus bekannt wurde. Detektiv Müllers Ermittlungstechnik weist Ähnlichkeiten zu jener von Sherlock Holmes auf, Arthur Conan Doyles Romane erschienen allerdings erst ab 1894 auf Deutsch. Im Zentrum steht bei Groner nicht das Verbrechen, sondern die detektivische Arbeit ihrer Ermittler, die mehr Wert auf Gerechtigkeit legen als auf das Gesetz.
In Groners Texten werden immer wieder Abgründe hinter dem scheinbar Normalen sichtbar und manches Fehlverhalten als Folge der sozialen Verhältnisse der Menschen dargestellt. Groner schuf zwar keine Ermittlerinnen, doch ihre Frauenfiguren sind sorgfältig ausgestaltet und – etwa im "Novellenstrauß" "Liebesphasen" von 1888 – immer wieder mit Fragen konfrontiert, mit denen sich die frühe bürgerliche Frauenbewegung befasste. Dieser dürfte Auguste Groner jedenfalls nicht ferngestanden sein. Sie war befreundet mit der Frauenrechtlerin Auguste Fickert und kündigte ihren Austritt aus dem Verein des Deutschen Volkstheaters an, als dieser beschloss, Frauen kein Stimmrecht zuzugestehen[2].
Auguste Groner wurde mehrfach für ihr Werk ausgezeichnet, mit dem Preis der literarischen Abteilung der Weltausstellung in Chicago (1893), der Großen Goldenen Kaiser-Franz-Joseph-Medaille (1898) und der Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft. Am 7. März 1929 starb die Schriftstellerin im 79. Lebensjahr. Ihr ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich am Hietzinger Friedhof.
Seit 2009 wird vom Verein "Mörderische Schwestern" alle drei Jahre der nach Groner benannte Kriminalliteraturpreis "Goldene Auguste" vergeben.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.7296/1929: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Groner Augustine
- Meldezettel: Mitmeldung beim Gatten (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Lehmann’s Allgemeiner Wohnungsanzeiger
- Wienbibliothek Digital: Groner, Auguste: Brief an Unbekannt. Wien, 12.8.1882
- Wienbibliothek Digital: Auguste Groner
- Neues Wiener Tagblatt, 09.03.1929, "(Auguste Groner gestorben)"
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016 [Stand: 08.01.2025]
- Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938). Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015, S. 125, 134, 362
- Evelyne Polt-Heinzl: Die Frau mit den vielen Krimis. Auguste Groner (1850–1929). In: Dies.: Zeitlos. Neun Porträts. Von der ersten Krimiautorin Österreichs bis zur ersten Satirikerin Deutschlands. Wien: Milena Verlag 2005, S. 31–51
- Ariadne – Österreichische Nationalbibliothek: Frauen in Bewegung (Auguste Groner) [Stand: 08.01.2025]
- Wikipedia: Burg Alt-Teuffenbach [Stand: 08.01.2025]
- Wikipedia: Goldene Auguste [Stand: 08.01.2025]
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2/1. Wien: Daberkow 1892
Auguste Groner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus
Weblinks
Referenzen
- ↑ Evelyne Polt-Heinzl: Die Frau mit den vielen Krimis. Auguste Groner (1850–1929). In: Dies.: Zeitlos. Neun Porträts. Von der ersten Krimiautorin Österreichs bis zur ersten Satirikerin Deutschlands. Wien: Milena Verlag 2005, S. 42
- ↑ Groner, Auguste: Brief an Unbekannt. Wien, 12.8.1882