Gottfried Helnwein

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Helnwein, Gottfried
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  56921
GNDGemeindsame Normdatei 118548972
Wikidata Q381077
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. Oktober 1948
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Künstler
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.08.2024 durch WIEN1.lanm09fri


Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Kardinal König Preis (Verleihung: 1971)
  • Steiger Art Award (Verleihung: 28. März 2009)
  • "Goose Egg Nugget Award" von der Carl Barks Society (Verleihung: 24. März 2007)
  • Europäischer Kulturpreis für Bildende Kunst (Verleihung: 30. August 2021)


Gottfried Helnwein, * 8. Oktober 1948 Wien, Künstler.

Biografie

Gottfried Helnwein kam als ältester Sohn einer sechsköpfigen Familie in Wien zur Welt. Seine Kindheitstage im 10. Wiener Gemeindebezirk, der damals noch in der sowjetischen Besatzungszone lag, bezeichnete er später aufgrund der von ihm empfundenen geistigen Enge im tristen Nachkriegswien als "Hölle". In den 1940er und 1950er Jahren verbrachte Helnwein aber auch viel Zeit bei seinen Großeltern. Diese betrieben einen Bauernhof in Kautendorf im Weinviertel, den er im Nachhinein als "Himmel" beschrieb.

Schon als Jugendlicher folgte Gottfried Helnwein seinem zentralen Lebensthema – Kampf für die Freiheit und Protest gegen Unterdrückung, Konformismus und Autoritäten – und brach die Schule ab. 1965 bis 1969 besuchte er die Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Von den amerikanischen Besatzern bekam er in diesen Jahren seine ersten Donald-Duck-Ausgaben, die für sein Weltbild und damit für seine Arbeiten prägend wurden. Das Wesen Donald Ducks erschien ihm menschlicher als das der Menschen um ihn herum. Bis heute gibt er sich, wenn man ihn nach seiner religiösen Zugehörigkeit fragt, als "Donaldist" zu erkennen und bezeichnet die Kunstfigur Donald Duck als seinen Erlöser.

Von 1969 bis 1973 studierte Helnwein an der Akademie der bildenden Künste Wien Malerei in der Meisterklasse des Vertreters des Phantastischen Realismus, Rudolf Hausner. Inspiriert von der amerikanischen Pop Art, startete Gottfried Helnwein Anfang der 1970er Jahre mit performativer Kunst auf der Straße sowie mit fotografischen Aktionen in seinem Atelier und im öffentlichen Raum. Viele dieser Fotografien flossen später in seine Malerei ein. Im Sinne der Pop Art ging Helnwein sogar noch einen Schritt weiter. Er arbeitete mit Filmen und Werbung, entwarf provokante Covers für internationale Zeitungen und Zeitschriften und löste so weltweite Diskussionen aus.

Fortan richteten sich seine Arbeiten gegen die österreichische Nachkriegsideologie seiner Elterngeneration, gegen den Katholizismus und gegen Nazi-Persönlichkeiten, die in den 1970er Jahren immer noch in den verschiedensten Institutionen in Wien hohe Positionen innehatten. Mit seiner Kunst protestierte er aber auch gegen die bürgerliche Moral und gegen den gängigen Kunst- und Galerienbetrieb. Malen bedeutete für Helnwein "sich wehren". In seinen Werken thematisierte er daher immer wieder den Nationalsozialismus, Holocaust oder Vietnam-Krieg, also letztlich Formen von Gewalt und Missbrauch gegen wehrlose Menschen.

Seine ersten Arbeiten mit Wasserfarben, die verletzte, gequälte und bandagierte Kinder mit chirurgischen Instrumenten zeigen, erregten Anfang der 1970er Jahre große Empörung. Die Kunstwerke schockierten und lösten Proteststürme aus, mehrere Ausstellungen wurden geschlossen und die Bilder von der Polizei beschlagnahmt. Das Kind, vor allem das elfengleiche Mädchen, stand für Helnwein dabei als Metapher für die Menschlichkeit. Es existieren aber auch zahllose Selbstbildnisse, die ebenfalls Entstellungen, Verletzungen und Bandagierungen zeigen.

Gottfried Helnweins Werk wird dem sogenannten Hyperrealismus zugeordnet. Ein Schlüsselwerk seines Œuvres, das die Unmöglichkeit des "nicht Hinschauens" demonstriert, ist sein legendäres Bild "Epiphany" aus dem Jahr 2013. Wie in der klassischen "Anbetung der Könige" stehen auch hier eine weibliche Hauptfigur, Aria, und ihr Sohn Adolf im Zentrum des Bildes, beide werden bei Helnwein allerdings von hübschen, jungen Männern, allesamt Nazi-Offiziere, umgeben und angebetet.

Große Vorbilder aus dem Bereich der Musik waren in den 1970er und 1980er Jahren die Rolling Stones, die, wie Helnwein erzählt, seiner Generation erstmals eine Ahnung vermittelten, wie ein freies, selbstbestimmtes Leben aussehen könnte. Erst viel später war der Maler bereit, sich mit der abendländischen Kunst auseinanderzusetzen und studierte beispielsweise die italienischen Renaissancemaler. Tief beeindruckt von der ästhetischen Qualität, verspürte er eine inspirierende Nähe insbesondere zu dem spanischen Maler und Grafiker Francisco de Goya und dem deutschen Maler der Romantik, Caspar David Friedrich.

Helnwein arbeitete auch viel für internationale Theater- und Opernbühnen und malte legendäre Plakate für Theaterproduktionen. Mit seinen Kunstwerken berührte er Menschen emotional und setzte regelmäßig intensive Diskussionen in Gang. Immer wieder verwies Gottfried Helnwein darauf, dass seine Kunst erst dann angekommen sei, wenn sie Prozesse in Gang gebracht habe und seine Arbeiten in Dialog mit dem Betrachter getreten seien.

Nachdem Helnwein auf Empfehlung von Rudolf Hausner für eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien vorgeschlagen, jedoch von der Mehrheit der Stimmberechtigten abgelehnt wurde, übersiedelte er mit seiner zweiten Frau, Renate Kurrer, und seinen vier Kindern zuerst nach Deutschland. Seit 1997 lebt er in Südirland (Kilsheelan, Grafschaft Tipperary, Gurteen Castle) und in Los Angeles. 2005 heiratete Marilyn Manson Dita Von Teese in Helnweins irischem Schloss.

2005 stellte der Künstler in der Gruppenausstellung "Superstars. Das Prinzip Prominenz in der Kunst. Von Warhol bis Madonna" in der Kunsthalle Wien und im Kunstforum Wien aus. Im Laufe seines Lebens arbeitete er zudem mit internationalen Künstlerpersönlichkeiten zusammen, von denen einige später zu seinem engsten Freundeskreis zählten, wie Marlene Dietrich, Andy Warhol, Muhamad Ali, Wim Wenders, Lou Reed und Carl Barks. Für Letzteren kuratierte Gottfried Helnwein 2007 eine große Retrospektive im österreichischen Karikaturmuseum Krems. Im selben Jahr waren Helnweins Werke in einer Gruppenausstellung im niederösterreichischen Essl Museum in der Ausstellung "Passion for Art – 35 Jahre Essl Museum" zu sehen.

Der damalige niederösterreichische Landeshauptmann, Erwin Pröll, kürte Helnwein während einer Schifffahrt in der Wachau zum "Botschafter Niederösterreichs." Im selben Jahr erschien im Brandstätter Verlag die Publikation "Gottfried Helnwein – Face it!", die im Lentos Museum in Linz präsentiert wurde.

Neben seiner internationalen Ausstellungstätigkeit in Europa, USA, Asien und Russland stellte der Künstler 2008 in der Albertina Wien in einer Gruppenausstellung "Kunst nach 70" aus. 2013, anlässlich seines 65. Geburtstags, widmete ihm die Albertina Wien die erste große Retrospektive in Europa.

2016 hielt Helnwein die Trauerrede beim Begräbnis seines verstorbenen Freundes aus Wiener Studienzeiten, Manfred Deix, am Wiener Zentralfriedhof. Anlässlich seines eigenen 70. Geburtstags im Jahr 2018 verhüllte Helnwein den Wiener Ringturm. Die Arbeit zeigte ein sechsjähriges Mädchen, das mit einem Maschinengewehr auf den Betrachter zielt.

2023 wird Gottfried Helnwein, der zu den international bedeutendsten österreichischen Künstlern zählt, wieder in Wien ausstellen: Für den Zeitraum vom 5. Oktober 2023 bis zum 28. Jänner 2024 ist in der Albertina Wien die Ausstellung "Gottfried Helnwein – Solo Exhibition" geplant.

Literatur

Weblinks