Heidemarie Schrodt
Heidemarie Schrodt, * 15. Juli 1950 Ybbs an der Donau, Pädagogin.
Biografie
Heidemarie (Heidi) Schrodt schloss 1974 ihr Lehramtsstudium für Deutsch und Englisch an der Universität Wien ab und unterrichtete in den darauffolgenden 17 Jahren an mehreren Wiener AHS.
1992 wurde die Mutter eines Sohnes Direktorin am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Rahlgasse im 6. Wiener Gemeindebezirk. Die Schule kann auf eine lange Tradition der Mädchenförderung zurückblicken, war sie doch mit ihrer Eröffnung 1892 das erste Mädchengymnasium Österreichs. Bis 1979 wurden dort nur Mädchen unterrichtet, danach führte man die Schule koedukativ.
Für Schrodt waren die Neubestimmung und Weiterentwicklung der Koedukation zentrale Anliegen. Unter ihrer Leitung entstand aus den Projektideen Mädchenförderung, Antirassismus und Toleranz das neue Leitbild der Schule; die drei Schulschwerpunkte (Gender − Umwelt − Soziales, genannt GUS) wurden weiterentwickelt sowie Genderbeauftragte und Streithelfer installiert. Maßnahmen zur Mädchenförderung, wie etwa eigene Mädchenklassen, beurteilte die Öffentlichkeit oft skeptisch, während sie der Lehrkörper unterstützte. Mädchen- beziehungsweise Bubentage, an denen gesamtschulisch getrennte Programme angeboten wurden, sollten helfen, Rollenklischees abzubauen. Der erste dieser Aktionstage wurde 1995 von Johanna Dohnal eröffnet.
1994 kam es zur Eröffnung des generalsanierten Schulhauses. Außerdem werden seit Heidi Schrodts Direktion in der AHS Rahlgasse "kursartige Wahlpflichtfächer" angeboten.
Daneben trat Schrodt als gefragte Expertin in Bildungsfragen immer wieder in Erscheinung. 2004 holte sie der damalige SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer in das "Kompetenzteam Bildung". 2005 nahm sie einen Lehrauftrag der Universität Klagenfurt wahr und 2007 berief die damalige Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied, Schrodt in die ExpertInnen-Kommission, die sich mit der Evaluation bestehender Schulmodelle und dem Erarbeiten von Alternativen beschäftigte.
Heidi Schrodts geschlechterpolitisches Engagement an Schulen wurde mehrfach ausgezeichnet. Nach dem "Frauenpreis der Stadt Wien 2005" erhielt sie 2009 als Erste den "Mariahilfer Frauenring". Im Jahr darauf wurde ihr der "Käthe-Leichter-Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt" verliehen.
Auch nach ihrer Pensionierung 2010 bringt sich Schrodt aktiv in die Bildungsdebatte ein, so unterstützte sie etwa 2011 das Bildungsvolksbegehren. Einen besonderen Stellenwert nimmt für die Pädagogin die Bildungsgerechtigkeit ein. 2014 veröffentlichte sie zu diesem Thema das Buch "Sehr gut oder Nicht genügend – Schule und Migration in Österreich". Darin wurden insbesondere die Schwierigkeiten thematisiert, mit denen Schülerinnen und Schüler in einem bildungsungerechten System konfrontiert sind. Heidi Schrodt forderte daher ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, die Gesamtschule, den verstärkten Einsatz von Sprachförderlehrer*innen oder die Einführung von Türkisch als Maturafach.
Außerdem ist Heidi Schrodt Vorsitzende der Bildungsinitiative "BildungGrenzenlos", die sich für mehr Offenheit, Sachlichkeit und Innovationsbereitschaft im österreichischen Bildungssystem engagiert.
Literatur
- Erich Klein: Erst ignoriert, dann schöngeredet. In: Falter, 21.02.2018 [Stand: 04.09.2018]
- Heidi Schrodt erste Trägerin des Mariahilfer Frauenrings. In: Rathauskorrespondenz, 13.02.2009 [Stand: 04.09.2018]
- Wiener Frauenpreis 2005 an Sieglinde Rosenberger und Heidi Schrodt. In: Rathauskorrespondenz, 12.10.2005 [Stand: 04.09.2018]
- MA 57 − Frauenabteilung der Stadt Wien: Heidi Schrodt