Kalksburg (Ort)

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Ecke Kalksburg-Kirchenplatz - Breitenfurter Straße (1949)
Daten zum Objekt
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48° 8' 16.20" N, 16° 14' 42.25" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kalksburg (23.), bis 1938 selbständige niederösterreichische Ortsgemeinde, von der Anlage her ein Kirchweiler im Bereich einer ehemaligen Burg (Sperrsiedlung des oberen Liesingtals, in dem sich alte Verkehrswege kreuzten; Ortszentrum am Fuß des Kirchhügels und am Eingang der Klause [Verbindung nach Mauer] noch gut erkennbar).

Der Ortsname leitet sich von Kalb (nicht von Kalk; Umdeutung 1357) beziehungsweise Berg (später zu Burg verändert) ab (demnach von einem Flurnamen mit der Bedeutung "Berggelände, auf dem Kälber geweidet werden") und ist im zwölften Jahrhundert mehrfach (jedoch in uneinheitlicher Schreibweise) überliefert (wobei die Identität nicht gesichert erscheint).

Blick auf Kalksburg mit Jesuitenkollegium am 15. August 1913.

Kalksburg fiel 1188 ("Chalbsperger") an die Babenberger; die Nennung herzoglicher Waldungen (1243) deutet auf Forstwirtschaft hin. Im Interregnum widersetzte sich Kalksburg den Habsburgern, musste sich aber schließlich unterwerfen. Im Spätmittelalter wuchs das Dorf aus den zwei älteren Teilen zusammen. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts war Kalksburg mit Mauer in einer Grundherrschaft vereinigt, um 1460 wurde die Burg zerstört; danach wurde in Kalksburg kein eigener Herrschaftssitz mehr geschaffen. Die Osmanenkriege (Erste Türkenbelagerung (1529), Zweite Türkenbelagerung (1683)) brachten Kalksburg schwere Verwüstungen. Die Jesuiten, die ab 1609 die Grundherrschaft innegehabt hatten, verloren diese im Zuge der Ordensaufhebung (1773).

Die Staatsgüteradministration zog die Herrschaften Mauer und Kalksburg ein und verkaufte sie 1790 an den Hofjuwelier Franz Ritter von Mack, der in Kalksburg, wo er seinen Wohnsitz hatte, eine Reihe von Bauwerken errichten ließ. Mack erwarb den ab 1751 bestehenden schlossähnlichen Besitz "Mon Perou", den 1760-1786 Karoline Fürstin Trautson besessen hatte, und baute ihn aus, ließ den alten Kalksburger Friedhof anlegen (auf dem er sich 1793 eine Gruftkapelle errichten ließ) und gründete die neue Pfarrkirche (Weihe 1801). Nach dem Tod Macks (1805) übernahm sein Sohn Valentin die Besitzungen, die sein Schwiegersohn Godefroy von ihm erbte. Dieser verkaufte das Schloss 1856 wieder an die Jesuiten, die hier ein Konvikt eröffneten (Jesuitenkollegium).

Kalksburg wurde am 15. Oktober 1938 nach Groß-Wien eingemeindet und war bis 1946/1954 Teil des 25. Bezirks beziehungsweise seit dem Inkrafttreten des Gebietsänderungsgesetzes am 1. September 1954 des 23. Bezirks Liesing und ist seitdem eine eigene Katastralgemeinde.

Häuser

  • 1542: 35
  • 1590: 38
  • 1602: 35
  • 1683: 35
  • 1751: 34
  • 1787: 37
  • 1794: 42
  • 1823: 42
  • 1830: 42
  • 1846: 49
  • 1851: 50
  • 1869: 65
  • 1880: 75
  • 1890: 98
  • 1900: 123
  • 1910: 123
  • 1923: 135
  • 1934: 169
  • 1951: 154
  • 1971: 304
  • 1981: 486
  • 1991: 526
  • 2001: 507

Einwohner

  • 1653: 115 (Kommunikanten)
  • 1783: 265
  • 1786: 248
  • 1794: 196
  • 1823: 305
  • 1830: 248
  • 1837: 304
  • 1846: 310
  • 1851: 261
  • 1857: 552
  • 1869: 631
  • 1880: 732
  • 1890: 794
  • 1900: 1.105
  • 1910: 834
  • 1923: 1.146
  • 1934: 1.164
  • 1951: 1.063
  • 1961: 1.374
  • 1971: 1.917
  • 1981: 2.238
  • 1991: 2.114
  • 2001: 2.079

Quellen

Literatur

  • Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 23), S. 23, 40 ff., 99 ff.
  • Ferdinand Opll: XXIII. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 8
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Band 2: Ortsnamen F bis M. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1990 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 350
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 322
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 125 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 37
  • Topographie von Niederösterreich. Band 5. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 21 ff.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band 3/2.Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 206
  • Primo Calvi: Darstellung des politischen Bezirkes Hietzing Umgebung. Durch umfassende Beschreibung aller Dörfer, Ortschaften, Kirchen, Schulen, Schlösser, Anstalten und bemerkenswerten Objecte. Wien: Selbstverlag 1901, S. 121 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 196
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 198 f.

Bevölkerungsgeschichte