Gütenbach
Der Gütenbach entspringt am Hufeisenberg und mündet bei Kalksburg in die Reiche Liesing. Beinahe sein gesamter Verlauf befindet sich auf dem Gebiet des Lainzer Tiergartens. Seine Länge von circa 7 km und sein Einzugsgebiet von 8,7 km2 wurden aus diesem Grund kaum verändert. Auch der Auwald an seinen Ufern ist weitgehend erhalten geblieben. Der Bach befindet sich in "naturnahem" Zustand, mit "guter" bis "sehr guter" Gewässergüte. Das mittlere Gefälle beträgt 33 ‰.
Der Oberlauf des Gütenbachs liegt verzweigt bis verästelt oder gestreckt in einem engen Kerbtal. Im Mittellauf weitet sich dieses zu einem Sohltal auf, der Bach gewinnt an Breite und bildet Mäander aus. Der Gütenbach hat zahlreiche Zubringer, die bekanntesten sind der Dachsgschlief-, der Kaiser- und Tiefe Graben. Anders als der Gütenbach führen diese meist nur unmittelbar nach Niederschlägen Wasser. Der Gütenbach verläuft fast ausschließlich in der Flyschzone des Wienerwaldes - seine Wasserführung hängt daher stark von Niederschlagsereignissen ab. Sein Mittelwasserabfluss (MQ) beträgt 0,06 m³/s, das einjährliche Hochwasser (HQ1) 2,5 m³/s und das jundertjährliche Hochwasser (HQ100) 25,3 m³/s.
Da der Gütenbach bis heute vorwiegend in un- oder kaum besiedeltem Gebiet verläuft, wurde in sein Bachbett nur stellenweise eingegriffen. Nur im Bereich von Straßenquerungen wurde der Flusslauf verrohrt oder die Ufer befestigt. Seit 1910 quert die Zweite Hochquellenleitung den Gütenbach mittels Düker. Der Mündungsbereich des Gütenbachs wurde dagegen mehrmals stark umgestaltet. Um 1780 verlief der Bach die letzten 400 Meter in einem Schotterbett. Direkt bei der Einmündung in die Reiche Liesing wurde mittels Wehr der Kalksburger Mühlbach ausgeleitet. Dieser Mühlbach wurde bis 1825 verlängert und ein Teil des Wassers zur Dotierung aus dem Gütenbach entnommen. Das restliche Wasser entwässerte weiterhin in die Reiche Liesing, sodass eine Überleitung über den Mühlbach mittels Aquädukt notwendig war. Um 1912 wurde der Bach vollständig in den Mühlbach abgeleitet. Im Mündungsgebiet waren zudem Siedlungen entstanden. Im Siedlungsgebiet wurde der Fluss bis 2010 begradigt und hart verbaut. Die Renaturierung des 245 Meter langen Mündungsbereichs wurde im März 2016 abgeschlossen.
Literatur
- Tanzer: Historische Morphologische Veränderung der südlichen Wiener Donauzubringer 1755–2010. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur Wien. Wien 2016, S. 81-84
- MA 45 (Wiener Gewässer): Wienerwaldbäche Abflusskennwerte. Unveröffentlichtes Manuskript. Wien 2014
- R. Wimmer / H. Wintersberger / M. Fink / G. Wimmer-Weinzettl / T. Komarek: Wiener Gewässer. Typologie, Morphologie, Kenndaten. Wien 2011