Hazel Rosenstrauch
Hazel Rosenstrauch, * 13. Mai 1945 London, Schriftstellerin, Essayistin, Historikerin.
Biografie
Hazel Rosenstrauch wurde 1945 als Tochter österreichischer Exilanten jüdischer Herkunft in London geboren. Ihre Mutter Edith Rosenstrauch-Königsberg, die zu einer der führenden Forscherinnen zum österreichischen Josephinismus werden sollte, und ihr Vater Oskar Rosenstrauch (1918–2008) trafen sich 1942 anlässlich der Gründungsversammlung des "Free Austrian Movement" in London. Sie heirateten 1942 in Manchester, wo im selben Jahr die erste Tochter Helen Liesl zur Welt kam.
Nach der Rückkehr ihrer Eltern aus dem englischen Exil nach Österreich wuchs Hazel Rosenstrauch ab 1946 in Wien auf. Hier verbrachte sie ihre Kindheit und besuchte nach der Volksschule in Floridsdorf anschließend das Gymnasium in der Stubenbastei. Danach wechselte sie in die vierjährige Handelsakademie und legte dort 1963 ihre Matura ab. Mit 18 Jahren ging sie für eineinhalb Jahre in die USA, anschließend nach Toronto, wo sie eine Anstellung in der Canadian Imperial Bank of Commerce fand. Da ihre Matura jedoch nicht für das Studium aller Fächer berechtigte, legte sie 1965 eine Ergänzungsprüfung bei der Externistenreifeprüfungskommission ab und nahm im selben Jahr ihr Studium der Germanistik, Philosophie und Soziologie an der Universität Berlin auf. 1976 wechselte sie für das Studium der Empirischen Kulturwissenschaften an die Universität Tübingen und promovierte 1983 mit einer Dissertation über den Buchhändler und Verleger Philipp Erasmus Reich.
Bereits während des Studiums war Hazel Rosenstrauch als Publizistin und Journalistin tätig. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Soziologischen Institut der Freien Universität Berlin (1982–1987) sowie am Institut für Sozioökonomie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1992–1994). Als Redakteurin betreute sie die Zeitschrift "Wiener Tagebuch" von 1988 bis zu deren Einstellung 1989. Anschließend war Rosenstrauch in Berlin hauptverantwortlich für die Zeitschrift "Gegenworte. Hefte für den Disput über Wissen" (1997–2005). Darüber hinaus publizierte sie Essays für Zeitschriften wie "Konkret", "Kursbuch", "Merkur", "Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte", "Ästhetik & Kommunikation" oder "Wespennest".
Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Forschungen waren und sind die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, das deutsch-jüdische Beziehungsgeflecht oder die Umbrüche um 1800. In ihren Büchern über Wilhelm und Caroline von Humboldt, den "empfindsamen Henker" Karl Huß oder "Congress mit Damen" fokussierte sie die intellektuellen Neuorientierungen und Widersprüche in der Zeit während und nach der Französischen Revolution.
Hazel Rosenstrauch erhielt 2012 den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik und 2015 den Theodor-Kramer-Preis.
Werke (Auswahl)
- Hazel Rosenstrauch: Buchhandelsmanufaktur und Aufklärung. Die Reformen des Buchhändlers und Verlegers Ph. E. Reich (1717–1787). Eine sozialgeschichtliche Studie zur Entwicklung des literarischen Marktes. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung 1986
- Hazel Rosenstrauch [Hg.]: Aus Nachbarn wurden Juden. Ausgrenzung und Selbstbehauptung 1933–1942. Berlin: Transit 1988
- Hazel Rosenstrauch: Beim Sichten der Erbschaft. Wiener Bilder für das Museum einer untergehenden Kultur. Eine Nacherzählung. Mannheim: Persona 1992
- Hazel Rosenstrauch: Die Grazie der Intellektuellen. Natascha und der Faktor S. Mannheim: Persona 1995
- Hazel Rosenstrauch: Karl August Varnhagen und die Kunst des geselligen Lebens. Eine Jugend um 1800. Biographischer Essay. Berlin: Das Arsenal 2003
- Hazel Rosenstrauch [Hg.]: Erstaunter Blick zurück. Edith Rosenstrauch-Königsberg 1921–2003. Wien: Theodor-Kramer-Gesellschaft 2004
- Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm Humboldt. Frankfurt am Main: Eichborn 2009 (= Die Andere Bibliothek 202)
- Hazel Rosenstrauch: Juden Narren Deutsche. Essays. Mannheim: Persona 2010
- Hazel Rosenstrauch: Karl Huß (1761–1836), der empfindsame Henker. Eine böhmische Miniatur. Berlin: Matthes & Seitz 2012
- Hazel Rosenstrauch: Eitelkeit. Ein spärlicher Name für einen überquellenden Inhalt. Kulturpublizistische Annäherungen. Berlin: Hochroth-Verlag 2013
- Hazel Rosenstrauch: Congress mit Damen. Europa zu Gast in Wien 1814/15. Wien: Czernin 2014
- Hazel Rosenstrauch: Simon Veit. Der missachtete Mann einer berühmten Frau. Mannheim: Persona 2019
Literatur
- Hazel Rosenstrauch: Zwischen Weltchronik und Einwickelpapier. Wohin mit den vielen Büchern? In: Wespennest Nr. 173 (2018), S. 62–64
- Theodor Kramer Preis 2015 (Beiträge von Gabriele Matzner-Holzer, Christoph Reinprecht, Hazel Rosenstrauch). In: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands. Jg. 32 (Dezember 2015), Nr. 4, S.19–28
- biografiA: Rosenstrauch Hazel Elfriede [Stand: 24.06.2024]
- Homepage von Hazel Rosenstrauch [Stand: 24.06.2024]
Hazel Rosenstrauch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.