Haus Stadt 824
48° 12' 28.12" N, 16° 22' 34.81" E zur Karte im Wien Kulturgut
Haus Stadt 824; Grünes Rössel, Stainhofersches Haus.
Das Haus Stadt 824 stand auf der Grundfläche der heutigen Häuser Schulerstraße 18 und Schulerstraße 20. Im Jahr 1370 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Als es am 4. November 1373 an Johann von Tirna verpfändet wurde, trug es den Namen "Unter dem Nussbaum". 1438 und 1446 wechselte es aufgrund eines Gerichtsverfahrens den Eigentümer, da die jeweiligen Besitzerinnen Schulden nicht bezahlt hatten und auch nicht zur Verhandlung erschienen waren.
1572 kaufte der Buchdrucker Caspar Stainhofer) das Haus. Wahrscheinlich wurde es von ihm durch einen Neubau ersetzt, da es danach auch Stainhofersches Haus genannt wurde. Auch Eugen Messner nennt in seinem Buch "Die innere Stadt Wien" (1927) 1572 als Baujahr. Laut ihm soll sich im Jahr 1570 der Bäckerjunge Konrad Häussler zu Fronleichnam hinter dem Haus versteckt und dem Priester die Monstranz aus den Händen gerissen und unter einen Nussbaum geworfen haben. Daraufhin sei er vom aufgebrachten Volk zu Tode geprügelt worden. Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser) hingegen gibt an, dass es sich hierbei um einen Irrtum Messners handelt, da die Geschichte stark an einen Vorfall vom 27. Juni 1549 erinnert, der sich beim Haus Graben 10 (Ankerhaus) abgespielte. Außerdem war derselbe Vorfall, sogar mit Namens- und Datumsangabe (1570), auf einer Inschrift im Hof des alten Bürgerspitals beschrieben, wobei der Nussbaum "nächst diesem Stein über" gestanden sein soll. Da das Bürgerspital am Schweinemarkt (heute Lobkowitzplatz) stand, ergibt sich eine zu große Entfernung, um dieses Ereignis in der Schulerstraße zu lokalisieren.
Im Februar 1793 erwarb Elisabeth von Matt das Haus und richtete darin später ihre Privatsternwarte ein.
1896 wurde das Haus, das auf einer Grundfläche von 1298 Quadratmetern stand, abgebrochen. Das dadurch freigewordene Grundstück wurde zur Errichtung der Häuser Schulerstraße 18 (483 Quadratmeter) und Schulerstraße 20 (377 Quadratmeter) sowie zur Verbreiterung der Straßenfläche genutzt.
Literatur
- Peter Brosche / Klaralinda Ma-Kircher: Die Wiener Astronomin Elisabeth von Matt (1762–1814). In: Wiener Geschichtsblätter 67, Heft 3 (2012), S. 259–273
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 595-599