Hans Richard Klecatsky
Hans Richard Klecatsky, * 6. November 1920 Wien, † 23. April 2015 Innsbruck, Jurist, Politiker.
Biografie
Hans Richard Klecatsky verlor seinen Vater, einen Buchhalter, schon als Kind. Seine Mutter musste die drei Kinder alleine aufziehen. Trotzdem konnte der Sohn nach der Volksschule in Wien-Meidling das Gymnasium in der Bundeserziehungsanstalt Traiskirchen besuchen, wo er im Mai 1938 die Matura ablegte. Im Anschluss nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf, das von Einsätzen im Reichsarbeitsdienst unterbrochen war. Im Herbst 1940 konnte er das deutsche "Referendarexamen" noch erfolgreich ablegen, ehe er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. Der Luftwaffe zugeteilt, kam er in Westeuropa und auf dem Balkan zum Einsatz.
Nach Kriegsende nahm er das Studium wieder auf, promovierte 1947 zum Dr. iur. und trat in den Justizdienst ein, wo er noch im Herbst des gleichen Jahres die Richteramtsprüfung beim Oberlandesgericht Wien ablegte. Ab 1947 als Richter im Verwaltungsgerichtshof als Referent tätig, wurde Klecatsky 1951 in den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes aufgenommen, 1959 wechselte er als damals jüngstes Mitglied an den Verwaltungsgerichtshof. Anfang 1965 avancierte er zum Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofes.
Nach einem Lehrauftrag für Verwaltungsverfahrensrecht an der heutigen Wirtschaftsuniversität Wien im Studienjahr 1960/1961 konnte er sich 1964 für Allgemeine Staatslehre, Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der Universität Innsbruck habilitieren. Bereits im folgenden Jahr erhielt Hans Richard Klecatsky dort eine Professur für Öffentliches Recht und übernahm die Leitung des Instituts für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft. 1966 berief Josef Klaus den anerkannten, parteilosen Juristen zum Justizminister in seiner ÖVP-Alleinregierung. In seine Amtszeit fallen unter anderem das Organhaftpflichtgesetz (1967), die endgültige Abschaffung der Todesstrafe und der Ausnahmegerichtsbarkeit (1968), das Strafvollzugsgesetz (1969) sowie das Bewährungshilfegesetz (1969). Er leitete damit wichtige Reformen im Justizwesen ein, auf denen spätere Regierungen aufbauen konnten.
Nach seinem Ausscheiden aus der Politik 1970 leitete Klecatsky bis zu seiner Emeritierung 1991 wieder das Innsbrucker Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft und setzte auch danach seine Lehrtätigkeit fort. Schwerpunkte galten dabei den Menschenrechten, den Volksgruppenrechten und dem Europarecht. Von 1963 bis 2004 fungierte er außerdem als Mitherausgeber der "Juristischen Blätter" sowie als Gründungs- und Ehrenobmann des "Europäischen Ombudsmann-Instituts". Große Verdienste erwarb er sich auch um die Österreichische Juristen-Kommission.
Der Jurist sorgte als Autor und Herausgeber für zahlreiche Publikationen zum Verfassungs- und Verwaltungsrecht, insbesondere auch zur Privatwirtschaftsverwaltung des Staates. Er wurde mit hohen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt. Fast 95-jährig verstarb er im April 2015 in Innsbruck.
Quellen
Literatur
- Ex-Justizminister Hans Klecatsky gestorben. In: Der Standard, 24.04.2015
- ORF Tirol: Ex-Justizminister Hans KIecatsky gestorben, 23.04.2015 [Stand: 13.06.2019]
- Florian Gasser: Der falsche Mann am Telefon. In: Die Zeit, 03.05.2012
- Franz Matscher / Peter Pernthaler / Andreas Raffeiner [Hg.]: Ein Leben für Recht und Gerechtigkeit. Festschrift für Hans R. Klecatsky zum 90. Geburtstag. Wien / Graz: NWV − Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2010 [siehe insbesondere den biografisch angelegten Beitrag von Oskar Peterlini S. 525 ff. und "Zur Person" S. 869ff.]
- Siegbert Morscher [u. a.] [Hg.]: Recht als Aufgabe und Verantwortung. Festschrift Hans R. Klecatsky zum 70. Geburtstag. Wien: Manz 1990